Skoda Karoq Facelift im Fahrbericht: Weiter wie gehabt

Skoda hat seinen gefragten Karoq überarbeitet. Viel verändert hat sich am SUV nicht, was gerade im Bereich Antrieb mutig erscheint. Ein erster Fahrbericht.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 1 Kommentar lesen
Skoda Karoq

(Bild: Pillau)

Lesezeit: 6 Min.
Inhaltsverzeichnis

Mit dem 2017 vorgestellten Karoq hat Skoda den Kundengeschmack offensichtlich exakt getroffen. Das SUV wird in vier Ländern gebaut und wurde bislang in 60 mehr als eine halbe Million Mal verkauft. Größere Eingriffe schienen nicht nötig, um die globale Nachfrage abzusichern. Die Modellpflege ist in diesem Fall also mehr ein Feinschliff an Details, im Kern blieb der Karoq sich treu, wie in erster Fahrbericht zeigt.

Skoda ging bei der Überarbeitung derart behutsam vor, dass kaum einer bemerken wird, dass sich überhaupt etwas getan hat. Die Scheinwerfer sind schmaler geworden und in einigen Ausstattungslinien auch mit Matrix-Licht zu haben. Wie immer bei solchen Eingriffen wurden Kunststoffteile an Front und Heck ein wenig anders geformt, neu hinzu kam ein Heckspoiler. Alles in allem: Wer den Karoq bisher attraktiv fand, wird das wohl weiterhin tun – und umgedreht, versteht sich.

Unterwegs sind die Unterschiede zwischen neu und bisher noch geringer spürbar als beim Äußeren sichtbar. Der Testwagen war mit der teuren Sportline ausgestattet, doch allzu wörtlich sollte das keiner nehmen. Anders als der vor ein paar Jahren gefahrene Karoq wirkte der Überarbeitete regelrecht unterdämpft. Die Spreizung des adaptiven Fahrwerks ist spürbar, allerdings sind die Unterschiede zwischen "Comfort" und "Sport" derart gering, dass man an sie schon ein bisschen glauben muss. Das SUV bleibt in dieser Form auf der komfortablen Seite, mit Dynamik hat das wenig zu tun. Dazu passt die zielgenaue, etwas rückmeldungsarme Lenkung.

Skoda Karoq Facelift (6 Bilder)

Hätten Sie es bemerkt? Skoda hat den Karoq überarbeitet. Sichtbar ...
(Bild: Florian Pillau)

Ausgeblieben ist der Fortschritt bei Bedienung und Antrieb, wobei das unterschiedlich zu bewerten ist. Skoda spart sich den großen Schritt bei den Motoren für den nächsten Modellwechsel, wobei mit dem nicht vor 2024 zu rechnen ist. Der 1,5-Liter-Vierzylinder mit 110 kW ist ein alter Bekannter, der in unterschiedlichster Form bei Volkswagen verbaut wurde und wird. Im Karoq gibt es grundsätzlich keine Hybridisierung. Den Verbrauch soll hier eine temporäre Zylinderabschaltung im Teillast-Betrieb senken. Über Land kamen wir auf knapp sechs Liter für 100 km. Im Langzeitspeicher des Bordcomputers waren mehr als 7 Liter hinterlegt.

Das Ansprechverhalten im unteren Drehzahlbereich ist hier besser als zuletzt im Fabia mit Dreizylinder erlebt. Ab etwa 1500/min beschleunigt der Karoq kraftvoll, erst oberhalb von 5000/min lässt der Elan etwas nach. Noch mehr Kraft verspricht der Zweiliter-Benziner, der allerdings nur in der Sportline-Version zu haben ist. Viel ärgerlicher erscheint mir die Modellpolitik an anderer Stelle: Der Einliter-Dreizylinder mit 81 kW ist nur mit Schaltgetriebe zu haben. Das ließ sich im Testwagen leicht und exakt schalten, wobei das Doppelkupplungsgetriebe mit sieben Gängen eher zur komfortablen Ausrichtung des Karoq passt.

Nach wie vor etwas sparsam ist die Dämmung. Die Maschine tritt akustisch deutlicher in den Vordergrund als beispielsweise im VW Golf (Test), freilich nicht so weit, dass der Karoq als lärmend empfunden werden könnte.

An anderer Stelle verdient der ausgebliebene Fortschritt Lob. Im Karoq sind fast alle Grundfunktionen intuitiv und ohne große Umwege zu bedienen. Die Knöpfe und Schalter mögen arg vertraut wirken, doch funktional gibt es nichts daran auszusetzen. Nach einigen Testwagen, in denen man in ein Untermenü muss, um Radiosender oder Temperatur zu verstellen, ist die nüchterne Funktionalität geradezu wohltuend. Hinzu kommt, dass alles ohne Abstürze und offensichtliche Bugs funktioniert. Das sollte eine Selbstverständlichkeit sein, ist es aber nicht mehr.

Skoda Karoq Facelift (8 Bilder)

Das Display als Kombiinstrument ist nun ...
(Bild: Florian Pillau)

Dennoch raten wir dazu, es bei der zweiten von vier Ausbaustufen zu belassen. Denn schon das Radio "Bolero" bietet die kabellose Einbindung von Android Auto und Apple CarPlay. Die Bedienung gelingt unter anderem über die zwei Drehregler flott und problemlos. Das im Testwagen verbaute, teuerste System hat einen minimal größeren Bildschirm und die Möglichkeit, weitere Apps zu buchen.

Eine Kleinigkeit fällt in dieser ansonsten durchdachten Umgebung auf, die bei Volkswagen schon einmal besser gelöst war. Das Display als Kombiinstrument ist in den meisten Ausstattungslinien des Karoq serienmäßig. Doch die Einrichtung, einst über ein Kreuz mit Bestätigungstaste in der Mitte vorbildlich einfach dargeboten, wirkt inzwischen unnötig verkopft. Es braucht schon ein paar Schritte in der richtigen Reihenfolge, um sich im Detail das in die Ansicht zu packen, was man haben will. Schade eigentlich.

Skoda erfüllt mit dem minimal überarbeiteten Karoq vermutlich ziemlich exakt die Erwartungen seiner Zielgruppe. Die Marke hat das Glück, dass der fehlende E-Antrieb momentan dazu vielfach nicht gehört. Der Erfolg des Elektroautos Enyaq, eine Klasse oberhalb des Karoq, zeigt aber, dass diese Zeit sich dem Ende neigt.

Der überarbeitete Karoq überzeugt seine Zielgruppe mit den gleichen Argumenten wie bisher. Er bietet viel Platz und Komfort, ist ordentlich zusammengeschraubt und vergleichsweise einfach zu bedienen. Die konservative Gestaltung innen wie außen scheint viele Anhänger zu haben. Dass dem Auto ein herausragendes Highlight fehlt, war bislang kein Hindernis.

Fährt gut, nervt nicht: Es gibt am Skoda Karoq nicht viel zu kritisieren - abgesehen vom Umstand, dass er keine Alternative zum Verbrenner zu bieten hat. Diesen Schritt spart sich Skoda für den nächsten Modellwechsel auf. Für das Budget einer Modellpflege wäre er zu teuer gewesen.

(Bild: Pillau)

Der nahezu komplett ausgestattete Testwagen kommt auf einen Listenpreis von knapp 45.000 Euro. Ein derart umfangreich ausstaffierter und damit teurer Karoq dürfte eher selten sein. Mit dem geschickt zusammengestellten Sondermodell "Tour" bekommt man das SUV inklusive der meist gewählten Extras für unter 35.000 Euro. Das ist fraglos noch immer eine Menge Geld, doch Skoda kann sich mittlerweile diese ambitionierte Preisgestaltung leisten. Denn vom fehlenden Fortschritt beim Antrieb abgesehen ist dem SUV wenig vorzuwerfen.

Das Auto wurde von Skoda gestellt.