Fahrbericht Skoda Elroq 85: Massenkompatibel

Skoda bringt mit dem Elroq ein konservativ gezeichnetes E-SUV auf den Markt, das viele Ansprüche abdecken dürfte. Im ersten Fahrbericht überzeugt das Auto.

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Skoda Elroq

(Bild: Skoda)

Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Wolfgang Gomoll
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This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Vermutlich wird auch dieses Rennen in der Mitte entschieden, dort wo viele Kunden ein neues Auto suchen, und deren grobe Umschreibung geht so: SUV, Länge um 4,5 m, pragmatisch, halbwegs bezahlbar oder zumindest finanzierbar. Der E-Antrieb ist eine Option, sofern er in der Anschaffung nicht zu teuer ist und sich das Laden perspektivisch in den Alltag integrieren lässt. Der Erfolg des etwas größeren Skoda Enyaq zeigt, dass die Nachfrage da ist, ebenso wie die Wahrscheinlichkeit, ihn eine Nummer kleiner zu wiederholen. Denn der Skoda Elroq dürfte trotz reichlich Konkurrenz am Markt hervorragende Chancen haben. Bei einer ersten kurzen Ausfahrt gelang ihm insgesamt zu überzeugen.

Der Elroq liefert zunächst in den Werten, die der Marke zugeschrieben werden, zuverlässig ab. Er ist mit 4,49 m etwas länger als ein Skoda Karoq, bietet aber auch nochmals ein wenig mehr Platz. Selbst vier Erwachsene kommen bequem unter. Der Kofferraum fasst zwischen 470 und 1580 Liter Volumen. Einen Frunk, also ein Ablagefach unter der vorderen Haube, hat auch der Elroq nicht, wie die anderen Volkswagen-Modelle auf Basis des Modularen Elektrobaukastens. Schön wäre eine verschiebbare Rücksitzbank gewesen, doch zumindest aktuell kann Skoda die im Elroq nicht liefern. Davon abgesehen erscheint das SUV solide zusammengebaut, anständig ausgekleidet und ist mit bequemen Sitzen versehen, die sich in einem weiten Bereich einstellen lassen.

Skoda Elroq 85 (4 Bilder)

Skoda gibt den Durchschnittsverbrauch mit 16,6 kWh/100 km an. (Bild:

Skoda

)

Auch die Bedienung gelingt vergleichsweise intuitiv. Ein wenig einarbeiten muss man sich letztlich in fast jedes aktuelle Auto, doch Skoda setzt dafür keine allzu hohen Hürden. Das System arbeitet ausreichend flott, reagiert ordentlich auf Sprachbefehle und bietet, was man aktuell von einem neuen Auto in diesem Segment erwarten kann. Die Anzeigen sind übersichtlich und die fliegenden Navigationspfeile sind jetzt auch bei hellem Sonnenlicht gut zu erkennen. Im Basismodell steckt das Navigationssystem zusammen mit einigen anderen Dingen in einem sinnvoll geschnürten Paket für 1510 Euro, das vermutlich fast alle Kunden ordern werden. Seltsam ist die Entscheidung, der Variante mit der kleinen Batterie die im Topmodell optionale Wärmepumpe komplett vorzuenthalten. An solchen Details zeigt sich, dass knapp kalkuliert wurde, um einen Grundpreis von 33.900 Euro hinzubekommen.

Für diese erste Proberunde stand das Topmodell mit 210 kW, 545 Nm und 77-kWh-Batterie zur Verfügung. Es kostet genau 10.000 Euro mehr. Gleicht man den Ausstattungsumfang an, bleiben davon rund 6500 Euro übrig. Dafür liefert das E-SUV dann nochmals bessere Fahrleistungen. Im Standardsprint sollen nur 6,6 Sekunden vergehen, Schluss ist bei 180 km/h. Das sind 20 km/h mehr als im Basismodell. Im Alltag fühlt sich der mindestens 2119 kg schwere Elroq 85 erwartungsgemäß sehr leichtfüßig an. Das kommende Allradmodell ist mit ebenfalls 210 kW laut den Werksangaben nicht nochmals schneller.

Das künftige Angebot wird aus vier Ausführungen bestehen. Preise gibt es bislang nur für das Basismodell und die Version mit großer Batterie und Heckantrieb. Die bekannten Eckdaten:

Elroq 50 Elroq 60 Elroq 85 Elroq 85x
Batterie in kWh 52 59 77 77
Reichweite in km 375 403 581 562
DC-Ladeleistung in kW 145 165 175 175
Leistung in kW 125 150 210 210
Preis 33.900 - 43.900 -

Netto fasst die Batterie 77 kWh, was im WLTP für bis zu 579 km reichen soll. Den Verbrauch im Zyklus gibt Skoda mit 15,2 bis 16,6 kWh an. Bei dieser ersten kurzen Ausfahrt lag der Verbrauch laut Bordcomputer bei 21,3 kWh/100 km. In der Praxis ergibt das eine Reichweite von 350 km plus eine gewisse Reserve. Nachgeladen wird mit maximal 175 kW. Eine Vorkonditionierung lässt sich in die Routenplanung integrieren oder auch manuell anstoßen. In dieser Hinsicht hat sich bei Volkswagen in den vergangenen Jahren einiges getan, und so kann man die Batterie auch im Winter mit maximaler Leistung befüllen. Leider belässt es Volkswagen bei allen Modellen auf dieser Basis an Wechselstrom bei 11 kW. Damit lässt sich das, was an vielen öffentlichen Ladestationen möglich ist, nicht komplett nutzen. Eine gute Idee ist das Netz unter der Gepäckraumabdeckung, in das sich die Ladekabel packen lassen – so sind sie stets griffbereit.

Skoda Elroq 85 II (5 Bilder)

Der Skoda Elroq 85 ist mit 210 kW mehr als ausreichend motorisiert. (Bild:

Skoda

)

Vier Fahrmodi werden im Elroq angeboten, die sich merklich unterscheiden. Auch im Eco-Modus wirkt das E-SUV nicht lahm. Die Rekuperation ist variabel und lässt sich über die Wippen am Lenkrad in drei Stufen plus Segeln einstellen. Das One-Pedal-Fahren bis zum völligen Stillstand ist selbst in der stärksten Rekuperationsstufe nicht möglich. Das Fahrwerk ist ausgewogen abgestimmt, kann aber eine gewisse Grundstraffheit nicht verleugnen, was sich aber beim Fahren nicht negativ auswirkt. Der gefundene Kompromiss passt gut zu einem Auto, das mit seinem Pragmatismus überzeugen soll, ohne zu stark zu langweilen.

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Der Elroq fährt leise und komfortabel, bietet ausreichend Platz, um als Familien-Transporteur zu überzeugen und ist ein vergleichsweise faires Angebot. Das wird auch intern für Wirbel sorgen, denn der kleinere Karoq mit Verbrenner kann beim Kaufpreis nur dann mithalten, wenn der Kunde Zugeständnisse bei der Leistung und beim Getriebe macht. Das Karoq-Basismodell mit 85 kW und Schaltgetriebe kostet derzeit offiziell 33.140 Euro. Wer eine Automatik haben will, ist im Karoq ab 37.380 Euro dabei. Das verdeutlicht, was das ICCT vor wenigen Monaten prognostizierte. Um die ab 2025 geltenden Flottengrenzwerte zu erfüllen, werden die Hersteller gezwungen sein, den Anteil von Elektroautos im Neuwagenverkauf erheblich zu steigern. Andernfalls drohen Strafzahlungen, die gerade Massenhersteller empfindlich treffen würden. Das ist der Grund, warum mit Opel Frontera Electric, Kia EV3, Citroën ë-C3 Aircross und eben auch dem Elroq eine Reihe von E-Autos auf den Markt kommen, die auch beim Kauf für viele Neuwagen-Interessenten keine zu hohen Hürden mehr aufschütten.

(mfz)