Elektroauto GAC Aion V aus China im Fahrbericht: Konkurrenz fĂĽr den VW ID.4
Der chinesische Hersteller GAC will 2025 den Aion V nach Europa bringen. Das kompakte Elektro-Crossover machte auf den ersten Kilometern einen reifen Eindruck.​
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(Bild: GAC)
- Wolfgang Gomoll
Das Auto in der Darreichungsform "kompakter Crossover" bietet mit 4,60 m Länge, 1,85 m Breite und 1,69 m Höhe ähnliche Dimensionen wie ein Opel Grandland oder ein VW ID.4. Seine kantige Gestaltung, die Zweifarb-Lackierung und der aufgeräumte Innenraum erzeugen ein individuelles Erscheinungsbild. Das erste Auto, das die schon 1955 gegründete Guangzhou Automobile (GAC) nach Europa bringen will, besitzt Wiedererkennungswert. Am Rande des Pariser Autosalons stand uns ein Vorserienmodell für ein paar Kilometer Probefahrt zur Verfügung.
Sparsam mit Bedienelementen
Bei der Gestaltung des Interieurs galt wohl "weniger ist mehr". Das betrifft auch physische Bedienelemente, ohne dass GAC so extrem sparsam wurde wie Tesla. Das Instrumentendisplay misst 8,9 Zoll, der zentrale Touchscreen 14,6 Zoll. Ein Head-up-Display ist nicht im Angebot. Abgesehen von zwei Rollknöpfen am Lenkrad läuft die Bedienung komplett über den Touchscreen und per Sprache ab, eine Option, die im Testwagen noch nicht zur Verfügung stand. Davon abgesehen ist die Bedienung im Gegensatz zu vielen anderen chinesischen Autos fast schon intuitiv.
GAC Aion V Exterior (7 Bilder)
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GAC
)Die dick gepolsterten Sitze sind bequem und das terrakottafarbene Leder fühlt sich weich an. Dass die beiden Vordersitze über eine Massagefunktion mit acht Punkten in drei Varianten verfügen, trägt zum Wohlfühlambiente bei. Vorne und hinten ist genug Platz vorhanden. Wer im Aion schlafen möchte, kann dazu die Lehnen zu einer Liegefläche für zwei Erwachsene flachlegen. Ein kleiner Kühlschrank zwischen den vorderen Sitzen hält auch bei langen Fahrten die Getränke frisch.
Auswahl bei der Rekuperation
Auf dem Heimatmarkt wird der Aion V in zwei Versionen mit 150 oder 165 kW und einem Drehmoment von 240 Nm angeboten. Die stärkere Version erreicht in 7,9 Sekunden aus dem Stand 100 km/h und beschleunigt bis auf 160 km/h. Der Elektro-Punch bleibt vergleichsweise mild. Neben dem dynamischen Fahrprogramm stehen noch ein Komfortmodus und "Energy Saving" zur Wahl. Letzterer mit besonders ausgeprägter Rekuperation, die man aber auch auf "schwach", "medium" oder ganz ausstellen kann.
GAC Aion V Interior (7 Bilder)
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GAC
)Die LFP-Batterie (Lithium-Eisenphosphat) unseres Testwagens hat einen Energiegehalt von 75,3 kWh und bietet im WLTP eine Reichweite von 521 km. Die Akkus mit experimentellen Zellchemien, an denen GAC mit CATL arbeitet und im Aion testet, könnten im Erfolgsfall nachgereicht werden. Es kursieren derzeit verschiedene Verbrauchsangaben, in einem Datenblatt zum Testwagen nannte GAC 15,9 kWh/100 km. Innerhalb von 15 Minuten soll unter idealen Bedingungen Strom für 255 km nachgeladen werden. Kurze Rückrechnung: 37,5 kWh auf 255 km, also 150 kW/4/2,55 würden einem Verbrauch von 14,7 kWh/100 km inklusive der Ladeverluste entsprechen. An Gleichstrom sind maximal 150 kW möglich, an Wechselstrom 11 kW. Eine Verdopplung auf 22 kW soll bald folgen. Eine Vorkonditionierung, damit die Ladezeit potenziell im Winter nicht steigt, ist offenbar erhältlich und bei einer LFP-Zellchemie auch unabdingbar. Vehicle-to-Load (V2L), mit der etwa Haushalts-Elektrogeräte oder Elektrowerkzeuge versorgt werden können, ist serienmäßig.
Der Aion V ist komfortabel, aber nicht butterweich abgestimmt wie andere China-SUVs. Seine Lenkung dürfte ruhig etwas direkter sein und mehr Rückmeldung bieten. GAC möchte aber ohnehin noch eine Abstimmung nach dem Geschmack der europäischen Autofahrer finden. Zum Preis wollten sich die Vertreter von GAC-Manager auf der Messe mit dem Verweis auf die Strafzölle noch nicht äußern. Zwischen 30.000 und 35.000 Euro dürften es wohl werden.
(fpi)