Vor der IAA: Letzte Ausfahrt Zukunft – das Auto von morgen

Seite 2: Jobs, Jobs, Jobs

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In Frankfurt sitzt Gewerkschaftschef Jörg Hofmann im Hochhaus der IG Metall, zum IAA-Messegelände ist es nicht weit. Die Gewerkschaft spricht in den deutschen Autowerken ein gewichtiges Wort mit. Mit Blick auf den Main skizziert der Ökonom ein düsteres Bild, wie schlecht die Industrie auf die Job-Folgen des Strukturwandels vorbereitet sei. Von den 880.000 Beschäftigten im Fahrzeugbau hingen über 200.000 Arbeitsplätze vom Diesel ab. Eine Jahreszahl für das Ende des Verbrennungsmotors sei "Humbug", sagt Hofmann. "Wir wissen gar nicht, wie sich der Verbrennungsmotor weiterentwickelt."

Allerdings gehe kein Weg am E-Auto vorbei, auch wenn noch viele Probleme zu lösen seien. Elektroautos haben allerdings viel weniger Komponenten als herkömmliche Fahrzeuge. Also braucht man eigentlich viel weniger Leute in den Fabriken. Die Beschäftigten müssten umgeschult und qualifiziert werden, fordert der IG-Metall-Chef. Es gehe um eine Balance zwischen Beschäftigung und Mobilitätswende. "Zukunftssicherung ist nicht, den letzten Diesel zu verteidigen."

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Bis dieser letzte Diesel vom Band läuft, dürfte es allerdings noch dauern. Das zumindest sagen viele Experten aus Industrie und von Hochschulen. Technisch seien die Probleme beim Stickoxid im Griff, berichtet zum Beispiel Thomas Koch, Professor am Institut für Kolbenmaschinen am Karlsruher KIT. "Wir reden ausschließlich über Altlasten. Da gibt es einige Sündenfälle, die nicht akzeptabel sind." Eine "Verteufelung" der gesamten Technologie aber sei unangemessen.

Auch VW-Entwicklungschef Ulrich Eichhorn sagt: "Das Problem Stickoxid haben wir mit den neuen Motoren gelöst. Damit werden die künftigen Grenzwerte auch auf der Straße erfüllt."

Der Wissenschaftler Koch geht noch weiter: "Ich gehe sogar davon aus, dass wir auch noch in 100 Jahren den Dieselantrieb nutzen werden." Dazu müssten aber die Kraftstoffe geändert werden. Die Idee: synthetische Kraftstoffe, die idealerweise aus erneuerbarem Strom hergestellt sein sollten, um emissionsfrei zu fahren. Doch das kann dauern. Es braucht große Kapazitäten für Anlagen, und das ist teuer.

Wird der Diesel also künftig sauber und hat eine lange Zukunft? Angesichts der Abgas-Schummeleien und des ramponierten Diesel-Images überrascht das. Dennoch ist für Experten derzeit das wahrscheinlichste Szenario eine bunte Mischung: Es gibt 2030 einen Mix aus Verbrennungsmotoren, Hybridantrieben und Elektrowagen. Hinzu kommen Brennstoffzellen-Autos, wenn auch in eher kleiner Stückzahl.