Test: Tesla Model 3

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Die anderen Funktionen waren durchweg verbesserungswürdig. Dass das Assistenzsystem „Autopilot“ inklusive Rückfahrkamera an zwei Tagen komplett ausfiel – ärgerlich. Die Sprachsteuerung der Navigation versagte den Dienst sogar durchgehend. Problematischer ist jedoch, dass die aktuelle Geschwindigkeitsbegrenzung nicht im Tempomat gesetzt werden kann. Stattdessen übernimmt das Model 3 grundsätzlich die im Kartenmaterial hinterlegte, zulässige Höchstgeschwindigkeit, also zum Beispiel 100 km/h auf der Bundesstraße.

Doch das Kartenmaterial ist offensichtlich nicht in jedem Fall aktuell, sodass manchmal falsche Geschwindigkeiten vorgegeben werden. Die zahlreichen Kameras gleichen diese Werte wider Erwarten nicht mit der Realität ab; eine Verkehrszeichenerkennung gibt es nicht. So kann es geschehen, dass man zum Beispiel mit 50 durch eine 30-Zone fährt und eingreifen muss.

Hat das Model 3 ein vorausfahrendes Fahrzeug identifiziert, folgt es verlässlich, aber mit vergleichsweise ruppigen Verzögerungs- und Beschleunigungsvorgängen. Die deutlichste Schwäche ist jedoch das fälschliche Erkennen von Objekten: Das Model 3 bremst manchmal, obwohl das nicht notwendig ist, etwa weil ein Auto auf der Nachbarspur als Hindernis ausgemacht wird. Das kann den rückwärtigen Verkehr irritieren. Ich erinnere mich an einen kürzlich gefahrenen Hyundai Kona EV (Test), der dokumentiert, was heute eigentlich üblich ist: Perfekte ACC-Funktion in allen Situationen inklusive Kurven und in der Stadt, geschmeidige Fahrweise, gesteigerter Komfort. Und das wohlgemerkt in einer ganz anderen Preisklasse.

Freude am Fahren, Vorsprung durch Technik

Der Autopilot von Tesla ist ein Fahrassistenzsystem auf Level 2. Der Mensch muss die Funktion also jederzeit überwachen und bei Fehlern die Kontrolle übernehmen. Verantwortlich ist der Fahrer. Zwischenfazit: Der Autopilot muss besser werden, um zum Wettbewerb aufzuschließen.

2224 Neuzulassungen im März belegen, dass die Nachteile den Interessenten nicht so wichtig zu sein scheinen, dass sie das Model 3 von ihrer Liste streichen. Fraglos hat ein Audi die hochwertigere Materialauswahl, ein BMW das überlegene Fahrwerk und ein Mercedes die wirkungsvollere Geräuschdämmung. Dass die Verkaufszahlen so hoch sind, obwohl das Tesla Model 3 nicht auf den Standardlisten der Flottenbesteller steht, zeigt jedoch die Attraktivität des Fahrzeugs.

Auch mir hat das Model 3 Performance gefallen. Weil es Leichtigkeit ausstrahlt, weil es einen tierischen elektrischen Bums hat und weil es gut aussieht. Freude am Fahren und Vorsprung durch Technik verkörpert dieser Tesla meiner Ansicht nach mehr als ein BMW 320d oder ein Audi e-tron. Wir sind gespannt, wie sich die Marke aus Kalifornien entwickelt und freuen uns auf die Basisversionen des Model 3 (Standard Plus mit Autopilot: ab 50.680 Euro), die bald nach Deutschland verschifft werden.

Tesla hat den Testwagen kostenfrei zur Verfügung gestellt und den Strom an den Superchargern bezahlt. Der Autor hat die Kosten an anderen Ladesäulen übernommen. (chlo)