iPhone-Kaufberatung 2019: Von iPhone 5s bis XS Max

Seite 4: iPhone X, XR, XS und XS Max

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Im November 2017 kam das iPhone X (sprich: Zehn) in den Handel – mit einem damals ungewöhnlich üppigen Ladenpreis von bis zu 1319 Euro. Wie beim iPhone 8 besteht die Rückseite aus Glas. Eingefasst ist es nicht in Aluminium, sondern Edelstahl. Weil eine Reparatur beim iPhone X sehr teuer ist – ein neues Display kostet 321, ein sonstiger Schaden 611 Euro – empfiehlt sich eine Schutzhülle dringend.

Der große Neuanfang mit dem iPhone X: Vollflächiges Display, Gesichtserkennung und Gestensteuerung lösen den Home-Button ab.

Das iPhone X ist deutlich kürzer und schmaler als das iPhone 8 Plus, mit 5,85 Zoll besitzt es dennoch das größere Display.

Darauf hat Apple mit 2436 × 1125 deutlich mehr Pixel untergebracht (iPhone 8 Plus: 1920 × 1080 Pixel und 5,5 Zoll). Auch die Auflösung des OLED-Displays ist mit 458 dpi höher als beim LCD des iPhone 8 Plus (401 dpi).

Das erstmals in einem iPhone eingebaute OLED-Display zeigt den typischen Kontrast von über 1 Mio : 1 und den erweiterten DCI-P3-Farbraum, zudem natürliche Farben, scharfe Konturen und eine geringe Blickwinkelabhängigkeit – was auch bei OLEDs nicht selbstverständlich ist. Die Helligkeit wird gleichmäßiger über die Fläche verteilt als bei LCDs, weil die Hintergrundbeleuchtung fehlt und jedes Pixel im Werk kalibriert wird. Entsprechende Filme vorausgesetzt, zeigt das iPhone-X-Display auch den Kontrastumfang nach den Standards HDR10 oder Dolby Vision an.

Apple warnt auf einer Support-Webseite davor, dass kontrastreiche helle Elemente in den OLED-Bildschirm einbrennen können, wenn sie über längere Zeit bei großer Helligkeit unverändert an einer Stelle angezeigt werden. Während einer elfmonatigen Nutzung bemerkten wir an unseren Geräten keinerlei Effekte.
Etwas störend wirken die Einbuchtung (englisch "Notch") am oberen Display-Rand, in der die Sensoren und Kameras untergebracht sind, und die abgerundeten Ecken. Dadurch fehlen einige Bildpunkte gegenüber einem vollen Rechteck, wie man es gewohnt ist. Screenshots haben trotzdem die vollen 2436 x 1125 Pixel im Rechteck.

Manche ältere Apps können die Bereiche links und rechts vom Notch noch nicht nutzen, in seltenen Fällen werden sogar relevante Information durch sie überdeckt. Inzwischen sind die meisten Apps aber schon angepasst.

Beim iPhone X fehlt zum ersten Mal der Home-Button. Die meisten Funktionen werden durch Tastenkombinationen oder Gesten abgelöst. Statt des Fingerabdrucksensors setzt Apple auf eine dreidimensionale Gesichtserkennung namens Face ID. Dabei projiziert ein Infrarot-Sender für den Nutzer unsichtbar 30.000 Bildpunkte auf das Gesicht und eine leicht versetzt verbaute Infrarot-Kamera erfasst einen dreidimensionalen Scan. Apple nennt das "TrueDepth". Das Verfahren funktioniert auch im Dunkeln. Das mathematische Modell des Gesichts wird analog zu Touch ID in der Secure Enclave des Gerätes abgelegt. Apps fürs Banking oder Passwort-Manager, die Touch ID zur Authentifizierung akzeptieren, tun dies anstandslos mit Face ID.

Wir konnten im Test Face ID mit Zwillingsschwestern überlisten, was Apple aber auch so für nahe Verwandte angekündigt hatte. In einem solchen Fall kann man die Technik abschalten und immer den Code verwenden. Merkte sich Touch ID noch bis zu fünf Fingerabdrücke, kann Face ID nur ein einziges Gesicht speichern – inzwischen kann man auch ein "alternatives Erscheinungsbild" einrichten. Wollen mehrere Menschen das Gerät abwechselnd nutzen, können sie ebenfalls den Entsperrcode verwenden.

Apple nutzt die Gesichtserkennung auch für "Animojis", das ist eine Abkürzung für animierte Emojis. In der Nachrichten-App nehmen gerenderte Figuren wie Fuchs oder Einhorn die Züge und Bewegungen des Anwender-Gesichts an. Auf diese Weise kann man mit der eigenen Stimme scheinbar von Emojis gesprochene Bildnachrichten als kleine Clips verschicken. Mit der gleichen Technik lassen sich auch Masken auf das eigene Gesicht legen.

Wie das 8 Plus besitzt das iPhone X zwei Kamerasensoren auf der Rückseite. Sie sind hier übereinander angeordnet. Dem iPhone X hat Apple auch im Tele einen optischen Bildstabilisator spendiert. Bei wenig Licht geraten mit dem Tele des iPhone X aufgenommene Bilder im Vergleich etwas schärfer. Videos in der Zoomstufe 2 entwackelt das iPhone X in Full HD sehr effizient. Der Slow-Motion-Modus erfasst auch in Full-HD 240 Bilder pro Sekunde.

Bilder erfreuen durch gute Schärfe, Detailtiefe und geringe Verzerrungen. Die Farben geraten minimal kräftiger als bei den Vorgängermodellen, aber immer noch natürlich und nicht so übersättigt wie bei Samsung & Co üblich. Allerdings sticht Rot leicht hervor. Bei wenig Licht rauschen Aufnahmen immer noch stark. Gut gefällt uns auch der Blitz im iPhone X, der die Nahumgebung erstaunlich gleichmäßig ausleuchtet. Weiter als zwei Meter reicht sein Licht aber nicht. Erstmals arbeitet der Porträtmodus ebenfalls mit der Frontkamera und nutzt dafür auch die Infrarottechnik. Im Test zeigten sich Probleme bei lockigen Haaren und Brillen.

Als System on a Chip (SoC) verwendet Apple wie bei den 8er iPhones den A11 Bionic – mit sehr ähnlichen Ergebnissen. Die Kapazität des Akkus fällt geringfügig höher aus als beim iPhone 8 Plus, die Laufzeiten im Durchschnitt auch.

Das iPhone X ist wasserdicht und staubgeschützt nach IP67. Außerdem bringt es vergleichsweise gut klingende Stereo-Lautsprecher mit. Seit September 2018 ist es nur noch im Abverkauf oder gebraucht erhältlich.

iPhone X

  • tolles OLED-Display
  • schnell
  • gute Kameras
  • große Akkus
  • keine Kopfhörerbuchse
  • teuer

Das iPhone XS von 2018 gleicht dem X äußerlich, ist anders als dieses aber auch in der Farbe Gold und mit 512 GByte Flash erhältlich. Das große iPhone XS Max legt gegenüber dem XS noch einmal um 1,4 cm in der Höhe und 0,7 cm in der Breite zu, womit es fast so groß ist wie das iPhone 8 Plus. Es wiegt 31 Gramm mehr als das XS und kostet bei gleichem Speicherausbau jeweils 100 Euro extra.

Sein Display fällt mit 6,5 Zoll spürbar größer aus und stellt deutlich mehr Inhalte dar. Die Pixelzahl stieg von 2,74 Millionen auf 3,34 Millionen bei gleicher Auflösung von 458 dpi. Durch Änderungen an der Software zeigt das Display bei HDR-Fotos einen viel größeren Dynamik-Umfang. Hiervon profitiert zum Beispiel die Darstellung von Gegenlicht-Aufnahmen.

Langsam wird es teuer: Für das Spitzenmodell des iPhone XS Max berechnet Apple 1650 Euro.

Die Abfragerate für den Touch Screen hat Apple auf 120 Hertz erhöht, was zu einer präziseren Bedienung und schnelleren Reaktionen führt.

Bei den 2018er-iPhones baut Apple für die Weitwinkelkamera einen um 50 Prozent lichtstärkeren Sensor ein. Um sofort auslösen zu können, behält die Kamera-App außerdem immer die letzten vier Bilder im internen Puffer, sobald sie geöffnet wurde.

Beim neuen Smart HDR werden weiter zusätzliche Bilder mit anderen Belichtungszeiten und Blenden abgelegt. Aus den verschiedenen Aufnahmen nimmt sich die Software die jeweils am besten belichteten Bereiche aus acht Sektoren und setzt daraus das endgültige Foto zusammen. Im Ergebnis gelingen HDR-Bilder mit einem sehr viel größeren Helligkeitsumfang und ohne merklichen Zeitverlust.

Gegenüber dem iPhone X zeigen die Fotos vom XS auch schönere und realistischere Farben, zum Beispiel ein besseres Himmelsblau und weniger Rauschen bei knappem Licht. Die XS-iPhones können beim Aufnehmen von Panorama-Bildern mit einem Schwenk von 180 Grad jetzt erstmals während der Drehung die Bildoptimierung dynamisch anpassen und müssen nicht beim Anfangswert verharren. Bei einem Schwenk aus dem Schatten ins Licht bringt das enorme Verbesserungen mit sich.

Die XS-Generation der iPhones beherrscht erstmals die auch nachträgliche Bearbeitung der Tiefenunschärfe von Bokeh-Fotos, die mit der Portraitlicht-Funktion aufgenommen wurden. Dabei lässt sich der Grad der Unschärfe hinter dem eigentlichen Motiv jederzeit verändern. Bei lockigen Haaren oder Brillen kam es im Test abhängig von der Struktur des Hintergrundes aber weiterhin zu Abbildungsfehlern.

Von den Verbesserungen der Kameras profitieren auch Videos. Mit dem XS aufgezeichnete Clips zeigen in Lichtern und Tiefen mehr Zeichnung. Trotzdem gibt es immer noch Helligkeitssprünge und Blitzer bei Schwenks vom Schatten ins Licht. Die XS-iPhones arbeiten auch beim Videofilmen mit einem erweiterten Dynamikbereich (Kontrast) – allerdings nur bis 30 fps.

Das Farbrauschen bei Schwenks fällt durch die höhere Prozessor-Power, mit der die Software Bildfehler schneller herausrechnet, geringer aus. Eine sehr effektvolle Funktion ist der neu hinzugekommene Stereo-Ton bei Video-Aufnahmen. Der Sound der Stereo-Lautsprecher klingt etwas lauter und räumlicher, dafür schnarren die Neuen ein wenig mehr bei voller Lautstärke.

Mit der Kamera auf der Vorderseite lassen sich ebenfalls Bokeh-Fotos erstellen – auch hier mit der Möglichkeit, die Tiefenunschärfe nachträglich zu ändern.

Der neue A12 Bionic besitzt ebenfalls zwei High-Performance-Kerne und vier Kerne zum Energiesparen. Die einen sollen laut Apple 15 Prozent schneller geworden sein, die anderen 50 Prozent effizienter. Bei Bedarf arbeiten alle sechs gleichzeitig. Im Multicore-Test ergaben sich immerhin Gewinne von 12 Prozent, auf einem Kern waren es 13 Prozent.

Die Neuronale Recheneinheit (Neural Engine) stattet Apple mit acht statt zwei eigenen Rechenkernen aus, sodass sie neunmal schneller arbeiten soll. Hiervon profitieren vor allen Machine Learning (KI) und Augmented Reality. Die neue Grafik-Einheit mit vier statt drei Kernen erzielt in Spielen 63 Prozent mehr Frames pro Sekunde. Auch AR-Apps liefen damit deutlich flüssiger.

Den Arbeitsspeicher hat Apple von 3 auf noch nie dagewesene 4 GByte vergrößert. Erstmals lässt sich in einem iPhone neben der Nano-SIM eine integrierte eSIM simultan betreiben (siehe dazu auch
eSIM und Dual-SIM bei iPhone XS, XS Max und XR: Tricks für die doppelte Leitung). Die eSIM kann zum Beispiel im Ausland für mobile Daten genutzt werden.

Das iPhone XS ist wasser- und staubgeschützt nach IP68. Die Geräte sollen 30 Minuten bei einer Wassertiefe von 2 Metern überstehen.

Im iPhone XS Max steckt der leistungsfähigste Akku, den Apple je in ein Smartphone eingebaut hat. Er muss natürlich auch ein sehr großes Display mit enorm vielen Pixeln versorgen; dennoch bleiben bei vorwiegend dunklem Bildinhalt noch Reserven für längere Laufzeiten als beim iPhone XS. Da OLED-Bildschirme bei hellem Hintergrund mehr Energie benötigen, schaffte selbst das XS Max mit dem großen Akku in unseren Messungen mit 8,8 Stunden nur eine geringere Laufzeit als die iPhones X und XS (beide 10,4 h) und das 8 Plus mit LCD (14 Stunden). Beim Videogucken hingegen erreichte das XS Max mit 11,9 Stunden eine längere Laufzeit als alle Vorgänger.

iPhone XS (Max)

  • tolles OLED-Display
  • sehr schnell
  • sehr gute Kamera
  • großer Arbeitsspeicher
  • keine Kopfhörerbuchse
  • sehr teuer

Das seit dem 26. Oktober 2018 erhältiche iPhone XR bringt viele der technischen Neuerungen des XS, mit – aber nicht alle. Es kostet hierzulande bei gleicher Speichergröße jeweils 300 Euro weniger. Mit einem Einstiegspreis von 850 Euro kann es allerdings nicht als Billig-Modell bezeichnet werden – und das ist es auch technisch nicht.

Das iPhone XR bringt ebenfalls einen nahezu randlosen Bildschirm mit, aber nicht als OLED, sondern als LCD und mit einem etwas breiteren Rand. Damit einhergehend hat auch das XR keinen Home-Button, wohl aber abgerundete Ecken und die Einbuchtung (Notch). Abzüglich dieser bildfreien Bereiche misst der Screen diagonal 6,1 Zoll. Das ist mehr als beim iPhone 8 Plus (5,5") und beim iPhone X/XS (5,85"), aber weniger als beim XS Max (6,5").

Bunt und (etwas) billiger: Das iPhone XR.

Die Zahl der Bildpunkte ist mit 1792 × 828 Pixeln allerdings deutlich geringer als beim iPhone 8 Plus (1920 x 1080) und viel niedriger als bei den XS-Modellen.

Die Auflösung erreicht nur 326 dpi wie beim iPhone 8 (ohne Plus). Die OLED-Bildschirme vom iPhone XS und XS Max können demgegenüber 458 dpi vorweisen und sind damit wesentlich schärfer. Das ist aber nur beim genauen Hinschauen im direkten Vergleich, etwa bei Schrift, erkennbar. Das iPhone XR ist schmaler und kürzer als das 8 Plus, allerdings etwas dicker (8,3 statt 7,5 Millimeter). Größenmäßig ordnet es sich zwischen iPhone XS und XS Max ein.

Statt des kontextsensitiven 3D Touch hat Apple beim iPhone XR eine neue Technik namens Haptic Touch eingeführt. Mit ihr bekommt der Anwender ein haptisches Feedback durch einen Schrittmotor unter dem Glas (Taptic Engine), wenn er länger an einer Stelle drückt und dort eine Funktion hinterlegt ist. Das ist aber viel seltener der Fall als beim 3D-Touch. Peek & Pop gibt es nicht.

Das Display ist zu Videos in den Formaten HDR10 und Dolby Vision zwar kompatibel, zeigt aber nicht die höheren Kontraste. Der Gehäuserahmen besteht beim iPhone XR im Unterschied zu den anderen randlosen Modellen aus Aluminium statt Stahl. Damit dürfte es etwas empfindlicher für Kratzer und Dellen sein. Für Vorder- und Rückseiten verwendet Apple Glas, sodass auch drahtloses Laden per Qi-Standard kein Problem darstellt.

Das iPhone XR bekommt man in sechs Farben. Bei Schwarz, Blau, Rot und "Koralle" (Rosa-Orange) ist der Rahmen in einem ähnlichen Ton wie das Glas der Rückseite gehalten. Bei Weiß sieht der Rahmen silberfarben, bei Gelb golden aus. Während die neuen OLED-Modelle den Standard IP68 erfüllen, ist das LCD-iPhone nur nach IP67 gegen Staub und Wasser geschützt.

Die rückseitige Kamera des iPhone XR hat nur ein Objektiv und entspricht dem Weitwinkel der Modelle XS und XS Max. Obwohl es kein Tele gibt, vermag das iPhone XR Tiefenunschärfe (Bokeh) in Porträts zu produzieren, und zwar per Tiefen-Erkennung durch Software. Das funktioniert aber nur mit Personen und in Weitwinkel- statt Tele-Perspektive. Die Selfie-Kamera auf der Vorderseite entspricht ebenfalls der vom iPhone XS mit Porträt-Funktion und Blende 2,2.

Das iPhone XR besitzt den gleich schnellen A12-Bionic-Prozessor wie die beiden XS-Modelle; der Arbeitsspeicher umfasst aber nur 3 GByte. Auch das XR kommt mit einer Nano-SIM und einer eSIM gleichzeitig klar. Es beherrscht kabelloses Laden mit Qi und schnelles Laden per USB-C-Kabel. Ein Modell mit 512 GByte bietet Apple nicht an.

iPhone XR

  • schnell
  • gute Kameras
  • große Akkus
  • weniger feines Display
  • keine Kopfhörerbuchse
  • kein Tele