Der Neue: die ersten Wochen im Betrieb

Die ersten Wochen und Monate bei einem neuen Unternehmen sind eine echte Bewährungsprobe. Nicht nur wegen der offiziellen Probezeit, sondern auch wegen der neuen Kollegen.

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Marzena Sicking

Ihr Bewerbungsschreiben landete nicht sofort im Papierkorb, sondern auf dem Schreibtisch des Personalchefs. Das Bewerbungsgespräch lief super. Demnächst können Sie den neuen Job antreten. Sie haben es geschafft! Oder? Noch nicht ganz. Denn Sie müssen noch die Probezeit überstehen. Die offizielle. Und die, die Sie bei den neuen Kollegen haben.

Zeigen Sie gute Manieren


Sie sind der Neue, der in eine bestehende Struktur eindringt. Man wird Sie neugierig und misstrauisch beäugen. Wie so oft, kann der erste Eindruck entscheidend sein, also versuchen Sie, einen guten zu hinterlassen. Regel Nummer eins: seien Sie höflich. Grüßen Sie die Kollegen und stellen Sie sich vor. Normalerweise sollte Ihnen der neue Chef einen erfahrenen Mitarbeiter an die Seite stellen, der Ihnen nicht nur Ihr neues Büro zeigt, sondern Sie auch mit den neuen Kollegen bekannt macht. Wird das versäumt, müssen Sie selbst die Initiative ergreifen. Was Sie auf keinen Fall tun sollten: an Ihrem neuen Schreibtisch darauf warten, dass die Kollegen auf Sie zukommen.

Heben Sie sich das Selbstmarketing für später auf

Natürlich wollen alle wissen, was Sie bisher so gemacht haben und ob Sie wirklich "was drauf haben". Trotzdem wäre es nicht besonders schlau, bei der eigenen Geschichte zu übertreiben. Besser ist es, sachlich und knapp den eigenen Werdegang zu beschreiben und dann auch den Gegenüber mal zu Wort kommen zu lassen. Denn wenn Sie zu einem so frühen Zeitpunkt durchblicken lassen, dass Sie sich für den besten Arbeitnehmer in diesem Laden halten, können eigentlich nur zwei Dinge passieren. Entweder, die Kollegen halten Sie für einen blöden Angeber und werden Ihre Fähigkeiten bei der ersten Gelegenheit auf die Probe stellen (und wehe, Sie halten dann nicht, was Sie versprochen haben) oder sie glauben Ihnen tatsächlich. Dann werden Sie nicht als Kollege, sondern als Bedrohung wahrgenommen. Und man wird alles tun, damit Sie gar nicht erst zeigen können, was wirklich in Ihnen steckt.

Langsam angehen lassen

Unbeliebt machen Sie sich auch, wenn Sie schon nach drei Tagen beim Chef im Büro sitzen und diesem ein paar Vorschläge zur Optimierung des Work-Flows präsentieren. Es kann schon sein, dass Sie da ein paar echt gute Punkte entdeckt haben. Aber warten Sie bitte auf die passende Gelegenheit, um dieses Wissen anzubringen. Die ersten Wochen oder gar Tage sind dafür gänzlich ungeeignet. Zum einen wissen Sie noch nicht genug, um beurteilen zu können, ob die alten Strukturen nicht doch Ihren Sinn haben. Zum anderen werden Sie garantiert im Kollegenkreis unten durch sein, wenn Sie schon nach kurzer Zeit versuchen, den Laden "umzukrempeln". Denken Sie daran: jeder braucht Verbündete im Unternehmen. Und wenn Sie nur den Chef im Fokus haben, kann es sehr schnell sehr einsam um Sie herum werden.

Abstand halten

Zugleich sollten Sie sich aber auch nicht sofort mit allen verbrüdern. Besonders gefährlich: sofort zuviel aus dem eigenen Privatleben zu erzählen. Den Gerüchten, die über andere verbreitet werden, Glauben schenken. Seien Sie vorsichtig, wenn man versucht Ihnen mitzuteilen, wen Sie zu mögen haben und wen nicht. Halten Sie sich aus den Lästereien raus und bilden Sie sich lieber Ihre eigene Meinung. Bevor Sie zuviel über sich preisgeben, sollten Sie die Kollegen ohnehin etwas besser kennengelernt haben. Sonst riskieren Sie, dass die meisten Mitarbeiter schon alles über Sie wissen, bevor Sie auch nur ein Wort mit ihnen gewechselt haben.

Und dann noch die Frage: Einstand feiern oder nicht? Hier sollten Sie sich nach den Gepflogenheiten in der Firma erkundigen, denn es wäre ziemlich peinlich, wenn Sie der erste wären, der so eine Sause steigen lässt. Wichtig: erkundigen Sie sich auch nach den üblichen Zeiten und Vorgaben. Vielleicht ist der Umtrunk nur nach Feierabend erlaubt und Alkohol im Firmengebäude unerwünscht. Hier sollten Sie keinen Fehler machen. Den Einstand feiern Sie außerdem auf jeden Fall erst nach bestandener Probezeit. Sonst könnte Ihr Chef das missverstehen und Ihnen einen Strich durch die Rechnung bzw. Karriere machen. (Marzena Sicking) / (map)
(masi)