Temperaturabhängig: Weißabgleich und Farbwiedergabe

Seite 5: Nachträgliche Korrektur

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Versehentliche Einstellung des Weißabgleichs auf Kunstlicht liefert einen extremen Blaustich. Macht man die Schuppenwand durch Anklicken mit der Mittelton-Pipette neutral grau, wird das Bild zu kalt.

Neben einer versehentlichen Falscheinstellung der Empfindlichkeit (ISO) gehört ein falscher Weißabgleich zu den ärgerlichsten Pannen in der Digitalfotografie, etwa weil man am Vorabend mit der Einstellung „Kunstlicht“ aufgenommen und vergessen hat, dies wieder umzustellen. Dann sind die Rettungsmöglichkeiten durch Korrekturen am JPEGFormat sehr bescheiden – im Vergleich zu dem, was „geht“, wenn man die exakt gleiche Aufnahme als Raw-Datei zur Verfügung hat (manche Kameras speichern auf Wunsch sowohl eine Raw-Datei als auch ein JPEG-Bild).

Eine spätnachmittägliche Gebirgsszene im Herbst, die etwa 4200 K entspricht, wurde „versehentlich“ mit der Einstellung Kunstlicht 3200 K aufgenommen, und dann zusätzlich noch einmal mit einer Filterung bei angenommenen 7500 K, so als wäre es mittägliche Hochgebirgsstimmung – leider aber wieder mit Kunstlicht-Weißabgleich“.

Das erste Bild lässt sich noch ganz gut retten, indem man mit der „Tonwertkorrektur“ von CS2 einen Weißabgleich der Mitteltöne auf die graue Verbretterung des Schuppens rechts am unteren Bildrand ausführt. Einige Farben sind aber seltsam verändert, vor allem fällt der Lilastich der Berge im Hintergrund auf und eine insgesamt zu kalte Stimmung. Um mehr Abendstimmung zu erzeugen, kann man im Dialog „Tonwertkorrektur“ unter „Optionen“ die Farbe für den Mittelwertabgleich von Neutralgrau ein wenig in Richtung Orange verschieben. Allerdings wird das Gebirge nun umso fliederfarbener.

Macht man die Schuppenwand durch Anklicken mit der Mittelton-Pipette neutral grau, wird das Bild zu kalt. Unter Optionen/Mitteltöne kann man mit dem Farbwähler ein wärmeres Grau vorgeben.

Deutlich lebhafter und natürlicher fällt das Ergebnis aus, wenn man in der Tonwertkorrektur das Histogramm kanalweise an den Enden, die keine oder kaum Werte aufweisen, beschneidet. Bei dem mit Kunstlichteinstellung und zusätzlich blaugefilterten JPEG lassen sich zwar im Vordergrund der Landschaft noch einigermaßen natürliche Töne nach diesen Verfahren erzielen, die Gebirgskette im Hintergrund wird aber hoffnungslos milkafarben und der Himmel bleicht völlig aus. Erst weitere massive Eingriffe mit verringerter Farbsättigung und zusätzlich kanalweise stark verbogenen Gammakurven liefern noch ein etwas annehmbareres Resultat, während sich aus der blaugefilterten Raw- Aufnahme fast identische Resultate wie aus dem ungefilterten Bild gewinnen lassen.

Zwar lassen sich durch die vorgestellten Korrekturen an den falsch abgeglichenen JPEG-Aufnahmen durch raffinierte Tricks in einigen Motivbereichen überzeugend wirkende Farben wiederherstellen, jedoch auf Kosten der korrekten Farbwiedergabe in anderen Bereichen. Insgesamt gehen Nuancen verloren, die nicht wiederherzustellen sind. Doch wenn Sie Bilder im Raw-Format aufnehmen, können Sie den Weißabgleich einstellen wie Sie wollen – er lässt sich nachträglich im Raw-Konverter auf dem PC beliebig verlustfrei umstellen.