Fahrzeugdiagnose mit OBD 2: Das richtige Werkzeug

Seite 2: Readiness Code

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Mit SID 04 werden sämtliche Fehlercodes im System, soweit vorgesehen, unwiderruflich gelöscht. Es ist keine gute Idee, einfach auf Verdacht alle Fehler zu löschen und so das Auto zu „reparieren“. Zwar passiert dadurch nichts Schädliches, allerdings hatte es ja eine Ursache, warum die Meldung auftrat und für einen Techniker sind diese Informationen dann verloren – wenn der Fehler nicht sowieso gleich wieder erkannt und gespeichert wird. Zuvor sollten Sie deshalb auf jeden Fall sämtliche Werte auslesen. Dazu gehören auch die Freeze Frame Daten, in denen bei bestimmten Fehlern zusätzlich verschiedene Messwerte gesichert werden, um die Rahmenbedingungen festzuhalten.

Beim Löschen passiert aber noch mehr, was oft übersehen wird. So wird auf jeden Fall die MIL ausgeschaltet und diverse Zähler (je nach Vorhandensein) für die Zeit seit dem Motorstart, dem letzten Fehler löschen und so weiter werden zurückgesetzt. Als wichtigster Wert wird aber der Readiness Code gelöscht – beziehungsweise streng genommen: Er wird gesetzt.

Ein Fahrzeug, bei dem die MIL leuchtet, hat keine Chance, die Hauptuntersuchung zu bestehen. Also wäre es vielleicht schlau, einfach kurz vorher alle Fehler zu löschen und die MIL dadurch auszuschalten. So könnte auch ein windiger Fahrzeugverkäufer handeln. Damit das nicht klappt, gibt es den Readiness Code: In diesem speichert das System, ob mit dem Fahrzeug genügend weit gefahren wurde, damit alle OBD-Systeme Zeit genug hatten, um Fehler zu erkennen. Wie viel Strecke dies ist, hängt vom System ab, üblicherweise reichen schon wenige Kilometer, sobald der Motor warm ist.

In vier Bytes speichert der Readiness Code, ob die MIL leuchtet, wie viele Fehler erkannt wurden und ob bestimmte Systeme vorhanden sind und mit der (Eigen-) Diagnose fertig sind. Durch das Löschen werden alle Bits auf 1 gesetzt. Das bedeutet: Das System hat keine Diagnose durchführen können. Null wird erst gesetzt, wenn das System die Diagnose abgeschlossen hat. Dieser Code sagt nicht aus, ob ein Fehler erkannt wurde oder nicht. Er informiert nur darüber, ob das System lang genug lief, um mögliche Fehler zu erkennen. Ist der Readiness Code nicht gebildet worden, konnte ebenfalls keine Abgasuntersuchung bestanden werden. Beim Kauf eines gebrauchten Autos sollte das stutzig machen. Der Readiness Code ist somit neben der MIL das wichtigste Indiz dafür, ob mit der Fahrzeugdiagnose alles in Ordnung ist.

Für die gelegentliche Kontrolle, als Pannenhelfer oder für den Gebrauchtwagenkauf lohnt sich ein einfaches Diagnose-Handgerät. An diesem befindet sich ein Kabel mit OBD-2-Stecker. Auf dem Display stehen die wichtigsten Funktionen zur Verfügung. Ohne Zusatzhardware können Sie damit schnell Messwerte und Fehler auslesen und letztere auch löschen.

Dazu wird das Diagnosegerät einfach in die OBD-Buchse gesteckt und die Zündung eingeschaltet. Für einzelne Funktionen kann es notwendig sein, dass der Motor laufen muss. Je nach Gerät verbindet es sich dann automatisch mit dem Fahrzeug oder Sie wählen die entsprechende Funktion. Die Spannungsversorgung erfolgt immer über die OBD-Buchse, sodass keine Batterie im Gerät notwendig ist.

Handgeräte um auf alle OBD-2-Funktionen zugreifen zu können sind praktisch für den unkomplizierten Einsatz.

(Bild: Schäffer)

Wie bereits im ersten Teil angesprochen, erlaubten ältere OBD-2-Normen verschiedene Protokolle, die zwar inzwischen bis auf eins alle nicht mehr bei neuen Modellen erlaubt sind, aber natürlich noch anzutreffen sind. So wie es sich lohnt, ein universelles Werkzeug für alle Radbolzengrößen dabei zu haben, sollte auch ihr Diagnosegerät alle alten Protokolle unterstützen und nicht nur das neue. Die veralteten Protokolle sind:

SAE J1850 (PWM und VPM)

ISO 9141

ISO 14230 (KW 2000).

CAN (speziell ISO 15765) ist das aktuell zulässige Protokoll für neue Fahrzeuge. Für Nutzfahrzeuge gibt es noch das Protokoll nach SAE J1930, das auch auf CAN (Controller Area Network) aufbaut, aber für Sie als PKW-Fahrer keine Relevanz hat und für das Sie keine Unterstützung benötigen.

Die meisten Diagnosegeräte für PKW-Nutzer beherrschen alle Protokolle, Sie sollten nur vorsichtig sein, wenn sie nicht angegeben werden. Einige Geräte werben damit, auch noch spezielle Funktionen für einzelne Hersteller zu bieten, oft für GM und Ford. Diese haben aber keinen Einfluss auf die OBD-2-Funktionen und sind eher nebensächlich.

Die einfachen Handgeräte können meistens nur Fehlercodes auslesen und Fehler löschen. Oft sind sie nicht einmal in der Lage, den wichtigen Readiness Code anzuzeigen. Für etwa 20 Euro finden Sie Angebote auch im Baumarkt oder beim Lebensmitteldiscounter. Diese funktionieren, bieten aber kaum Komfort. Die Fehler werden nur als Code ohne Klartext angezeigt. Für 50 Euro bekommen Sie bessere Geräte, die mehr Daten anzeigen, updatefähig sind und den Fehlercode auch übersetzen, wobei die Übersetzung ins Deutsche oft mangelhaft ist.

Wenn Sie den Ölwechsel selber durchführen, kann es interessant sein, ein Diagnosegerät zu kaufen, das auch noch das Service-Intervall zurücksetzen kann. Hier müssen Sie aber genau schauen, ob auch eventuell bei Ihnen vorgesehene Longlife-Intervalle beherrscht werden und ob das Gerät zu Ihrem Fahrzeug passt, da es sich hierbei nicht um eine Funktion von OBD 2 handelt, sondern eine herstellerspezifische Diagnosefunktion genutzt wird.

Fehlen Ihnen wichtige Fahrzeugdaten, weil die entsprechenden Anzeigen im Kombiinstrument nicht vorhanden sind? Dann sind OBD-Displays genau das richtige: Die Geräte verbleiben in der Diagnosebuchse und zeigen permanent die verfügbaren Werte an. Meistens können zudem Verbrauchswerte berechnet und Grenzwerte konfiguriert werden. Überschreitet beispielsweise die Drehzahl einen eingestellten Wert, wird ein Alarm ausgelöst. Die meisten Geräte können zusätzlich auch Fehlercodes auslesen und löschen.

Displays wie das Ultragauge (links) und A202 zeigen Messwerte permanent für den Fahrer an. Das A202 beherrscht allerdings nicht alle OBD-2-Protokolle.

(Bild: Schäffer)

Es ist naheliegend, dass es auch für OBD 2 auch Head-Up-Display-Nachrüstlösungen gibt. Dazu zeigt das Display die Werte spiegelverkehrt und man legt das Gerät so auf das Armaturenbrett, dass die Spiegelung im Sichtbereich liegt. Weil es an der Verbundglasscheibe zu einer Doppelspiegelung kommt, wird meistens eine Reflexionsscheibe mitgeliefert, die den Kontrast verbessert. Erfahrungsgemäß sind diese Displays eher unbefriedigend: Es werden zu viele Daten kleinteilig angezeigt und die Lesbarkeit ist bei Tageslicht unzureichend. Die permanente Anbringung der Reflexionsscheibe an der Frontscheibe ist, ähnlich wie Handyhalterungen und Krimskrams am Innenspiegel, nur dann erlaubt, wenn dies nicht im Sichtbereich, in etwa der Bereich der Scheibenwischer, des Fahrers erfolgt.