Yahoo-Großaktionär: Microsofts Drohungen ein "grober Schnitzer"

Im Tauziehen mit Microsoft um eine mögliche Übernahme beziehungsweise um den Preis, den der Softwarekonzern bezahlen soll, bekommt das Management von Yahoo Schützenhilfe durch einen der Großaktionäre des Internet-Konzerns.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 54 Kommentare lesen
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Jürgen Kuri

Im Tauziehen mit Microsoft um eine mögliche Übernahme beziehungsweise um den Preis, den der Softwarekonzern bezahlen soll, bekommt das Management von Yahoo Schützenhilfe durch einen der Großaktionäre des Internet-Konzerns. Bill Miller, Portfolio-Manager der Investmentgesellschaft Legg Mason, meinte, die Drohung Microsofts mit einer feindlichen Übernahme zu einem geringeren als dem ursprünglich gebotenen Preis sei ein "grober Schnitzer" gewesen. In einem Interview mit dem Wall Street Journal meinte Miller, seine Firma sei darauf vorbereitet, Yahoo bei der Abwehr der Übernahme zu unterstützen, sollte Microsoft tatsächlich das Angebot reduzieren. Legg Mason ist mit 6,27 Prozent der Yahoo-Anteile der zweitgrößte institutionelle Anleger bei Yahoo nach Capital Research & Management (6,36 Prozent).

Microsoft hatte Yahoo am Wochenende ein Ultimatum gestellt: Wenn in den nächsten drei Wochen keine Einigung möglich sei, werde Microsoft eine feindliche Übernahme von Yahoo anstreben. Microsoft wolle sich bei einem Scheitern der Verhandlungen direkt an die Aktionäre wenden; in diesem Fall könnte das Angebot niedriger ausfallen als die bislang offerierten knapp 45 Milliarden Dollar. Yahoo hatte darauf mit der Erklärung reagiert, man sei ja zu Verhandlungen bereit, allerdings sehe man auch das ursprüngliche Angebot immer noch als zu niedrig an. Der Yahoo-Verwaltungsrat sei nach wie vor überzeugt, dass die Offerte nicht im besten Interesse des Unternehmens und der Aktionäre sei, meinte Yahoo-Chef Jerry Yang.

Diese Haltung unterstütze Miller nun gegenüber dem Wall Street Journal: Das Angebot von Microsoft sei nichts, über das er besonders begeistert sei. Die gebotenen knapp 45 Milliarden US-Dollar entsprechen nach dem Kurs vom gestrigen Dienstag 29,17 US-Dollar pro Aktie; Miller betonte aber, auch den ursprünglichen Wert von 31 US-Dollar je Yahoo-Aktie, der mit der Microsoft-Offerte verbunden gewesen sei, betrachte er als zu niedrig. Immerhin sei das das Anfangsgebot gewesen, er könne sich aber kaum an feindliche Übernahmen erinnern, in denen das Anfangsgebot auch den endgültigen Übernahmepreis bestimmt habe. Die Zustimmung der Yahoo-Aktionäre könne Microsoft nur gewinnen, wenn der Konzern das Angebot noch erhöhe – es sei keine gute Idee von Microsoft gewesen, im Zuge des Ultimatums den Aktionären zu erzählen, man wolle ihnen etwas wegnehmen. Schon eine Erhöhung des Angebots um einen US-Dollar würde einen großen psychologischen Effekt auf die Anteilseigner haben.

Siehe dazu auch: