Elektroauto Mini Countryman Electric – Probefahrt im Vorserienauto

Der kommende Mini Countryman verdoppelt auf BMW iX1-Basis seine Reichweite, wird aber auch viel größer und schwerer. Das Fahrgefühl: leichtfüßiger als gedacht.

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(Bild: BMW)

Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Stefan Grundhoff
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Wie BMW wird auch die Submarke Mini zunächst technologieoffen weitergeführt, das ist eine Weisung von ganz oben: Auch die neue Generation wird ab Anfang kommenden Jahres noch nicht komplett batterieelektrisch fahren, anders als viele es erwartet hatten. Wie der Mini Cooper soll auch der Mini Countryman zunächst weiterhin mit Verbrennungsantrieben erhältlich bleiben. Er basiert wie der BMW iX1 auf der technischen Basis "UKL", die zwar weiterhin alle Antriebsarten ermöglichen wird, die Plug-in-Hybridversion des Countryman wird allerdings zugunsten des batterieelektrischen Antriebs aufgegeben. Ein Schritt Richtung Elektrifizierung, immerhin.

Beim auf 4,43 Meter um satte 13 Zentimeter gewachsenen Mini Countryman haben die Kunden die Wahl zwischen Front- (E) und Allradantrieb (SE All4). Als Elektroauto wird der Countryman zunächst mit 140 oder 230 kW angeboten, beide mit einem 64,7 kWh fassenden Akku und Reichweiten bis 450 Kilometer. Eine entscheidende Verbesserung angesichts der bisher gebotenen 28,9 kWh netto (31,6 kWh brutto) mit Reichweiten um die 200 km.

Wegen der gemeinsamen technischen Basis mit dem BMW X1 / iX1 wird er als erstes Mini-Modell in Deutschland produziert. Die parallele Fertigung beider Modelle in Leipzig beginnt im November 2023 kurz nach der offiziellen Weltpremiere auf der IAA Mitte September, der Marktstart ist zum Jahreswechsel geplant.

Das Design bleibt typisch Mini, die Proportionen typisch Countryman. Hatte die aktuelle Generation bereits deutlich draufgelegt, so wächst der kommende Countryman nochmals spürbar, was sich gerade im Innenraum mit mehr Sitzkomfort in der zweiten Reihe bemerkbar macht. Mit einer Höhe von 1,61 Metern ist er zudem sechs Zentimeter höher als bisher – auch das verbessert das Komfortniveau spürbar. Wie bisher steht ein Panoramadach zum Öffnen in der Liste.

Mini Countryman (3 Bilder)

Kräftig zugenommen hat der kommende Mini Countryman, das liegt auch an einer mehr als doppelt so großen Batterie. 

Das Cockpit wird wie gewohnt von einem großen zentralen Rundinstrument dominiert, auf dem alle wichtigen Informationen wiedergegeben werden. Nur gegen Aufpreis werden die wichtigsten Details über ein Head-up-Display auch ins Sichtfeld des Fahrers projiziert, leider nur auf eine ausfahrbare Kunststoffscheibe hinter dem Lenkrad.

Überraschend auch, dass zumindest die Elektroversion zwar verschiedene Fahrprogramme bekommen wird, die über einen Kippschalter in der Mittelkonsole zu bedienen sind, einstellbare Dämpfer jedoch fehlen. Sie bleiben den rund 250 Kilogramm leichteren Versionen mit Verbrennungsmotoren vorbehalten.

Auf der Straße macht das Vorserienmodell einen ausgewogenen Eindruck, die übertrieben wirkende Härte vergangener Generationen ist Geschichte. Der 230 kW leistende Allradantrieb und das Handlichkeit und Agilität gekonnt verbindende Fahrwerk überzeugt genauso wie bereits im BMW iX1. Die beiden Motoren verteilen die Leistung so unauffällig situationsgesteuert, dass Antriebseinflüsse nicht einmal in schnellen Wechselkurven zu spüren sind.

Oder vielmehr sind sie doch wahrnehmbar, allerdings in einer Weise, die das Gefühl erzeugt, man bewege ein um ein Drittel leichteres Auto. Das ursprüngliche Gokart-Gefühl ist es zwar nicht mehr, es stammt heute vor allem aus der sehr direkt übersetzten Lenkung, doch hat BMW dank Torque Vectoring über die beiden Achsen erstaunlich viel davon in die Elektro-Ära herüberretten können.

Obwohl der Mini trotz seiner rund zwei Tonnen Leergewicht völlig unspektakulär bereits in unter sechs Sekunden 100 km/h erreichen kann, dürfte Mini später ein noch kräftigeres Spitzenmodell "John Cooper Works" nachreichen. BMW legt Wert auf die Feststellung, dass seine fremderregten Elektromaschinen nicht nur ohne seltene Erden auskommen, sondern auch die Effizienz verbessern, und das scheint man wirklich unmittelbar wahrnehmen zu können, da es auch fahrdynamisch vorteilhaft abgestimmt ist.

Wie beim BMW iX1 x30 darf man sich auch beim kommenden Countryman auf eine Werksangabe von knapp unter 20 kWh pro 100 Kilometer einstellen. Die Probefahrt war zu kurz für eine Aussage darüber, wie hoch der Realverbrauch liegen könnte.

Fahreindruck vom nächsten Verwandten

Der baugleiche BMW iX1 bietet aktuell 130 kW Ladeleistung. Von 10 bis 80 Prozent dauert es bestenfalls rund eine halbe Stunde. Bleibt die Hoffnung auf mindestens 170 Kilowatt im neuen Mini Countryman E / SE, die Konkurrenz macht es schließlich vor. Eine Verbesserung unter bestimmten Umständen im Realbetrieb könnte allerdings bereits die optionale manuelle Vorkonditionierung der Batterie bieten, wie sie für den BMW iX1 erhältlich ist.

Etwas überraschend kommt die Nachricht, dass die Sitze künftig nur mehr mit veganer Bespannung erhältlich sein sollen. Echtledersitze sind mit der kommenden Mini-Generation Geschichte. Die Polyester-Oberflächen der Armaturen, von Lenkrad, Fahrzeughimmel und Fußmatten bestehen aus recycelten PET-Flaschen und Teppichresten.

Offiziell wird es erst im September, doch so viel kann man zum Preis schon festhalten: Unter 50.000 Euro wird Mini den batterieelektrischen Countryman wohl kaum anbieten.

(fpi)