Peugeots Elektro-Auto e-208 im Test: Bei Frost ein Großabnehmer

Seite 2: Infotainment, Fahrwerk, Antrieb

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Dort, wo beim Corsa der Button für die Scheibenlüftung ist, gibt es beim 208 entsprechender Ausstattung nämlich nur den Knopf für die Sitzlüftung. Die Frontscheibenlüftung fehlt dann als Bedienelement. Wer das gebaut hat, braucht ein paar sanfte Schläge auf den Hinterkopf. Die Automatik hat jedoch für mich bis auf das falsch gehende Thermometer okay funktioniert.

Peugeot e-208 innen (14 Bilder)

Premiumplastik mit echten Nähten.
(Bild: Clemens Gleich)

Von solchem Nonsens ausgehend kann man vielleicht den Kollegen Martin verstehen, der die Infotainment-Bedienung von PSA nicht besonders mochte. Ich habe ausgehend von meinen Erfahrungen mit Volkswagen jedoch niedrigere Ansprüche. Ja, das Interface ist nicht besonders durchdacht, aber hey: Es funktioniert alles! Nach fünf Minuten weiß ich, dass es zwei verschiedene Lüftungsmenus gibt. Ich weiß nicht, WARUM das so ist, aber es ist mir ehrlich gesagt egal. Hauptsache: Es funktioniert. Es funktioniert sogar ziemlich gut, würde ich sagen.

Thema Spracheingabe: Geht nur online, dann aber zuverlässig, Industriestandard mit Nuance-System. Offline kommt eine eindeutige Fehlermeldung. Das war mehr, als mir der VW Golf bot. Das Radio klingt super, eine große Stärke im ganzen PSA-Konzern. Wer in vielen kleineren Citroens oder Peugeots Radio hört, kann einmal sehen, was sich aus vergleichsweise günstigen Komponenten herausholen lässt, wenn man Ahnung von Akustik hat.

Sogar die Spurhaltung war viel besser als erwartet. Der Assistent kann dauerhaft einer markierten Fahrspur folgen – auch das mehr, als der Golf bietet. Der 208 fährt zwar beschwipste Schlangenlinien und kuschelt sich gern unangenehm nah an LKW heran, aber es funktioniert erstaunlich lange erstaunlich gut. Zudem meckert das System nicht über eine laissez-faire französisch-locker eingehängte Hand am Lenkrad. Die technische Umsetzung dieses erstaunlichen Features: Der Peugeot interessiert sich gar nicht dafür, ob die Hände am Lenkrad sind. Und ich sage: Besser so als das ständige Ringen mit einem Lenkrad, das sich obendrein ständig beschwert anderswo.

Bei der Plattform macht PSA ein paar Kompromisse, um alle Antriebsarten unter einen Blechhut zu kriegen. Statt der segmentüblichen Verbundlenkerachse verbauen die Franzosen eine Starrachse mit Panhard-Stab. Damit gewinnt der Akkurahmen ein Stück Länge, wo sonst der Drehstab entlanglaufen müsste. Das klingt rustikal, fährt sich aber auch nicht anders als andere PKW mit Starrachse hinten. Oder halt: Es fährt sich tendenziell besser, denn der Abstimmung hilft wie immer das hohe Gewicht des Fahrzeugs. Der Federkomfort war gut, fand ich, und das trotz des GT-Pakets, das eine andere, wahrscheinlich "sportlichere" Abstimmung erhielt als das Standardfahrwerk. Zu erkennen ist das Paket außer am Aufkleber an den schwarzen Radkastenverbreiterungen, die wegen der breiteren Spur nötig waren.

Peugeot e-208 von unten (5 Bilder)

Kollege Habegger lieh mir seine Hebebühne. Sehen wir uns die Plattform von unten an!
(Bild: Clemens Gleich)

Der Motor tritt unten kräftig genug an. Seine Nennleistung von 100 kW reicht trotz des hohen Gewichts völlig aus, und bei 150 km/h ist sowieso Schluss. Als etwas störend empfand ich das hohe Antriebsspiel. Im flüssigen Fahrbetrieb egal, im Stau bei ständigen Lastwechseln deutlich auffallend und anderswo besser. Insgesamt sind Fahrwerk und Antrieb nichts Besonderes, aber sie machen manchmal fast ein bisschen Spaß und fressen ansonsten komfortabel Kilometer.

Die Plattform hält in etwa das, was ihre Eckwerte versprechen, bis auf den erhöhten Verbrauch. Den stellten Besitzer bereits bei Sommertemperaturen fest. Wer keinen günstigen Eigenstrom verwenden kann, sollte genau durchrechnen, ob er nicht langfristig günstiger fährt, wenn er eine Schublade höher greift zu einem gerade im Winter effizienteren Koreaner der Kompaktklasse oder einem VW ID.3 in der Basisversion - wenn Wolfsburg dort die Software repariert hat.

Die Überführungskosten hat PSA übernommen, jene für Strom der Autor.