Temperaturabhängig: Weißabgleich und Farbwiedergabe

Licht ist nicht gleich Licht: Im späten Abendrot, mittags bei blauem Himmel, im Hochgebirge oder bei Nieselregen – die Welt sieht immer wieder anders aus. Was dem Sehen die Adaption, ist der Kamera der Weißabgleich.

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Lesezeit: 19 Min.
Von
  • Johannes Leckebusch
Inhaltsverzeichnis

Unter Weißabgleich versteht man die Abstimmung eines Aufnahmemediums – Film oder Digitalkamera – auf das vorhandene Licht, sodass „farblose“ graue oder weiße Objekte auch neutralgrau beziehungsweise weiß wiedergegeben werden und alle übrigen Farben möglichst immer gleich erscheinen.

Das Grundkonzept des Weißabgleichs besteht darin, die Werte in den einzelnen Farbkanälen (Rot, Grün, Blau oder RGB) so zu verstärken oder abzuschwächen, dass eine graue wie auch weiße Fläche jeweils gleiche Datenwerte in allen RGB-Komponenten liefert, unabhängig von der Art der Beleuchtung. Bei der Endausgabe als JPEG-Fotodatei oder TIFF reicht der Wertebereich pro Kanal von 0–255 (8 Bit, für alle drei Kanäle aufsummiert 24 Bit). Demgegenüber stehen in den Kamerarohdaten bei 12 Bit noch Stufen von 0–4095 zu Verfügung (also 16-mal so viele), bei den neueren Modellen mit 14-Bit-Raw-Format gar von 0–16 383 (nochmals das Vierfache oder bezogen auf die Enddaten in 8 Bit das 64-fache!).

Der in einer modernen Digitalkamera eingebaute „automatische Weißabgleich“ kann nur vermuten, welche Bildelemente weiß oder grau aussehen sollen – und ob überhaupt solche im Motiv vorkommen. Manchmal wird behauptet, die Kamera suche nach dem hellsten Bereich im Motiv – so einfach kann es aber nicht sein, denn dann ließe sich eine Kamera beispielsweise durch helle, einfarbige Objekte auf dunklerem, grauen Untergrund leicht täuschen. Andererseits ändert die Beschaffenheit eines Motivs bei gleichbleibender Beleuchtung den Weißabgleich durchaus – in Grenzen.