Die einstige Kultmarke steht vor einer ungewissen Zukunft

Quo vadis, Bimota?

Es ist traurig mitanzusehen, wie die einst so stolze und erfolgreiche Marke Bimota zu einem Schatten ihrer selbst wird und wie ein Wanderpokal an Dilettanten weitergereicht wird. Hat die italienische Marke noch eine Chance?

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Die Bimota BB3 trägt den Motor der erfolgreichen BMW S 1000 RR, kommt jedoch nicht annähernd auf deren Stückzahlen. Kein Wunder bei einem Preis von 43.500 Euro. 7 Bilder
Lesezeit: 6 Min.
Von
  • iga
Inhaltsverzeichnis

Bimota – früher hatte dieser Name einen faszinierenden Klang, Sportmotorradfans bekamen feuchte Augen und gerieten ins Schwärmen. Die Marke aus dem italienischen Rimini baute um die Motoren anderer Hersteller wunderschöne Motorräder auf. Kein geringer als Massimo Tamburini gehörte 1973 zu den drei Begründern der Marke (er ist das „ta“ in Bimota). Später sollte er als Designer Ikonen wie die Ducati 916 entwerfen. Auf die Idee, eigene Motorräder umzubauen, kam Tamburini als er in den frühen 1970er-Jahren mit seiner Honda CB 750 Four auf der Rennstrecke in Misano stürzte, weil der Rahmen viel zu weich für die Motorleistung ausgelegt war. Also konstruierte der gelernte Installateur seinen eigenen Rahmen – die Geschäftsidee war geboren. Tatsächlich hatten viele Motorräder damals zwar leistungsstarke Antriebe, aber zu schwach dimensionierte Rahmen und Radaufhängungen. Selbst als Tamburini 1983 die Firma verließ, war der Ruf von Bimota so gut, dass die Produktion nicht einbrach. Zu ihren besten Zeiten liefen rund 1000 Motorräder jährlich in der Fabrik an der Adria vom Band.

Doch die großen Hersteller lernten, wie man stabile Fahrwerke baute und schließlich waren sie so hervorragend, dass selbst Bimota kaum noch etwas verbessern konnte. Die hochpreisigen Kleinserien-Modelle waren kaum mehr verkäuflich und in den 1990er-Jahren gab es bei Bimota einige Besitzerwechsel. Schließlich meldete Bimota im Jahr 2000 Insolvenz an.

Immobilienmakler als Retter?

Ein Jahr später kaufte der Mailänder Unternehmer Roberto Comini die Firma und Bimota produzierte wieder Motorräder mit Ducati-Motoren. Doch auch er konnte die Firma nicht in die Gewinnzone fahren, schließlich wurden nur noch 60 Motorräder im Jahr hergestellt und so stand Bimota 2013 erneut zum Verkauf. Zur Überraschung der Fachwelt wurden Marco Chiancianesi und Daniele Longoni aus Lugano (Schweiz) die neuen Besitzer – zwei Immobilienmakler, die sich zwar selbst als Motorradfans bezeichneten, aber in der Branche ansonsten keinerlei Erfahrungen vorweisen konnten. Mit viel Glamour stellten die beiden sich auf der EICMA 2013 in Mailand vor. Sie verkündeten, eine Bimota mit dem Motor der BMW S 1000 RR bauen zu wollen und in die Superbike-WM einzusteigen. Wer ein bisschen Ahnung von der Materie hatte, wurde jetzt schon stutzig. Beide Projekte würden immense Summen verschlingen – woher sollte das Geld kommen? Zumal man sich doch eigentlich auf die Produktion konzentrieren sollte.