Ausprobiert: fettfreies Kettenspray Dry Lube

Fettfreie Teflon-Sprays vermeiden, dass die Motorradkette Dreck schleudert. Sie haben aber auch Nachteile. Wir probieren es auf einem Einzylinder aus.

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(Bild: Clemens Gleich)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Clemens Gleich
Inhaltsverzeichnis

Die optimale Kettenpflege hängt stark von der Nutzung ab. Bei meinen aktuell geringeren Fahrleistungen sah ich die Chance, beim neuen Kettensatz mit fettfreiem, trockenen Schmiermittel zu fahren. Aufgrund guter Erfahrungen mit dem normalen Kettenspray von S100 verwendete ich das S100 Dry Lube. Es gibt dieses Produkt jedoch auch günstiger, zum Beispiel als "Procycle Dry Lube" von der Hausmarke der Motorradkette Louis. Mit Procycle-Produkten habe ich ebenfalls gute Erfahrungen gemacht. Das Schmiermittel in allen solchen Sprays ist PTFE (Polytetrafluorethylen), besser bekannt unter dem Markennamen "Teflon". Normale Fett-Kettensprays enthalten ebenfalls PTFE, Dry Lube enthält es jedoch als alleiniges Schmiermittel.

Die Kette schleudert kein Fett ab, das Motorrad bleibt also sauberer. Zusätzlich bleibt weniger Staub an der Kette kleben – ein großes Problem bei Fettsprays, weil der Staub und das Fett sich zu einer Paste vermischen, die zu erhöhtem Verschleiß führt.

Nachteile: Trockenschmierung hält wesentlich kürzer. Eine gut mit Fett behandelte Kette läuft bei trockenem Wetter und wenig Staub bis 1000 km zwischen Schmierintervallen (z. B. HKS oder S100). 500 km sind fast immer drin. Die Werksangabe für Dry Lube: 600 km im Trockenen, und bei Nässe ist der Schmierfilm sofort weg. Also sind eher 300 km im Trockenen mindestens drin. Dazu kommt, dass der trockene Schmierfilm unsichtbar ist. Man weiß also nie, ob er noch da ist. Diese Kombination führt dazu, dass Manche zur Sicherheit nach jedem Tanken nachschmieren (üblicherweise also circa alle 250 km). Viele User berichten auch über subjektiv lauter laufende Ketten (Fett dämpft die spitzeren Geräuschamplituden wohl etwas).

Die Meinungen über Trockenschmierung gehen auseinander. Manche berichten von etwas kürzerer Kettenlaufzeit, andere Ketten laufen länger. Das wird hauptsächlich an der generellen Kettenpflege hängen (siehe die Schmirgelpastebildung). Die Duke belastet Ketten recht stark: Die pulsierenden Drehmomentstöße des Einzylinders führen zum Schlagen und Peitschen. Ich habe daher meine Kette bei rund 19.000 km noch vor dem 20.000er-Service getauscht, weil eh das Federbein repariert werden musste. Sie war nach den Verschleißmaßen fertig. Diese Laufleistung schafft die neue Kette sicherlich auch mit Teflonschmierung, vielleicht eher mehr, denn mein Hauptverschleißfaktor ist neben dem hackenden Einzylinder Salzschmirgel im Kettenfett über das Winterhalbjahr.

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Damit Dry Lube drauf kann, muss vorher das Fett runter von der Kette. Das gilt auch für neue Ketten, denn die werden vorgeschmiert – nicht nur für den Betrieb, sondern vor allem für eine korrosionsgeschützte Lagerung. Beim Umstieg müssen Sie also außer PTFE-Spray auch Kettenreiniger kaufen. Am einfachsten finde ich es, einen Reiniger zur Wasserspülreinigung zu verwenden. Dazu bietet sich der Waschplatz an, denn dort sind Ölabscheider installiert. Für den Einsatz in der Garage daheim gibt es jedoch auch mehrzählig Kettenreiniger auf Waschbenzin-Basis, die das Fett lösen, sodass ein Lappen es aufnehmen kann. Bei der Entsorgung dieser Lappen würde ich lieber den lokalen Abfallentsorger befragen als das Internet, denn es gibt überall andere Vorgaben. Lokal fragen, lokales Optimum erhalten.

PTFE-Spray S100 Dry Lube (3 Bilder)

Die neue Kette gereinigt und von Fett befreit – Voraussetzung für den Auftrag von Teflonschmierung.
(Bild: Clemens Gleich)

Bei den ersten paar hundert Kilometern fiel mir am Teflonspray das auf, was Anderen schon auffiel: Wann schmiere ich nach? Keine Ahnung. Lieber etwas häufiger. Laufgeräusch: unauffällig, allerdings ist die Kette ja noch neu. Schiebewiderstand: in etwa wie bei Kettenfett, schätze ich. Bemerkenswert finde ich, dass die Kette natürlich trotzdem Staub sammelt (siehe Bilder), er geht nur leichter wieder ab. Ich hatte gehofft, dass Staub am Teflon weniger Haftung findet, aber Staub findet wohl leider immer Halt. Die Empfehlung des Herstellers, auch mit Dry Lube gelegentlich die Kette zu reinigen, werde ich daher beherzigen. Als Verbesserung würde ich mir einen Markierungs-Farbstoff im PTFE wünschen. Nachdem an PTFE nichts haftet außer Staub, könnte man vielleicht einen nicht schmirgelnden lila Staub entwickeln ...

(cgl)