Alternativer Kraftstoff aus Hühnerkot: LNG für LKW statt Biogas zur Einspeisung

Der Biogashersteller EnviTec hat in Güstrow von der Biogas-Produktion zur Einspeisung ins Gasnetz auf LNG-Produktion für den LKW-Verkehr umgestellt.

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Biogasanlage EnviTec Biogas AG​

(Bild: EnviTec Biogas AG)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Clemens Gleich

Nach zwei Jahren Umbau, viel Bürokratie und über 50 Millionen Euro an Investitionen ging der "BioEnergie Park Güstrow" der Firma EnviTec Biogas Ende August 2023 in den Erprobungsbetrieb. Die umgebaute Anlage speiste vorher rund 500 GWh Biogas ins Erdgasnetz ein. Methanquellen waren damals hauptsächlich Mais, mit einigen Anteilen von Pflanzenresten, Grassilage und Getreide, insgesamt etwa 400.000 Tonnen Rohstoffe pro Jahr.

Die neue Anlage wird rund 100.000 Tonnen Hühnerkot aus Zuchtbetrieben vergasen und nur noch etwa 40.000 Tonnen Pflanzenmaterial verarbeiten. Die neue Input-Kapazität liegt bei 150.000 Tonnen/Jahr. Außer verflüssigtem Gas (Liquefied Natural Gas, LNG) wird der Standort auch flüssiges CO₂ produzieren, wie es zum Beispiel in Getränken oder Gewächshäusern gebraucht wird. Das im Prozess anfallende, nicht mehr gut zu verarbeitende Restgas aus der CO₂-Herstellung ("Off-Gas") wird in den standorteigenen Blockheizkraftwerken genutzt, weil es unter anderem Wasserstoff und Sauerstoff enthält.

Die Anlage soll künftig rund 9600 Tonnen Bio-LNG und 15.000 Tonnen flüssiges CO₂ pro Jahr erzeugen. Mit der LNG-Menge können LNG-LKW rund 50 Millionen km fahren, das entspricht etwa 0,8 Promille der deutschen LKW-Kilometer. "Wir sind mehr als stolz darauf, mit unserem innovativen Anlagenkonzept als Pionier in der Biogasbranche voranzugehen und Maßstäbe für einen grüneren Transportsektor zu setzen", so EnviTec-Vorstandsvorsitzender Olaf von Lehmden bei der Einweihungsrede.

Die Firma schätzt, dass durch den neuen Prozess 100.000 Tonnen CO₂ eingespart werden. Außerdem liegt nun der Großteil der Wertschöpfungskette bei EnviTec. Der Betrieb stellt Biogas-Anlagen her, betreibt sie aber auch selber und gehört daher zu den größten deutschen Biogasproduzenten. Der Umbau auf LNG für den Schwerlastverkehr ist Teil eines Trends zu alternativen, biogenen Treibstoffen für den Verkehrssektor, an denen vielerorts entwickelt wird.

(cgl)