Erdgasautos sind nach wie vor Exoten – warum eigentlich?

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In einer zuletzt im vergangenen Jahr aktualisierten Studie vermerkt Dudenhöffer einen zusätzlichen und entscheidenden Vorteil gegenüber anderen Treibstoffen: "Weitere erhebliche CO2-Emissions­reduzierungs­potenziale können aus der Beimischung von Biogas in das bestehende Erdgasnetz resultieren." Anders als LPG kann CNG Biomethan beigemischt werden. Das Gas wird in Biogasanlagen durch einen Gärprozess erzeugt – zum Beispiel aus Biomüll, Gülle, Mist oder auch Energiepflanzen wie Schilfgras oder Mais. "Wird auf Mais verzichtet, dann entsteht auch kein Konflikt mit der Nahrungsmittelproduktion", betont VCD-Sprecher Lottsiepen. Allein ein Anteil von 25 Prozent Biogas senke den CO2-Ausstoß bei einem Verbrauch von 4,5 Kilo Erdgas auf 100 Kilometer von 123 Gramm je Kilometer auf 93 Gramm, hat Dudenhöffer am Beispiel des Passat Ecofuel nachgerechnet. Allerdings ist das Netz der Tankstellen, die Biomethan-Erdgas-Gemische anbieten, mit etwa 190 Stationen sehr dünn. Reine Biogastankstellen gibt es nach Auskunft des Internationalen Biogas- und Bioenergie Kompetenzzentrum (IBBK) bundesweit nur 38.

Ein sauberes Dutzend

Eine weitere Möglichkeit, Methan zu erzeugen, demonstrierte Audi 2011 im e-gas-Projekt. Ob die Erzeugung von Methan mithilfe von Windkraft und CO2 realistisch ist, wird sich aber noch zeigen müssen. Audi plant mit dem A3 TCNG ein erstes Erdgasauto, das 2013 kommen könnte. Das Modell wurde im Zusammenhang mit dem e-gas-Projekt angekündigt. Ohnehin ist das Angebot an Erdgasautos klein: Es gibt zwar gängige Modelle wie die VW-Fahrzeuge Passat, Touran und Caddy, von Opel Zafira und Combo oder die Fiat-Modelle Panda, Punto, Doblò und Qubo. "Doch Volumenmodelle wie der VW Golf, der VW Polo, der Opel Astra oder der Opel Corsa werden derzeit nicht als Erdgas-Variante angeboten", beklagt Dudenhöffer. Mercedes hat die E-Klasse in der NGT-Version (Natural Gas Technology), während BMW das Thema CNG-Antriebe derzeit nicht mehr verfolgt.

Dabei hätten CNG-Autos auch einen handfesten Vorteil für die Autohersteller – wären sie nur häufig genug im Angebot: Mit der zugrundeliegenden Technik "könnten quasi über Nacht Fahrzeuge auf die CO2-Norm des Jahres 2020 gebracht werden", glaubt Ferdinand Dudenhöffer. Für 2020 plane die EU-Kommission die Auflage, dass Neuwagen im Schnitt nicht mehr als 95 g/km CO2 ausstoßen dürfen. Die CNG-Technologie sei "deutlich kostengünstiger als andere, wesentlich aufwendigere umweltfreundliche Technologien wie Hybrid oder Elektro". Immerhin nimmt Volkswagen als deutscher Marktführer bei Erdgasautos mit dem Kleinstwagen Up bald ein weiteres CNG-Modell ins Angebot. Auch die baugleichen Modelle Seat Mii und Skoda Citigo wird es umgerüstet geben. Stefan Bratzel deutet das als "Zeichen, dass man es weiter versucht mit den Erdgasautos". Für 2012 geht der Automobilexperte davon aus, dass die Zahl der Neuzulassungen weiter steigen wird – wenn auch nur langsam. (Stefan Weißenborn, dpa) (ggo)