Warum Wi-Fi 6 besser funkt und was seine Nachfolger bringen

Seite 3: Weitere Optimierungen

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Neben der Beschleunigung hält die WLAN-Zukunft weitere Verbesserungen für reibungsärmeren Datenfunk bereit. Schon seit Längerem verwürfeln Windows, Android und iOS die MAC-Adresse ihrer WLAN-Schnittstelle (MAC Address Randomization), damit die Geräte und ihre Nutzer in verschiedenen Funknetzen nicht so leicht wiederzuerkennen sind. Bisher handelt es sich um proprietäre Methoden. Doch nun will die IEEE-Gruppe 802.11bh (Randomized and Changing MAC Addresses) einen übergreifenden Standard erarbeiten.

Er soll auch klären, wie man Nachteile des Verfahrens vermeiden kann. Würde sich ein Gerät beispielsweise mit jedem Funkzellwechsel eine neue MAC-Adresse erwürfeln, müsste man sich beim Roaming in einem größeren WLAN-Hotspot mit mehreren Basen jedes Mal neu anmelden.

Eine neue Topic Interest Group (TIG) untersucht unter dem Titel Ambient Power for IoT (AMP), wie WLAN-Geräte Energie aus der Umgebung beziehen könnten, um abseits von Stromsteckdosen und ohne Batterien gelegentlich Daten zu senden. Sie könnten dem Funkfeld Energie entziehen oder mechanische Energie (Rütteln, Vibrationen) zu Strom wandeln.

Eine weitere TIG hat das Hype-Thema Artificial Intelligence und Machine Learning (AIML) im Fokus. WLAN-Systeme für Unternehmen setzen schon heute auf künstliche Intelligenz. KI soll unter anderem die automatische Kanalwahl verbessern und die beste Kombination aus Signalbreite und Bruttodatenrate finden. Fraglich ist bislang, welche Aspekte normiert werden sollen, sodass KIs Informationen zum Funkbetrieb austauschen könnten.

Ob neue Standards aus den TIG-Arbeiten entstehen, entscheidet die steuernde 802.11 Working Group, wenn die Abschlussberichte vorliegen. Diese Hürde hat eine andere Gruppe bereits genommen: Der kommende Standard 802.11bf soll regeln, wie WLAN-Basen aus Änderungen des Funkkanals auf Änderungen in der Umgebung schließen (Sensing).

So könnte ein WLAN-System feststellen, wie viele Personen sich in einem Raum aufhalten, ob sie sitzen oder stehen, ob eine Person gestürzt ist oder sogar, wie viele Herzschläge und Atemzüge ein Schlafender macht. Derartiges Wi-Fi Sensing leisten heute schon Produkte der von Renesas übernommenen Firma Celeno. Sicherzustellen, dass WLAN-Nutzer unerwünschtes Ausspähen durch Wi-Fi Sensing vermeiden können, gehört auch zu den Aufgaben von 11bf.

Wi-Fi 6 hat sich im Markt etabliert, doch seine Vorteile wird es erst bei steigender Verbreitung voll ausspielen können. Wer einen alten Router oder Repeater ersetzen will, sollte jetzt das veraltete Wi-Fi 5 links liegen lassen. Mit Wi-Fi 7 kommt schon ab 2023 nicht nur abermals mehr Speed, sondern es bringt auch schlaue neue Funktionen mit, die für stabilere WLAN-Verbindungen und echtzeitfähigen Datenfunk sorgen.

c't Ausgabe 27/2022

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c't 27/2022

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In der Sonderausgabe c't 27/2022 schauen wir, was die Technik-Welt 2022 bewegt hat und überlegen, was 2023 wichtig wird. Dafür treten wir einen Schritt zurück und widmen uns den großen Fragen: Wohin geht die Reise bei Displays, Netzteilen, Prozessoren, Festplatten und Smartphones? Kann sich das Smart Home von der Cloud trennen? Wie krempelt künstliche Intelligenz die Branche um? Was ist der Stand der E-Mobilität und wie wurde Microsoft vom Open-Source-Feind eigentlich zum Pinguin-Freund? Diese und noch mehr Fragen beantworten wir in c't 27/2022. Viel Spaß beim Lesen!

(ea)