Revolution in der Baubranche: 3D-Druck spart Material und ermöglicht neue Formen

Einfamilienhäuser entstehen bereits digital gesteuert und Spritzbetonverfahren erlauben neue Formgebungen und sparen dabei Material und Kosten.

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, Mario Cucinella Architects / WASP

(Bild: Mario Cucinella Architects / WASP)

Lesezeit: 14 Min.
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Der 3D-Druck verändert die Baubranche: Menschen müssen nicht unbedingt in rechteckigen Kästen leben. Durch den Einsatz von 3D-Druckern für Beton oder Lehm eröffnen sich dem Bauherrn vielfältige Formen und individuelle Anpassungen. Architekten können Wände neuartig aufbauen und Material dort einsparen, wo es keine Funktion erfüllt. Es kostet den 3D-Drucker wenig oder gar keinen Extraaufwand, zusätzliche Funktionen für ein Bauobjekt gleich in einem Arbeitsgang zu verwirklichen. So entstehen beim Hochziehen der Wände zugleich Hohlräume für Dämmmaterial und für Lüftungssysteme.

Vor allem der 3D-Druck in Form einer automatisierten additiven Fertigung (Automated Additive Manufacturing) beeinflusst sowohl das Design von Gebäuden als auch die Materialmischung und den Bauprozess. So arbeiten Architekten und Baufirmen komplett digital vom Entwurf bis zum fertigen Gebäude. Der digital gesteuerte 3D-Drucker führt das Baumaterial als zähe Masse heran und presst es durch ein formgebendes Mundstück als kontinuierlichen Strang hervor; diesen Vorgang bezeichnen die Techniker als Extrusion. Der bewegliche Druckkopf trägt das Material Schicht für Schicht auf. So kann er vielfältige Formen erzeugen und Material effizient einsetzen.

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Einen besonders günstigen CO2-Fußabdruck hat dabei Lehm. Der natürliche Rohstoff kommt ohne Zement aus, der zunächst energieintensiv gebrannt werden muss, wobei sich zusätzlich chemisch gebundenes CO2 abspaltet und in die Atmosphäre entweicht. Lehmwände beziehen ihre Festigkeit aus Ton, der trocknet und dabei aushärtet. Dieser Vorgang ist überdies reversibel, sodass sich Lehmwände anders als Beton ohne hohen Energieeinsatz recyceln lassen. Zudem regulieren Lehmwände die Luftfeuchtigkeit besser, das Wohnraumklima in einem Lehmgebäude gilt als gesünder. Nicht zuletzt ist Lehm ein weltweit verbreiteter, kostengünstiger Rohstoff. Allerdings benötigen Lehmwände Schutz vor Schlagregen. Und dieser Baustoff ist hierzulande in den vergangenen Jahrzehnten in Vergessenheit geraten, Anbieter und Fachleute sind deshalb rar.