Elektroauto: Erster Fahreindruck aus dem Ford Explorer
FĂŒr Ford in Europa ist der Explorer ein Neustart in eine elektrische Zukunft â mit Technik von Volkswagen. Der Fahreindruck ist dennoch recht unterschiedlich.
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(Bild: Ford)
- Joaquim Oliveira
Ford setzt nahezu sein gesamtes Portfolio fĂŒr den europĂ€ischen Markt neu auf und schickt traditionelle Modelle wie Fiesta, Focus, Mondeo oder Galaxy in den Ruhestand. Mit dem Explorer schickt Ford ein batterieelektrisches Mittelklassemodell ins Rennen, das ebenso wie die ID-Modelle von VW, Skoda Enyaq oder Audi Q4 e-tron auf der MEB-Plattform des Volkswagen-Konzerns aufbaut. Damit bekommt der mit US-Fokus entwickelte Mustang Mach E ein fĂŒr Europa konzipiertes Elektro-Modell zur Seite gestellt. AuĂer den beiden batterieelektrischen Autos bietet Ford eine teilelektrische Option fĂŒr seine Crossover-Modelle Puma (Test) und Kuga. Produziert wird der Explorer in Köln. Der Umbau der dortigen Fertigung auf neue Elektromodelle soll der Hauptgrund sein, aus dem er mit stattlicher Verzögerung in diesem Sommer zu den Kunden rollt. Das 4,47 Meter messende Auto will Ford ab 49.500 Euro anbieten.
Einstiegsmodell mit 52 kWh ab Ende 2024
Die AkkukapazitĂ€ten liegen mit 77 sowie 79 kWh praktisch gleichauf mit den VW-Modellen und auch bei der Leistung gibt es keine Ăberraschung. WĂ€hrend die Version mit Hinterradantrieb 210 kW leistet und ein Drehmoment von 585 Nm bietet, kommt der Allradler mit einem Elektromotor an der Vorderachse auf zusammen 250 kW. Die gröĂere Batterieversion kann mit bis zu 185 kW geladen werden, die Basisversion schafft gerade einmal 135 kW. Ende des Jahres folgt ein Einstiegsmodell mit einem 52-kWh-Akku und 125 kW ab 42.500 Euro.
Ford Explorer (5 Bilder)
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(Bild: Ford)
Mit dem 210-kW-Hinterradantrieb beschleunigt der Explorer aus dem Stand in 6,4 Sekunden auf Tempo 100 und erreicht 180 km/h. Der Normverbrauch von rund 14 kWh pro 100 Kilometer soll eine Reichweite von 600 Kilometern ermöglichen, bevor er wieder an den Ladestecker geht. In der RealitÀt sind es wohl eher rund 480 Kilometer und die Allradversion schafft allenfalls die 400er-Marke. Sie ist mit den zusÀtzlichen 109 kW Leistung an der Vorderachse in der Lage, aus dem Stand 5,3 Sekunden und maximal 189 km/h zu erreichen.
Deutlich komfortabler abgestimmt
Der erste Fahreindruck zeigt, dass der Explorer 4x4 seine Leistung souverĂ€ner auf die Fahrbahn bringt, im Alltag jedoch kaum dynamischer unterwegs ist. DafĂŒr hat ihm der Hecktriebler einen um ein Meter kleineren Wendekreis voraus, was im praktischen Einsatz deutlicher auffĂ€llt, als der kleine Unterschied bei der Fahrdynamik. Anders als bei der technischen Basis baut Ford keine Paddles fĂŒr die RekuperationsstĂ€rke ans Lenkrad. Sie ist vorwĂ€hlbar mit dem Fahrmodus B oder durch das Sportprogramm. Echtes Ein-Pedal-Fahren ist aber in beiden FĂ€llen nicht möglich.
Im Unterschied zu den Elektromodellen des VW-Konzerns auf gleicher Plattform ist der Explorer deutlich komfortabler abgestimmt. Die RĂŒckmeldung im BremsgefĂŒhl ist direkt und linearer als man es von einigen klassenhöheren Elektroautos kennt. Leider haben die Kölner die exzellente RĂŒckmeldung vieler Ford-Modelle nicht komplett auf den Explorer ĂŒbertragen. In allen Fahrmodi wirkt die Lenkung zu leicht und zu unprĂ€zise. Schade auch, dass Ford auf die adaptiven DĂ€mpfer verzichtet. Sie bleiben unbeeinflusst von den Modi.
Ford Explorer (6 Bilder)
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(Bild: Ford)
Im Innenraum erinnert der Explorer an einigen Stellen durchaus an einen VW. Schalter, Bedienmodule und selbst die Warnsignale der Fahrassistenzsysteme kennt man so von Skoda, VW oder Audi. Die kleine Displayeinheit hinter dem Steuer wird durch ein Head-up-Display mehr als sinnvoll ergĂ€nzt. Eine deutliche Differenzierung macht der zentrale 14,6-Zoll-Infotainment-Bildschirm. Einzigartig ist auch das Fach zwischen den beiden Vordersitzen, das ein Volumen von 17 Liter bietet, um in sich Laptops, mehrere Flaschen oder auch mittelgroĂe Damenhandtaschen aufzunehmen.
450 Liter GepÀckraum
Harte OberflĂ€chen und nicht ausgekleidete TĂŒrtaschen sind einem hohen QualitĂ€tseindruck nicht zutrĂ€glich. Ein Mittelstreifen auf dem Armaturenbrett und den TĂŒren ist in der Premium-Version mit einer etwas weicheren OberflĂ€che ausgestattet. Selbst in den edlen Versionen bietet Ford jedoch kein Echtleder an. Immerhin bietet die Topversion Details wie Panoramadach, Matrix-LED-Scheinwerfer, eine elektrische Heckklappe und 20-Zoll-Leichtmetallfelgen.
Auf 2,77 Meter Radstand bietet der Ford Explorer auch im Fond ausreichend Raum fĂŒr Knie, Kopf und Schultern. Die RĂŒcksitze lassen sich im VerhĂ€ltnis 1â3 zu 2â3 umklappen, wobei der mittlere Sitz unabhĂ€ngig davon abgesenkt werden kann, um einen Gegenstand aus dem 450 Liter groĂen GepĂ€ckraum zu entnehmen. Unter dem GepĂ€ckraum findet zum Beispiel das Ladekabel Platz, da Ford auf einen Frunk verzichtet.
Die erste Probefahrt bestÀtigt den Eindruck, dass Ford mit dem Explorer ein eigenstÀndiges Produkt gelungen ist, das man durchaus wegen seiner Eigenschaften den Elektroautos auf gleicher technischer Basis vorziehen kann. Hervorzuheben ist insbesondere der höhere Fahrkomfort. An die enge Verwandtschaft erinnern ausgerechnet einige Bedienelemente im direkten Sichtbereich.
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(fpi)