Kopf-an-Kopf-Sparen
"Völliges neues Fahrerlebnis", "Fahren wie auf einem anderen Stern" und "selbst altgediente Motorjournalisten schwer beeindruckt". Nun ja, jedenfalls soll der VW XL1 lediglich 0,9 Liter auf 100 Kilometer verbrauchen. Als einer der Ersten darf ich eine Proberunde im zweisitzigen Leichtbauflitzer fahren
Nyon (Schweiz), 13. März 2013 – "Völlig neues Fahrerlebnis", "Fahren wie auf einem anderen Stern" und "selbst altgediente Motorjournalisten schwer beeindruckt". Mit Sätzen wie diesen wurde der XL1 auf dem Genfer Autosalon angepriesen. PR für den Coup, das "sparsamste Auto der Welt" jetzt auch in Kleinserie zu vermarkten. Der VW XL1 soll lediglich 0,9 Liter auf 100 Kilometer verbrauchen. Als einer der Ersten darf ich eine Proberunde im zweisitzigen Leichtbauflitzer fahren.
Videokameras statt Außenspiegel
Die Schmetterlingstüren erinnern weniger an ein Sparmobil als an einen Rennboliden. Die tiefe Sitzposition und die eng geschnittenen, nur im Ganzen in der Neigung verstellbaren Schalensitze ebenfalls. Was auf einen Sportwagen zutrifft, gilt auch für den 3,89 Meter kurzen XL1: Er soll so windschnittig und so leicht wie möglich sein. Entsprechend ist der XL1 mit 1,15 Meter sogar flacher als ein Porsche Boxster und mit 1,67 Meter schmaler als ein Polo. Der cW-Wert beträgt lediglich 0,19. Der Aerodynamik zum Opfer fielen die Außenspiegel. Als Ersatz dienen Videokameras, wie man es von vielen Studien, aber bisher von keinem Serienfahrzeug kennt. Erstmals haben die Zulassungsbehörden ihre Zustimmung dafür gegeben. Gewöhnungsbedürftig ist das Kamerasystem allerdings schon, weil die Bildschirme in den Türverkleidungen deutlich tiefer sitzen als gewöhnliche Außenspiegel. Heckfenster und Innenspiegel fallen ganz weg.
Kopf-an-Kopf-Sparen (28 Bilder)

Das sparsamste Auto der Welt: Der VW XL1 soll im Schnitt nur 0,9 Liter pro 100 Kilometer verbrauchen.
Fahrer versetzt Beifahrer
Das Raumangebot in der Kabine des XL1 geht in Ordnung, obwohl die Sitze für Fahrer und Beifahrer Platz sparend und deshalb versetzt hintereinander angeordnet sind. Der weiter nach hinten gerückte Beifahrersessel ermöglichte ein schmaleres Passagierabteil – und den Verzicht auf einen zweiten Airbag. Einen solchen gibt es nur auf der Fahrerseite. Das im nüchternen VW-Stil gehaltene Cockpit beschränkt sich ohnehin aufs Allernötigste. Ein Radio fehlt, statt elektrischen gibt es Fensterheber mit Kurbel und Assistenzsysteme wie Totwinkelwarner oder Spurhalteassistent sucht man vergeblich. Immerhin sind ein Tempomat und ein Navigationssystem an Bord, beides kann ja zum sparsamen Fahren beitragen, letzteres bietet auch eine Anzeige über den aktuellen Energiefluss.
Erstaunliches Gewicht
Im Heck gibt es ein 120 Liter fassendes Gepäckfach, das weniger für Reisegepäck als vielmehr für die Handtasche oder Einkaufstüten geeignet ist. Das hat den Nebeneffekt, dass der XL1 gar nicht erst zu viel Zusatzballast mit sich herumschleppen kann. Leer bringt das Auto 795 Kilogramm auf die Waage, was im Vergleich mit einem der vollkommen praxistauglichen, viersitzigen Kleinwagen der 60er-Jahre erstaunlich viel ist: Ein Citroën 2CV wiegt 600 kg, ein Trabant 601 deren 615, ein Renault R4 650 und ein VW Käfer 730. Aber zugegeben, diese Autos verbrauchen bei schlechteren Fahrleistungen und nicht vorhandener Sicherheit zwischen sechs und acht Liter und der kleine VW hat noch eine schwere Batterie dabei.