Temperaturabhängig: Weißabgleich und Farbwiedergabe

Seite 6: Farbe am Monitor

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Wiedergegebene Farben, ob nun auf Papier oder dem Bildschirm, werden immer in einer bestimmten Umgebung betrachtet. „Objektiv richtige Farbwiedergabe“ könnte demnach bedeuten, dass Original und Wiedergabe – wenn man den fotografierten Gegenstand (also dessen „Körperfarbe“) neben das Foto oder den Bildschirm hielte – in den Farben genau gleich aussehen. Das ist eigentlich einleuchtend, aber was ist mit selbstleuchtenden Objekten wie einer Kerze? Und was, wenn das Medium selbstleuchtend ist wie ein Monitor?

Beim Papier ist der Weißpunkt durch die Reflektionseigenschaften des unbedruckten Papiers vorgegeben. Dieses kann gelblich oder bläulich getönt sein, es kann„ Weißmacher“ enthalten, die auf ultraviolettes Licht reagieren und so weiter, aber vereinfachend wollen wir annehmen, weißes Fotopapier sei einfach weiß und meinen damit, dass es alle Bereiche des Spektrums in gleichem Maße reflektiert (z. B. 90 Prozent). Bei einem empfindungsmäßig mittleren Grau geht man davon aus, dass es zirka 18 Prozent des Lichtes reflektiert (und den Rest verschluckt).

Dabei nimmt das gedruckte Bild die Farbtemperatur des Umgebungslichtes auf, in dem man es betrachtet, sodass sowohl durch die Adaption des menschlichen Sehsystems als auch durch einen „Weißabgleich“ alle Grautöne neutral und (im Idealfall) alle Farben korrekt erscheinen. Daher kann man davon ausgehen, dass ein korrekter Farbdruck unter verschiedenen Beleuchtungsbedingungen immer einigermaßen korrekt aussieht.

Bei passendem Weißabgleich des Monitors zum Umgebungslicht sollte die Darstellung auf dem Monitor (links) einer Papiervorlage (rechts) möglichst ähnlich sehen. Links unten eine Graukarte. Schräg eingeblendet Beleuchtung mit Halogenlampe statt Tageslicht.


Beim Bildschirm, der in der Regel zur Beurteilung und Einstellung von digitalen Farbbildern dient, wird die Situation schon komplizierter. Beim Monitor, dessen Weißpunkt auf ca. 6500 Kelvin eingestellt und der damit auf eine gleichartige Beleuchtung am Arbeitsplatz (Biolux-Leuchtstoffröhren bzw. Lichtfarbe 965) abgestimmt ist, sind Grau- und Weißtöne auf dem Bildschirm und auf dem Ausdruck eines Fotodruckers nahe beieinander. Da der Weißpunkt des Monitors – also das Licht, das er bei einem RGB-Wert von (255, 255, 255) abgibt – nicht auf der Reflektion des Umgebungslichtes beruht wie bei einem Papierbild, sondern durch das vom Monitor abgestrahlte Licht bestimmt wird, ändert er sich nicht, wenn sich die Farbtemperatur des Umgebungslichtes ändert.

Verändert man nun bei gleicher Farbabstimmung des Monitors das Umgebungslicht, zum Beispiel durch Halogenlicht (3200 K) statt Tageslichtlampen, müsste sich das Auge zwischen zwei Weißadaptionen entscheiden – entweder für das Weiß des Monitors oder das des Papiers. Besser wird die Situation, wenn man die Farbtemperatur des Monitors wieder an das Umgebungslicht anpasst, was aber bei Glühlampenlicht kaum exakt gelingen wird (der für die Aufnahmen verwendete Monitor ließ sich minimal auf 4000 K einstellen). Um also auf einem Monitor die Farbwiedergabe richtig beurteilen zu können, muss dessen Kalibrierung mit dem Umgebungslicht möglichst gut übereinstimmen. Für Letzteres kommen vor allem Tageslicht-Leuchtstofflampen infrage, wobei die Lichtfarbe mit einer Kennziffer bezeichnet wird – eine 8 an erster Stelle bezeichnet gute (z. B. 860 „Daylight“), eine 9 beste Farbwiedergabe (z. B. 965 „Biolux“), die beiden letzten die (ungefähre) Farbtemperatur, also 6000 oder 6500 Kelvin. Entscheidend ist die möglichst präzise Abstimmung von Grautönen auf eine Graukarte beziehungsweise des Weißpunktes auf Papierweiß oder besser die weiße Seite einer Graukarte.