Fahrzeugdiagnose mit OBD 2: Das richtige Werkzeug

Seite 3: Diagnose

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So praktisch Displays sind, bergen sie auch ein großes Problem: Sie können die Fahrzeugbatterie leer saugen. Alle Geräte bieten die Funktion, dass sie sich selbständig zusammen mit der Zündung ein- und ausschalten. Um zu erkennen, ob die Zündung eingeschaltet wurde, gibt es verschiedene Verfahren, manchmal sind sie sogar wählbar. Wird dabei ständig probiert, eine Diagnoseverbindung aufzubauen, kann das verhindern, dass die Steuergeräte im Auto in den Ruhemodus wechseln und mehr Strom verbrauchen. Es genügt also nicht, nur einen Blick auf den Ruhestrom des Displays zu werfen, sondern man sollte eine Messung an der Batterie durchführen. 30 mA gelten allgemein als akzeptabler Wert für die gesamte Stromaufnahme nach Abschalten der Zündung.

Um einen Computer mit dem Fahrzeug zu verbinden, genügt für die älteren Protokolle ein Signalpegelwandler, der in einem einfachen Interface stecken kann. Die Protokoll-Logik muss dann in der Software auf dem PC enthalten sein. Für CAN ist dies nicht mehr möglich und Probleme mit dem Timing führen ebenfalls zu Problemen. Die kanadische Firma Elm Electronics entwickelte als eine der ersten 2005 einen Chip, der sämtliche Diagnoseprotokolle beherrschte und nur noch ein wenig externe Elektronik benötigte. Mit einfachen Befehlen, die an die alten Hayes AT-Befehle erinnern, kann der Chip dazu gebracht werden, eine Diagnoseverbindung aufzubauen und die Daten zu übertragen. Die Software auf dem PC muss sich nicht mehr um das Timing etc. kümmern. Dieser ELM327 revolutionierte den Diagnosemarkt.

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Leider wurde die Firma Opfer ihres Erfolgs. Chinesischen Raubkopierern gelang es, die Firmware auszulesen und seit dem überschwemmen illegale Kopien von Diagnoseinterfaces mit diesem Chip den Markt. Die raubkopierte Firmware ist zwar nicht aktuell und weist auch Fehler auf, aber in den meisten Fällen fällt das nicht weiter auf. Seit dem gibt es auch endlos viele kostenlose und teure Diagnoseprogramme, die sich alle damit schmücken, Diagnose per OBD 2 zu können, obwohl sie lediglich auf die Funktionen des ELM-Chips zugreifen.

Vorteilhaft an einer PC-Software ist, dass sie die Daten viel besser als auf einem kleinen Display darstellen kann, Möglichkeiten zur Auswertung bietet und auch Protokolldaten speichern oder ausdrucken kann.

Natürlich gibt es auch für Smartphones passende Apps. Sehr beliebt ist das Programm „Torque“, welches kostenlos und in einer Kaufversion angeboten wird. Es besticht durch die Möglichkeit, sich virtuelle Dashboards zu konfigurieren, auf denen die Daten durch unterschiedliche Instrumente angezeigt werden. Zusätzlich können Sie sich auch Sensorwerte vom Smartphone (GPS, Beschleunigung) einblenden lassen. Zudem kann es im HUD-Modus die Anzeige spiegelverkehrt darstellen.

Torque kann Daten vom ELM-kompatiblen Diagnosegeräten auf individuell anpassbaren Oberflächen darstellen.

Alternativ zu den ELM-Kopien – es gibt faktisch keine Originale mehr am Markt – gibt es auch Interface anderer Anbieter wie AGV/Diamex oder Scantool.net. Prinzipiell funktionieren diese genauso wie ein ELM, aber sie bieten Updates der Firmware und eventuell spezielle, herstellerspezifische Zugriffsmöglichkeiten. Oft werden die Diagnosechips auch einzeln angeboten, sodass man sie in eigene Projekte integrieren kann. Alle bekannten Protokollinterpreter sind kompatibel zum ELM-Befehlssatz, erweitern diesen aber oft. Somit kann jede Software, die für den ELM327 geschrieben wurde, auch mit den anderen Geräten kommunizieren. Eventuell ist allerdings eine (einmalige) Umstellung erforderlich.

Bei drahtlosen Diagnoseinterfaces (WLAN, Bluetooth) besteht die Gefahr, dass sich Hacker mit dem Gerät verbinden. Gängige Protokollchips bieten die Möglichkeit, das integrierte Diagnoseprotokoll zu umgehen und Low-Level-Befehle zu übertragen. Wie schon angesprochen, kann über die OBD-Buchse teilweise die Wegfahrsperre deaktiviert werden. Der Hacker könnte dann drahtlos Ihr Auto knacken. Ändern Sie deshalb auf jeden Fall wenigstens den Bluetooth-Pairing-Code für das Interface, sollten Sie das Interface permanent im Fahrzeug eingesteckt lassen. (mfz)