Studie: Bürowelten der Zukunft

Eine aktuelle Studie zeigt, was sich Arbeitnehmer vom Büro der Zukunft wünschen und Experten erwarten. Und die Umsetzung der Visionen ist bereits in vollem Gange.

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Marzena Sicking

Anlässlich seines 25-jährigen Bestehens in Deutschland hat Kyocera mit Unterstützung des Fraunhofer-Instituts insgesamt 1200 Experten aus Politik, Wirtschaft und Institutionen für Zukunfts-, Klima- und Arbeitsforschung sowie Büroentwicklung und Endanwender zum Thema "Büro der Zukunft" befragt. Sie sollten erzählen, wie die typische Arbeitsumgebung in 25 Jahren ihrer Ansicht nach wohl aussehen wird. Überraschend an den Ergebnissen ist vor allem, dass selbst die Experten keine großen Umbrüche, sondern vor allem eine Weiterentwicklung der bereits bestehenden Trends erwarten.

Das Büro der Gegenwart als Raum für die tägliche Verrichtung der Arbeit wird allmählich verschwinden. Denn das Büro der Zukunft ist nicht länger an den Sitz und die Geschäftszeiten des Arbeitgebers gebunden, sondern räumlich mobil und zeitlich flexibel. So wird das "Home Office", die Arbeit aus den eigenen vier Wänden, zur Selbstverständlichkeit werden, glauben jedenfalls 72 Prozent der Experten und 65 Prozent der Anwender.

Die Menschen werden, je nach Funktion und Aufgabe, stärker dezentral in virtuellen Arbeitsräumen tätig sein. Die Bürowelt der Zukunft wird aber nicht komplett virtuell funktionieren. Vielmehr werden kreative Kernteams in Zukunft zusammenarbeiten, die mit der Unternehmenskultur und Identität eng zusammenhängen. Zwei Drittel der Experten glauben, dass feste Unternehmensstrukturen in Zukunft aufbrechen und die Beschäftigung von freien Mitarbeitern normal werden wird – in allen Unternehmensbereichen. Die Arbeitszeitmodelle der Zukunft richten sich am individuell unterschiedlichen Arbeitsrhythmus des Einzelnen aus. Die Arbeit wird flexibler werden, jedoch werden Arbeit und Privatleben nicht komplett miteinander verschmelzen. Die Basis dafür bilden moderne, technisch ausgereifte Kommunikationssysteme und Vernetzungsmodelle.

Wie Stefan Rief, Leiter des Competence Centers Workspace Innovation am Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation, der an der Durchführung der Befragung beteiligt war, betont, ist auch die ständige Erreichbarkeit des Einzelnen bei der Vision von der Zukunft kein Thema mehr. Offenbar finde hier bereits ein Umdenken statt, sowohl Experten wie auch Anwender sind sich sicher, dass in Zukunft die Work-Life-Balance eine deutlich größere Rolle spielen wird. Heute wird sie von den meisten Arbeitnehmern ja gewünscht, in der Vision von der Zukunft ist sie eine Selbstverständlichkeit.

Darüber hinaus ist die Büroarbeit der Zukunft vor allem umweltverträglich, energie- und ressourcenneutral. Zugleich wird nicht nur die Technik, sondern auch ihre optische Gestaltung eine stärkere Rolle spielen: 55 Prozent der Befragten glaubt beispielsweise, dass in Zukunft auch das Design von Multifunktionssystemen eine entscheidende Rolle spielen wird. An das vor 20 Jahren von Zukunftsforschern prognostizierte "papierlose Büro“ glauben 44 Prozent der Befragten gar nicht mehr. Ein Großteil kann es sich aber durchaus noch vorstellen. Insgesamt glauben die Befragten vor allem, dass sich die Rolle des Papiers weg vom Standard-Arbeitsmaterial hin zur wertvollen Ressource verändern wird. Vor allem ausgewählte "Dokumente von Wert“ werden nach Meinung vieler Fachleute weiterhin physisch vorliegen – zum Beispiel Vertragsunterlagen, Urkunden oder wichtige Fotos. Bei den Anwendern kann sich auch nur jeder Vierte einen Arbeitsplatz ohne Papier vorstellen.

Dazu Stefan Rief: "Ob das Papier der Zukunft digital, wiederbeschreibbar, lösch- und auslesbar sein wird, muss sich noch zeigen. Sicher scheint, dass Experten und Anwender auch in der weiten Zukunft noch ein
intuitives, haptisches und einfaches Trägermedium in ihren Händen halten wollen.“

Außerdem sagen 94 Prozent der Befragten, das Büro der Zukunft sei "grün“ . Unternehmen müssten sich künftig noch stärker als bisher an ihrer CO2-Bilanz messen lassen und in allen Bereichen auf ressourcen- und energieneutrales Wirtschaften achten. Der so genannte "Carbon Footprint“, der Kohlenstoff-Fußabdruck, also die CO2 -Belastung eines Produkts, ist dabei nach Meinung von 72 Prozent der Experten ein guter Indikator für Umweltverträglichkeit. Das sehen zwei Drittel der Anwender ebenfalls so. (Marzena Sicking) / (map)
(masi)