Der Sauberwürfel

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Die große Reise ist weiterhin problematisch. Wir wollten von Hamburg nach Braunschweig, was normalerweise circa 200 km über A7 und A2 bei rund zwei Stunden Fahrt sind. Mangels Chademo-Infrastruktur an der Autobahn wählten wir die Bundesstraße und hangelten uns über zwei Schnelllader in Lüneburg und Wittingen durch. Das klappte wunderbar, und es gehört zu jedem Beitrag über Elektroautos, dass die Fahrt an sich ein leiser und kraftvoller Genuss ist. Allerdings brauchten wir nun vier Stunden, was zum kleineren Teil an den Zwangspausen zum Laden, zum größeren am grundsätzlich langsamen Überlandbetrieb inklusive Bahnschranken lag. Wir geben zu: die Verdoppelung der Fahrtzeit nervt.

Wie viel Kapazität ist notwendig?

Umso mehr bestätigt das die These, dass es der Zweitwagen ist – E-Freaks sprechen nur vom Erstwagen, weil er am häufigsten benutzt wird –, der am sinnvollsten durch ein Batterie-elektrisches Auto wie den Kia Soul EV ersetzt werden kann. Je besser die Schnellladeinfrastruktur ausgebaut ist, und hier tut sich eine Menge, desto lauter stellt sich außerdem die Frage, ob die Batteriekapazität in jedem Fahrzeug so groß wie technisch maximal möglich sein muss. Oder ob in der Kompaktklasse in naher Zukunft mit 40 bis 50 kWh nicht ein Maß erreicht ist, bei dem der Alltag sorgenfrei bewältigt werden kann und jeder Batteriefortschritt in sinkende Kosten sowie weniger Gewicht und Ressourcenverbrauch investiert werden sollte.

Zurück zum Kia Soul EV, diesem angenehmen Begleiter. Es ist Zeit für die Mäkelei. Dem sehr stimmigen Gesamtbild stehen kleine Schwächen gegenüber. So ist der Platz für die Passagiere großzügig bemessen, beim Kofferraum aber hält das Volumen nicht, was die Quaderform verspricht. 281 Liter sind nicht gerade üppig. In einem modernen Auto hätten wir auch einen Tempomat mit automatischer Abstandsregelung erwartet. Der passt einfach gut zum Konzept der Elektromobilität. Was noch fehlt, ist ein Typ2 / Typ1-Kabel für AC-Säulen. Das müssen Kunden im Zubehör erstehen. Lediglich die Leitung für eine Schukosteckdose wird mitgeliefert. Und außerdem werden die AC-Kabel fahrzeugseitig nicht verriegelt und können einfach abgezogen werden. Das war es schon mit der Kritik.

Fazit: Wer sich für ein Batterie-elektrisches Auto interessiert, kommt ab sofort nicht mehr am Kia Soul EV vorbei. Das Ding ist einfach gut. Der sympathische Sauberwürfel ist aus einem Guss, ein wirklich exzellenter Wurf, komfortabel, sparsam und sauber verarbeitet. Sein Trumpf ist die Verbindung aus sehr gutem Preis-Leistungsverhältnis und hoher Alltagstauglichkeit. Die Konkurrenz muss jetzt nachziehen. (mfz)