Elektroroller Honda EM1 e: mit Wechselakku im Fahrbericht

Honda gehört zu den wenigen Marken, die Zweiräder mit Wechselakkus anbieten. Hondas Cityroller EM1 e: zeigt typische Vorteile und Grenzen dieses Konzepts.​

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 62 Kommentare lesen
Honda EM1 e:
Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Stefan Grundhoff
Inhaltsverzeichnis

Für kaum ein Verkehrsmittel passt der Elektroantrieb besser als für einen Roller. Sein Aktionsradius in der Innenstadt ist überschaubar, die Geschwindigkeiten liegen durchschnittlich deutlich unter 50 km/h und das geräuschlose Fahren ist gerade in der City eine Wohltat. Nachdem immer mehr Zweiradhersteller elektrische Roller anbieten, zieht nun auch der japanische Zweiradexperte Honda nach und will mit dem EM1 e: eine Alternative zu Vespa, Segway und Nova Motors anbieten.

Das Design ist modern, aber nicht extravagant. Angetrieben wird der die 1,86 Meter lange Honda EM1 e: von einem bürstenlosen Radnabenmotor. Seine Besonderheit ist die Wechselbatterie. Sie macht den EM1 e: besonders interessant für Nutzer, die über keinen Stromanschluss in der Garage verfügen oder das elektrische Zweirad ohnehin draußen parken müssen.

Der mit ein paar Handgriffen problemlos unter der Sitzbank entnehmbare Lithium-Akku ist leicht, da klein. Mit seinen (errechnet) knapp 1,48 kWh beschränkt sich die maximale Reichweite des elektrischen Cityrollers bei seinem Normverbrauch von 47 Wh/km auf 30 Kilometer (nach WMTC Klasse 1), im Eco-Modus sind laut Angabe 48 Kilometer drin. Zum Vergleich: das Topmodell Vespa Elettrica ohne entnehmbaren Akku hat je nach Fahrmodus eine Reichweite von 75 bis fast 100 Kilometer und auch viele andere schaffen locker die 80-Kilometer-Marke bis zum nächsten Ladestopp.

Elektroroller Honda EM1 e: (5 Bilder)

Der kompakte Honda fährt komfortabel, bleibt mit dem kleinen Akku und der langen Ladezeit aber auf ein kleines Gebiet beschränkt.

Das Akkupaket soll mehr als 2500 Ladungen ohne spürbare Alterung überstehen. Das 50-Volt-Powerpaket mit einem Gewicht von etwas mehr als zehn Kilogramm lässt sich in einem gebläsegekühlten 270-Watt-Ladegerät von 25 auf 75 Prozent in 160 Minuten aufladen. Für eine komplette Ladung benötigt der Honda-Roller jedoch 360 Minuten, das sind volle sechs Stunden. Die viel größere Batterie der Vespa Elettrica benötigt von 0 auf 100 Prozent weniger als 240 Minuten. Die einzige Möglichkeit, die längliche Ladedauer des Honda zu umgehen, wäre ein Zweit-Akku.

Die Höchstgeschwindigkeit des E-Rollers liegt bei zugelassenen 45 km/h, während die übersichtliche Digitalanzeige je nach Laune auch ein paar Stundenkilometer mehr anzeigt. Doch beim Dreh am Griff spürt der Fahrer schnell, dass der elektrisch angetriebene Honda EM1 e: zwar beinahe geräuschlos beschleunigt, im Wettbewerbsumfeld jedoch nicht den stärksten Elektromotor an der Hinterachse hat. Die Nennleistung des Radnabenantriebs liegt bei 0,58 kW, die kurzfristige Maximalleistung bei 1,7 kW. Seine 90 Nm maximales Drehmoment genügen laut Hersteller, um mit einem 75 Kilogramm schweren Fahrer eine zehnprozentige Steigung zu erklimmen.

Das 12-Zoll-Vorderrad ist mit der Dimension 90/90-12 bestückt und damit größer als das hintere, dessen Zehn-Zoll-Felge einen Reifen im Format 100/90-10 trägt. Die Vorderradfelge ist aus Aluminiumguss gefertigt, die hintere Felge eine Aluminium-Stahl-Verbundkonstruktion. Das Bremssystem kombiniert eine 190 mm große Einkolben-Scheibenbremse vorn mit einer 110-mm-Trommelbremse hinten. Wird die Hinterradbremse aktiviert, verteilt das Verbundbremssystem die Bremskraft mit auf den vorderen Bremssattel, um auch Unerfahrenen maximale Verzögerung bei minimaler Rutschgefahr zu ermöglichen. Ein in dieser Hinsicht noch deutlich besseres ABS ist nicht zu bekommen.

Elektroroller Honda EM1 e: (7 Bilder)

Zentraler Taschenhaken, USB-Anschluss und Staufach liegen seitlich neben der Lenksäule.

Die Abstimmung des Fahrwerks ist betont komfortabel, die Sitzhöhe mit 740 mm nicht zu hoch und der EM1 e: ist mit einem Leergewicht von 95 Kilogramm leichter als viele seiner Wettbewerber. Zudem stimmt die Ergonomie, denn auch für groß gewachsene Fahrer passen Sitzbank, Lenker, Anzeigen und Trittbretter. Ein Mitfahrer sitzt hinreichend bequem für urbane Distanzen, muss aber mit Fußrasten auskommen. Das kleine Reisegepäck für die City findet unter der klappbaren Bank (3,3 Liter), auf dem Gepäckträger oder den Ablagen unter dem Lenker Platz. Hier lässt sich das Smartphone über einen USB-Anschluss beispielsweise aufladen oder eine mittelgroße Trinkflasche mit 0,5 Litern Volumen sicher unterbringen. Das Cockpit zeigt das Nötigste an, bei heller Sonne ist die Flüssigkristallanzeige allerdings zu kontrastschwach.

Einen Kaufpreis gibt es für den Honda EM1 e: übrigens nicht, denn dieser wird aktuell nur als Leasing- / Mietmodell oder im Rahmen eines monatlichen Abonnements angeboten. Mal schauen, ob den Kunden das gefällt oder Honda doch noch auf ein Verkaufsmodell umsteigen muss.

(fpi)