Insolvenzantrag: Devil und COS hoffen auf Rettung

Momentan steht das Geschäft bei Devil und COS still. Beide Distributoren werden noch in dieser Woche beim jeweiligen Amtsgericht Insolvenzantrag stellen. Ziel: Restrukturierung und Suche nach Investoren.

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Von
  • Robert Höwelkröger

Axel Grotjahn, CEO bei der Devil AG, muss mit seinem Unternehmen den schweren Gang zum Amtsgericht antreten und einen Antrag auf Insolvenz stellen.

(Bild: Devil)

Nun also doch: Zu Wochenbeginn mussten die Devil AG und die COS GmbH eklatante wirtschaftliche Probleme eingestehen. Sowohl Einkauf wie auch Bestellung und Auslieferung der Großhandelsgesellschaften sind erst einmal stillgelegt. Zudem hatten die Kreditversicherer die Limits heruntergefahren. Am kommenden Freitag sollten die Ergebnisse hektischer Rettungsversuche bekannt geben werden. Jetzt aber holte die Realität das Management um Devil-CEO Axel Grotjahn ein: Statt großes Aufatmen wird für Devil und für COS noch in dieser Woche beim jeweiligen Amtsgericht in Braunschweig und Gießen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt.

Zu hohe Außenstände und Verbindlichkeiten

Begründet wird dieser Schritt mit "Belastungen aus der Vergangenheit", die offenbar "nicht mehr tragbar" gewesen sind. Erst Ende 2009 hatte Devil nach eigener Restrukturierung über die Holdinggesellschaft BOD (Best of Distribution) eine Mehrheitsbeteiligung an der schon damals insolventen COS GmbH übernommen – um "COS als eigenständige Gesellschaft unter dem Dach der Devil AG weiterzuführen", wie es Devil-Gründer und -"Retter" Karsten Hartmann betonte.

Hintergrund für die neuerliche Schieflage beider Grossisten sind offensichtlich hohe Zahlungsausfälle. Der Schritt zu den Amtsgerichten wird von den Devil-Verantwortlichen nun als eine Chance gesehen, den "Restrukturierungsprozess fortsetzen" zu können. Weiter heißt es in einer Mitteilung des Grossisten: "Für den Ausbau der bisherigen Aktivitäten auf neuer Basis sind die Gespräche mit Investoren bereits vorangeschritten." Die Mitarbeiter beider Unternehmen seien am Mittwoch über die Pläne informiert worden.

In der Tat bietet ein Insolvenzverfahren durchaus die Chance, die Geschäftstätigkeit fortzusetzen; wenn auch auf niedrigerem Niveau und in der Regel einhergehend mit Entlassungen. Ein Beispiel dafür bot im März die Kölner b.com, die nach kurzer Insolvenzphase, deutlichem Abbau der Arbeitsplätze und konsequenter Reduzierung beim Produktportfolio, wieder die Geschäftstätigkeit aufnehmen konnte. Wenn auch nicht als inhabergeführte AG mit Torsten Belverato und Patrick Köhler als Gesellschafter, so doch als GmbH mit den beiden Managern als Geschäftsführer. Die Musik aber spielt in Hüllhorst. Die Wortmann AG beziehungsweise die Wortmann Beteiligungsgesellschaft hatte als Gesellschafter b.com übernommen. "Das Geschäft läuft erwartungsgemäß", sagte dazu Siegbert Wortmann im Gespräch mit heise resale. Immerhin hat er mit seinem Einstieg bei b.com die Erwartungen schon mal deutlich nach unten geschraubt: "Wir rechnen in diesem Jahr mit etwa 100 Millionen Euro." Zuletzt wies der Kölner Grossist einen Umsatz von etwa 260 Millionen Euro aus, wobei das Ergebnis in "keinem gesunden Verhältnis zum Umsatz stand".

Für Wortmann sind erst insolvente Firmen interessant

Unter Umständen kommt nun doch erneut Wortmann zum Zug. Auf Nachfrage hatte er gegenüber heise resale am Montag einen Einstieg bei Devil noch mit dem Hinweis dementiert, dass er nicht in bestehende Firmen investiere. Anders sei es bei Unternehmen, die sich im Insolvenzverfahren befinden würden, wie kürzlich im Fall von b.com. Und genau diese Situation findet er jetzt in Braunschweig und Pohlheim vor. Unter Umständen wird sich Siegbert Wortmann jetzt erst einmal die Zahlen der beiden Grossisten vornehmen, die Verbindlichkeiten und Forderungen der beiden Distributoren sowie seine eigenen Forderungen an sie auflisten, um dann vielleicht mit den Insolvenzverwaltern in Verhandlung zu treten. Im Fall Devil wäre dies nicht das erste Engagement der Wortmann AG bei dem Braunschweiger Distributor. Denn der Hüllhorster Hersteller und Distributor hielt schon einmal vor mehreren Jahren Anteile an Devil, um sie später wieder zurückzugeben. (roh)
(roh)