Budgetierung für Anfänger

Die Freude über die Beförderung ist noch nicht ganz abgeklungen, da kommt schon wieder Panik auf: Wie, ich muss ein Budget aufstellen? Ganz alleine? Genau. Aber keine Sorge, auch Anfänger können das ohne Gesichtsverlust schaffen.

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Marzena Sicking

"Die Aufstellung eines Budget ist die Kunst, Enttäuschungen gleichmäßig zu verteilen". Dieser weise Satz stammt von Maurice Stans, einem amerikanischen Finanzfachmann. Er wird öfter mit diesem Thema konfrontiert worden sein, daher hat er auch erkannt, worauf es letztendlich ankommt. Man muss alle Beteiligten halbwegs zufriedenstellen – oder ihnen zumindest den Eindruck vermitteln, dass die anderen auch nicht besser weggekommen sind. Hier ein paar Tricks, mit denen Ihnen dieses Kunststück gelingen wird.

Fragen Sie jeden, der etwas dazu zu sagen hat

Das bedeutet, dass Sie sich von Ihren Mitarbeitern auflisten lassen sollten, von welchem Bedarf diese in ihrem Bereich ausgehen. Da sind Ausgaben für freie Mitarbeiter, Dienstreisen, ausstehende Gehaltserhöhungen, Equipement, das erneuert werden muss. Sie können nicht alles wissen. Sie können aber davon ausgehen, dass Ihre Mitarbeiter das Thema Geld ganz genau unter Beobachtung haben. Wenn Sie sie mit ins Boot nehmen, erfahren Sie, was Sie wissen müssen und geben den Mitarbeitern außerdem das Gefühl, dass Sie ernst genommen werden und mitreden dürfen.

Schauen Sie sich die alten Budgets an

Niemand hat behauptet, dass Sie alles neu erfinden müssen. Schauen Sie sich die Budgets der vergangenen Jahre an. So erhalten Sie einen guten Überblick über Ausgaben, die immer wieder kommen und laufen nicht Gefahr, einen dieser wichtigen Posten zu vergessen. Sie sollten vor allem auf Korrekturen achten, die im Laufe des jeweiligen Jahres angefallen sind. Setzen Sie lieber etwas höher an. Das können Sie ggf. sogar mit den alten Budgets begründen ("Die Erfahrung der letzten Jahre zeigt..."). Ihr Chef wird beeindruckt sein, dass Sie sich so eingearbeitet haben. Und Sie dafür lieben, dass Sie am Ende doch weniger Geld ausgegeben haben, als budgetiert. Im umgekehrten Fall haben Sie Erklärungsbedarf.

Pokern Sie

Apropos Chef: Ein beliebter Trick ist es auch, das Budget grundsätzlich 10 bis 20 Prozent über dem anzusetzen, was man wirklich haben wollte. Dann lässt man sich diese vom Chef wieder abnehmen (schließlich hat der auch einen Vorgesetzten, dem gegenüber er sich mit angeblichen Einsparungen profilieren muss). Dann hat man am Ende genau den Betrag, den man eigentlich wollte und kann sich am Ende des Jahres aber trotzdem dafür loben lassen, wie toll man den Sparkurs eingehalten hat. Merke: Das Budget dem echten Bedarf anzupassen, diesen Fehler machen wirklich nur Anfänger.

Setzen Sie auf Visionen

Das Totschlag-Argument aller Planer sind die "Investitionen in die Zukunft". Wenn Ihnen der Chef das Budget um die Ohren hauen will, weil es meilenweit von seinen Vorstellungen entfernt ist, dann können Sie ihm immer noch mit dieser Nummer kommen. Selbstverständlich wissen Sie, dass die Zahlen völlig unrealistisch und viel zu hoch angesetzt sind. Aber ist denn das verwunderlich? Schließlich haben Sie nicht nur an den aktuellen Bedarf, sondern auch schon an die Umsetzung der Zukunftsziele gedacht! Wer will Ihnen denn daraus einen Strick drehen? Bitteschön, wenn das nicht erwünscht ist, dann rechnen Sie es eben wieder raus.

Zurück auf Start

Ihre Budgetplanung ist mehr oder weniger ein Schuss in Blaue. So 100-prozentig treffen werden Sie alle Zahlen sicher nicht. Deshalb sollten Sie das Budget bzw. die eigene Planung laufend überprüfen und nicht davor zurückschrecken, diese entsprechend anzupassen. Zu glauben, dass ein Budget für die Ewigkeit gemacht wurde und daran nicht mehr zu rütteln ist, ist nämlich ebenfalls ein typischer Anfängerfehler. (Marzena Sicking) / (map)
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