Finanzierung im IT-Handel: Selbstfinanzierung durch Rücklagen

Die Selbstfinanzierung ist für mittelständische Betriebe eine Alternative, mit der sie sich die Unabhängigkeit bewahren können. Allerdings funktioniert diese Variante nur bei bereits rentablen Unternehmen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht
Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Marzena Sicking

Wenn es um die Finanzierung von Wachstum oder Projekten und um mögliche Alternativen zum Bankkredit geht, wird eine Möglichkeit viel zu selten genannt. Die Selbstfinanzierung durch Eigenkapitalbildung bzw. zurückbehaltene Gewinne. Dabei ist dies noch immer der unabhängigste und gesündeste Weg. Und auch der günstigste. Schließlich müssen keine Zinsen für Kredite und Darlehen abbezahlt werden.

Bei der Selbstfinanzierung unterscheidet der Fachmann zwei Varianten: Die offene und die stille Selbstfinanzierung. Bei der offenen Finanzierung wird der ausgewiesene und bereits versteuerte Bilanzgewinn nicht ausgeschüttet, sondern als Gewinnrücklage einbehalten und später zu Investitionszwecken genutzt . "Offen" nennt man diese Art, weil sie bzw. der entsprechende Wert in der Bilanz erkennbar ist.

Bei der sogenannten "stillen Selbstfinanzierung" werden stille Reserven gebildet, in dem beispielsweise entstandene Wertsteigerungen nicht ausgewiesen werden oder Betriebsvermögen unterbewertet wird. Auch wenn Risiken durch Rückstellungen überbewertet werden, weil dadurch ein finanzielles Polster geschaffen werden soll, spricht man von einer "stillen Selbstfinanzierung". Es handelt sich um Werte, die in der Bilanz nicht klar als Rückstellungen für spätere Investitionen zu erkennen sind.

Eine stille Reserve kann beispielsweise der Firmenwagen sein, der vorschriftsmäßig abgeschrieben wurde. Tatsächlich hat er trotz erfolgter Abschreibung noch einen Wert. Dieser Wert wird aber erst realisiert, wenn das Auto verkauft und das Geld eingenommen wird. Eine typische stille Reserve im IT-Fachhandel sind die Rückstellungen für Garantiefälle. Stellt der Händler beispielsweise 2 Prozent seines Umsatzes für Garantiefälle zurück, tatsächlich wird aber nur ein Prozent abgerufen, so ist der nicht "aufgebrauchte" Betrag eine stille Reserve. Der Vorteil der stillen Reserven liegt unter anderem auch darin, dass sie erst zum Auflösungszeitpunkt besteuert werden, wenn also beispielsweise das Fahrzeug verkauft ist. Der daraus resultierende Steuerstundungseffekt kann ebenfalls zur Liquiditätsentlastung beitragen.

Die Selbstfinanzierung wird von Fachleuten als "Königsweg" bezeichnet, denn der Unternehmer bleibt sein eigener Herr, muss keiner Bank, keinem Partner und keinem Investor Rechenschaft ablegen. Um diesen Weg beschreiten zu können, muss das Unternehmen allerdings auch schon so gesund und selbständig sein, dass es Gewinne erwirtschaftet oder entsprechende Werte hat, die sich als Reserven eignen. Es ist also nur eine Alternative für rentable Betriebe. (Marzena Sicking) / (map)
(masi)