Lufthoheit

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Diese Perfektion sollte jetzt durch Magnesium noch überboten werden. Doch für den Umgang mit diesem Material gab es keinerlei Erfahrungswerte. Mezger zog seinen Plan durch. Zumindest ein Drittel davon. Denn zunächst sollten alle drei Varianten des Porsche 917 (Kurzheck, Langheck und 917/20) mit einem Magnesiumrohrrahmen ausgestattet werden. Die ersten Testfahrten waren ernüchternd:

168 km: Anlenkpunkt gerissen
267 km: vorderer, linker Aufnahmepunkt herausgebrochen
489 km: Anlenkpunkt hinten gebrochen, Brüche im Achsbereich und an der Motorlagerung
666 km: Getriebeschaden, Rahmenrisse
789 km: Radaufhängung gebrochen
Test abgebrochen.

Also konzentrierte Mezger sich auf eine einzige Kurzheck-Variante, die extra für Le Mans 1971 neu aufgebaut wurde. Das Fahrzeug geriet so leicht, dass extra ein 55-Liter fassender Motorölbehälter verbaut werden musste, um den Wagen überhaupt auf die erforderlichen 800 Kilogramm zu bringen. Der Rest ist eine einzige Rekordfahrt.

Doch durch die Dominanz von Porsche hatte die Rennserie ihren Reiz verloren, was die FIA 1971 zu neuen Regeländerungen motivierte. Die Schwaben mögen sich geärgert haben, wechselten kurzerhand einfach in die amerikanische Can-Am-Serie. Hier stieß die Marke in neue Leistungsregionen vor.

Die Konkurrenz trat hier mit großvolumigen, hochgezüchteten V8-Boliden an. Aus wassergekühlten neun Litern Hubraum gewannen sie immerhin hohe dreistellige PS-Zahlen. Das Reglement war eher locker. Jetzt zeigte sich, was für ein Wunderwerk Mezger tatsächlich geschaffen hatte. Mit veränderten Einlassnocken, einem auf 5,4-Liter vergrößertem Hubraum und einer verringerten Verdichtung (6,5 statt 10,5) zeigte sich der Motor auf die PS-Orgien vorbereitet. Dank Turboaufladung lagen plötzlich 1100 PS an und das funktionierte immer noch mit Luftkühlung. Das Kühlluftgebläse musste nun zwar 3100 Liter Luft pro Sekunde durch die Kühlrippen jagen, um den Motor ruhig zu halten. Aber den interessierte das nicht. Der arbeitete. Auch der Leistungs-Peak von 1400 PS wurde problemlos weggesteckt.

Schuld waren die Schwaben – oder der Nahe Osten

In den Jahren 1972 und 1973 dominierte Porsche die Can-Am-Serie. Die Regeländerungen, die 1973 kamen, schreibt die Marke gerne seiner Überlegenheit zu. Die Amerikaner wollten angeblich die europäische Konkurrenz ausbremsen. Das könnte stimmen. Es könnte aber auch stimmen, dass die Ölkrise etwas damit zu tun hatte, die damals das Denken rund um die Mobilität drastisch änderte. Was zumindest die Erklärung der Amerikaner ist. Doch Porsche zog seine Lehren aus den aufgeladenen Jahren und präsentierte 1974 den Porsche 911 Turbo. Bitte. Danke. (fpi)