Yahoo sieht sich durch Microsoft-Offerte "abgelenkt"

Durch das Übernahmeangebot von Microsoft werden bedeutende finanzielle und zeitliche Ressourcen abgezogen, schreibt der Internetdienstleister in seinem Jahresbericht an die US-Börsenaufsicht.

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Der Internetdienstleister Yahoo sieht sich in seinem jüngsten Jahresbericht an die US-Börsenaufsicht im Kapitel "Riskofaktoren"dazu veranlasst, auf Einflüsse auf das Alltagsgeschäft durch das Übernahmeangebot von Microsoft hinzuweisen. "Die Beratungen über das Microsoft-Angebot und über Angebote anderer Unternehmen waren eine bedeutende Ablenkung für das Management und die Mitarbeiter und werden es vermutlich auch weiterhin sein." Das könne einen Einfluss auf die weitere Geschäftstätigkeit haben, heißt es in dem Bericht.

Das Angebot von Microsoft, das Yahoo neben den Unternehmen AOL und Google als Hauptkonkurrenten ausweist, bringe darüber hinaus Unwägbarkeiten mit sich, die die Zukunft der bisherigen Mitarbeiter beträfen, aber auch die Möglichkeiten, neue, fähige Arbeitskräfte zu akquirieren, schreibt Finanzchef Blake Jorgensen in dem Bericht. Auch könnten derzeitige und mögliche künftige Kunden, Werbetreibende und andere Geschäftspartner verunsichert sein, also bestehende Verträge kündigen oder davon abgehalten werden, neue Geschäftsbeziehungen mit Yahoo einzugehen.

Weitere zeitliche und finanzielle Ressourcen sieht der Internetdienstleister durch mittlerweile sieben Sammelklagen von Aktionären abgezogen, die sich mit der Ablehnung des Yahoo-Vorstands nicht zufriedengeben. Vor dem California Superior Court haben laut Jahresbericht Edward Fritsche, der Thomas Stone Trust, Tom Turberg und die Congregation Beth Aaron geklagt. Vor dem Handelsgericht in Delaware klagen zudem The Wayne County Employees’ Retirement System, Ronald Dicke sowie das Detroiter Police and Fire Retirement System zusammen mit dem General Retirement System.

Möglicherweise mehr als je zuvor hat der Yahoo-Vorstand Anlass dazu, auf einen sehr beweglichen Kurs der Unternehmensaktie hinzuweisen. Ende des vergangenen Jahres betrug dieser noch 22,52 US-Dollar, hauptsächlich bedingt durch das Microsoft-Angebot ist der Wert an der Nasdaq auf mittlerweile 28,37 US-Dollar angestiegen. Falls Microsofts Übernahmeversuch abgewehrt wird, könne der Kurs wieder absinken. Dass es dazu kommen könnte, räumt Yahoo in dem Bericht nicht direkt ein: "Anti-Übernahme-Maßnahmen könnten es für ein anderes Unternehmen schwierig machen, uns zu übernehmen", heißt es dazu lediglich.

Yahoo sucht weiter Alternativen zu dem Angebot im Wert von ursprünglich knapp 45 Milliarden Dollar (30 Milliarden Euro). Microsoft will den Kauf trotzdem durchsetzen, um die Übermacht des Rivalen Google bei Online-Suche und Internet-Werbung anzugreifen. Möglich ist noch immer eine Aufstockung des Angebots durch Microsoft. Bislang wartet der weltgrößte Software-Konzern jedoch einfach ab, während der Druck auf die Führung von Yahoo stetig zunimmt. Marktgerüchten zufolge prüft Google unterdessen den Kauf eines größeren Pakets von Yahoo-Aktien. Mit einem solchen Schritt könnte Google eine Übernahme womöglich zumindest verzögern, hieß es in US-Medien.

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