Mobile Arbeitsplätze: gut für Zufriedenheit und Produktivität

Mobiles Arbeiten, insbesondere das Home Office, wünschen sich die meisten Arbeitnehmer, während die Chefs der Sache kritisch gegenüber stehen. Dabei profitiert vor allem der Arbeitgeber.

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Marzena Sicking

Seit einem Jahrzehnt hört man sie immer wieder, die Stimmen, die das "mobile Arbeiten" zum Trend ausrufen. Tatsache ist aber: nur drei bis sieben Prozent der Arbeitnehmer arbeiten "mobil", also im Home Office oder beim Kunden vor Ort. Denn während man den Mitarbeiter am Schreibtisch beim Kunden ja noch irgendwie "unter Kontrolle" hat, kann er im Home Office theoretisch auch die Wäsche bügeln oder ein Nickerchen halten, statt zu arbeiten. So denken zumindest viele Arbeitgeber. Deshalb wünschen sich zwar die meisten Arbeitnehmer, sie könnten im Home Office arbeiten. Doch die Chance, den Arbeitgeber zu überzeugen ist gering.

Dabei sind die Befürchtungen der Arbeitgeber keinesfalls begründet, wie eine aktuelle Studie zeigt. Vielmehr hebt das mobile Arbeiten nicht nur die Stimmung, sondern auch den Output. Mobile Arbeitsplätze führen zu Produktivitätssteigerungen von 25 Prozent bei gleichzeitigen Kostensenkungen von 16 Prozent und führen zu einer Steigerung der Mitarbeiterzufriedenheit von 15 bis 25 Prozent. Das hat eine Studie von Steria Mummert Consulting ergeben. Ergebnis: Die Marktforscher sagen dem mobilen Arbeitsplatz einen großen Boom voraus – wieder einmal: "2020 könnte der Anteil der Mobile Workers bereits bei 20 Prozent liegen", so Dr. Alexander Kaszubiak, Senior Consultant bei Steria Mummert Consulting.

Von den Arbeitnehmern am häufigsten gewünscht ist die Home-Office-Variante, die ihnen wenigstens an zwei bis drei Tagen in der Woche das Arbeiten von Zuhause aus ermöglicht. Die Vorstellung, sich die Zeit für die Fahrt ins Büro sparen und auch mal mit den Kindern Mittagessen zu können, klingt verlockend. Aber wie kriegt man den Chef dazu, sich auf das Experiment einzulassen? Ganz einfach: Sie müssen herausfinden, welche Vorbehalte er gegen das mobile Arbeiten hat und ihm diese erfolgreich widerlegen. Zuvor sollten Sie allerdings prüfen, ob die mobile Lösung überhaupt das richtige für Sie ist. Viele Arbeitnehmer träumen zwar davon, haben aber Jobs, die sich für dieses Modell gar nicht eignen. Wer beispielsweise ein Team leiten und ständig in Verbindung mit den Mitarbeitern sein muss, der kann das nur beschränkt von Zuhause aus tun. Natürlich gibt es Telefon, Fax, Internet etc. Aber manche Gespräche muss man persönlich führen.

Auch muss gewährleistet sein, dass Sie über alle Möglichkeiten verfügen, die Arbeit tatsächlich von Zuhause erledigen zu können. Das bedeutet, dass Sie die Technik und alle Programme brauchen, die die Kollegen im Büro auch haben. Wichtig ist auch ein separates Büro in Ihrem Haus oder Ihrer Wohnung. Denn wenn der Chef oder ein Kunde anruft, sollte kein Kleinkind in den Hörer krähen – sonst hat sich das Home Office umgehend wieder erledigt. Auch muss den Familienmitgliedern klar sein, dass Sie zwar zu Hause sind, aber trotzdem nicht für Spielchen, Hausarbeiten oder private Dinge zur Verfügung stehen. Ob im Büro oder zu Hause: die bezahlte Arbeitszeit müssen Sie ableisten und zwar üblicherweise in der Kernarbeitszeit von 9 bis 17 Uhr. Vielleicht ist es Ihrem Chef ja egal, ob Sie Ihre Arbeit während der Bürozeiten oder in der Nacht erledigen. Aber er wird sicher darauf bestehen, dass Sie während der Bürozeiten erreichbar sind. Was viele Arbeitnehmer nicht wissen: Auch im Home Office gelten die gesetzlichen Arbeitsschutzbestimmungen und für deren Umsetzung muss eigentlich der Arbeitgeber sorgen. Eine Komplikation, die viele Unternehmen scheuen.

Die Arbeitnehmer tappen hingegen häufig in die Selbstausbeuter-Falle: Gerade weil sie von Zuhause aus arbeiten, haben sie ein unterschwellig schlechtes Gewissen. Oder haben das Gefühl, ihre Arbeit sei nicht so "vollwertig", wie die der Kollegen im Büro. Um Chef und Kollegen das Gegenteil zu beweisen, hängen sich die Home-Office-Mitarbeiter stärker rein, arbeiten deutlich länger und – mangels Ablenkung – auch deutlich effektiver, als die Kollegen im Büro. Häufig übertreiben sie es: wie die Experten von Steria Mummert Consulting erklären, bräuchten gerade die mobilen Arbeiter häufig Schulungen zu Themen wie Zeitmanagement, Stressbewältigung und Selbstmanagement, um einer möglichen Selbstausbeutung vorzubeugen und die Work-Life-Balance wieder herzustellen. (Marzena Sicking) / (map)
(masi)