Wissing zum verschobenen Verbrenner-Aus: "Die Bestandsflotte braucht E-Fuels"

Bundesverkehrsminister Volker Wissing und FDP-Chef Christian Lindner meinen, Klimaneutralität sei nur mit Technologieoffenheit günstig zu haben.

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Auspuff

Auspuff an einem BMW.

(Bild: heise online / anw)

Lesezeit: 3 Min.

Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) hat im Deutschlandfunk seine Einwände gegen ein Verbot von Neuwagen mit Verbrennermotor in der EU dargelegt. Mit einem solchen Verbot würde den Forschungen an synthetischen Kraftstoffen das Wasser abgegraben, dabei könnten auch diese einen Beitrag zu klimaneutraler Mobilität beitragen.

Die Experten, die sagen, E-Fuels seien zu ineffizient, zu teuer und könnten sich am Markt nicht durchsetzen, müssten sich dafür einsetzen, dass Verbrennungsmotoren nicht verboten werden. Es wäre ein Fehler, den E-Fuels keine Entwicklungschancen zu geben, sagte Wissing dem Deutschlandfunk. Wenn sie nicht marktfähig würden, könnten sie auch nicht kommen.

Die EU-Mitgliedsstaaten hatten eigentlich vor, am morgigen 7. März über ein Verbot von Neuwagen mit Verbrennungsmotor ab 2035 abzustimmen. Wissing hat vorige Woche dafür gesorgt, dass die Abstimmung verschoben wurde. Er erwartet von der EU-Kommission einen Vorschlag, wie synthetische Kraftstoffe nach 2035 genutzt werden könnten.

Auf den Einwand des Audi-Chefs Markus Duesmann, seine Autoindustrie brauche eine klare Entscheidung, um sicher planen zu können, sagte Wissing, er wolle das Klima schützen und die Bevölkerung davor, mit Mobilitätsangeboten konfrontiert zu werden, die knapp seien und deshalb immer teurer würden. Was die Mobilindustrie sagt und macht, müsse sie selbst verantworten. Es gehe nicht darum, nur auf die Industrie oder einzelne Stimmen zu hören, sondern die Interessen der Bevölkerung im Blick zu haben und die habe ein Interesse an Technologieoffenheit. Nur im Wettbewerb bildeten sich günstige Preise heraus.

Zu einem Zeitpunkt, an dem es noch fraglich sei, wie klimaneutrale Mobilität bezahlbar wäre, sei es nicht sinnvoll, durch ein Verbot die Möglichkeiten zu verengen. Zudem wandte Wissing ein, wie die Bestandsflotte klimaneutral betrieben werden solle, wenn keine E-Fuels genutzt würden. Es sei abwegig zu behaupten, er wolle die Verbrenner-Technik am Leben halten für den Fall, dass der Umstieg auf die E-Mobilität nicht klappt und noch länger fossile Treibstoffe nötig wären. Die FDP setze sich dafür ein, dass die Klimaziele eingehalten werden. Die Bedenken gegen ein Verbrenner-Aus habe er nicht jetzt erst vorgebracht, sondern schon vor Monaten.

Die FDP sorge dafür, dass Deutschland auf dem Weg der praktischen Vernunft bleibe, sagte FDP-Parteichef und Bundesfinanzminister Christian Lindner am Sonntagabend im ZDF. Öko-Sprit werde für die Bestandsflotte benötigt, weltweit werde der Verbrennungsmotor noch weiter eine große Rolle spielen. Auf die Entgegnung von Moderatorin Marietta Slomka, die deutschen Autohersteller wollten keine neuen Verbrenner mehr bauen, in Brüssel sei von einer "Lex Porsche" die Rede und Lindner sei selbst Porsche-Liebhaber, ging der FDP-Chef nicht ein. Vielmehr wies er darauf hin, dass auch andere EU-Länder Einwände gegen ein Verbrenner-Verbot hätten.

(anw)