Verkehrsunternehmen: Katastrophenschutz braucht mehr Ladestationen für E-Busse

Im Katastrophenfall dienen Stadtbusse als Unterkünfte oder für Evakuierungen. Bisher ist die Infrastruktur dafür aber nur für fossil betriebene Busse ausgelegt.

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Symbolbild eines Busses

Das internationale Schutzzeichen des Zivilschutzes ist ein blaues Dreieck auf orangenem Grund.

(Bild: VDV)

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Stadtbusse des ÖPNV werden im Katastrophenfall aus dem Linienverkehr genommen und für Evakuierungen oder als Unterkünfte genutzt. Da diese Fahrzeuge in den kommenden Jahren voraussichtlich immer mehr auf alternative Antriebe umgestellt werden, muss über die dahinterstehende Infrastruktur nachgedacht werden, meint der Verband der Verkehrsunternehmen (VDV). Er hat ein Positionspaper erarbeitet unter dem Motto "Bus ist und bleibt Eckpfeiler des Katastrophenschutzes".

Auch wenn S-, U- oder Stadtbahnen wegen Stromausfalls nicht fahren können, stünden Busse bereit, schildert der VDV. Dafür sorgten Tankstellen mit ausreichend Kraftstoffvorrat und Notstromversorgung. Allerdings greife diese seit Jahrzehnten aufgebaute Infrastruktur nur für die fossil betriebenen Linienbusse.

Da die EU bis 2050 klimaneutral werden soll und der Verkehrssektor ein besonders hohes Potenzial habe, CO₂ einzusparen, werde sich ihr Anteil stark verringern und damit auch die herkömmliche Tankinfrastruktur abgebaut. Dann aber gebe es an den Betriebshöfen zu wenig Tankstellen für Fahrzeuge von Rettungskräften und auch zu wenig Personal und Ausrüstung, um solche Fahrzeuge zu reparieren.

Für die künftig immer mehr eingesetzten batterieelektrisch oder mit Wasserstoff betriebenen Busse müsse es deshalb eine Infrastruktur geben, die so wie die bisherige für den Katastrophen- oder Zivilschutzfall vorbereitet ist, geht aus dem VDV-Positionspapier hervor (PDF). Mit Blick auf das Jahr 2035, wenn auch die Regionalbusse elektrifiziert sein müssen, müssten Reichweiten und verfügbare Lade-Infrastruktur deutlich ausgebaut werden.

Neben der Energieinfrastruktur gebe es dabei auch einen anderen Aspekt zu bedenken. Es sei problematisch, wenn batterieelektrische Linienbusse plötzlich in den "Notverkehr" geschickt würden. Ihr Einsatz sei wegen der begrenzten Reichweite und der nötigen Ladezeiten in der Regel genau auf den Linienumlauf abgestimmt, für spontane zusätzliche Fahrten seien sie meistens nicht ausreichend geladen.

"Das muss strategisch aufgebaut werden – und gelingt nur in einer gemeinsamen Kraftanstrengung: Ohne die Kolleginnen und Kollegen im Zivil- und Katastrophenschutz vor Ort wird die Branche das nicht schaffen – und es sind beachtliche Investitionen notwendig", erklärte VDV-Vizepräsident Werner Overkamp. Zudem sei es nötig, dass sich die Kommunen daran beteiligten, Alternativkonzepte zu erarbeiten.

Investiert werden müsse also auch in eine Reserve von emissionsfreien Bussen, regt der VDV an. Betriebshöfe müssten leistungsfähige Notstromaggregate bekommen, es müsse auch gewährleistet werden, dass sie kontinuierlich mit den dafür notwendigen Kraftstoffen versorgt werden. Aufgaben des Bevölkerungsschutzes müssten von kommunalen auf private Busunternehmen übertragen werden, die einen Anteil an flüssigkraftstoffbetriebenen Bussen beziehungsweise Überlandbussen nutzen dürfen.

Die EU-Gremien haben sich darauf geeinigt, dass ab dem Jahr 2030 90 Prozent und ab 2035 dann 100 Prozent der in den Markt gebrachten Stadtbusse lokal emissionsfrei sein müssen. Wegen neuer Schadstoffnormen sei damit zu rechnen, dass bis ins Jahr 2029 hinein Busse mit der Abgasnorm Euro VI verkauft und zugelassen werden, erläutert der VDV. Mit einer Nutzungsdauer von 16 Jahren sei damit zu rechnen, dass flüssigkraftstoffbetriebene Stadtbusse als Bestandsfahrzeuge bis ins Jahr 2044 hinein eingesetzt werden könnten.

(anw)