Lufthoheit

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Während also namhafte Hersteller aus England und Italien nur Zwölfzylinder fertigen konnten, die an jeder roten Ampel einen Service brauchten, experimentierte man bei Porsche mit völlig neuen Materialien und Bauweisen und stellte trotzdem einen Motor auf die Beine, der auf dem Prüfstand zwanzig Stunden problemlos unter Volllast lief. Und das mit der traditionellen Luftkühlung! Diese Kuh hat Mezger dann doch nicht geschlachtet.

Ein Problem gab es allerdings noch: die Zeit. Die ersten Zeichnungen und Ideen stammen aus dem Frühjahr 1968. Die Homologationsfahrzeuge mussten allerdings schon am 21. April 1969 präsentiert werden. Ferdinand Piëch, der zu diesem Zeitpunkt Entwicklungschef war, nannte diesen Tag einmal „das größte Risiko meines Lebens“. Kein Wunder. Die ursprüngliche Präsentation hätte am 20. März 1969 stattfinden sollen. Weil die FIA aber fertige Autos sehen wollte, musste der Termin verschoben werden. Gerüchtehalber waren unter manchen Karosserien nicht mal Motoren, der eine oder andere Bremsklotz soll aus Holz gewesen sein und in einigen Exemplaren sollen Traktoren-Getriebe verbaut worden sein. Für die Inspektoren der FIA wurden nur einige ausgewählte Modelle überhaupt gestartet. Immerhin: es reichte.

In Lebensgröße problematische Aerodynamik

Porsche ging mit seiner neuen Wunderwaffe 1969 bei LeMans an den Start. Hier regierte seit 1966 General Caroll Shelby mit seiner Ford GT40 Armada. Um es vorweg zu nehmen: in diesem Jahr setzten sich die Amerikaner zum vierten Mal in Folge durch. Der Porsche 917 hatte mit Aerodynamik-Problemen zu kämpfen, die in den wenigen Praxistests vor dem Rennen nicht zu beheben waren. Zwar war das 1:5-Modell äußerst windschlüpfig, doch konnten die guten Werte nicht auf die lebensgroße Version übertragen werden.

Unter den Werksfahrern galt der 917 als unfahrbar. Was wohl auch der hauseigenen Konkurrenz geschuldet war – schließlich stand der ausgereifte 908 als Alternative in der Garage. Das einzige Fahrzeug, das in Le Mans dem GT40 etwas entgegen zu setzen hatte, während die 917 mit mehr oder weniger ernsten Problemen zu kämpfen hatten (schleifende Kupplung, Ölverlust, durchgebrochenes Getriebegehäuse). Dazu kam eine Tragödie, die bis heute einen Schatten auf den 917 wirft. Bereits in der ersten Runde des Rennens starb John Woolfe, Besitzer und Fahrer eines britischen Rennstalls. Er kam mit seinen linken Rädern aufs Gras an der Maison Blanche und wurde in die Leitplanke geschleudert. Dabei barst der Tank seines 917 und das Wrack ging in Flammen auf. Woolfe war sofort tot.