E-Motorrad Livewire Del Mar im Test

Harley-Davidsons Tochter Livewire hat eine neue E-Plattform aufgelegt. Das erste darauf aufbauende Motorrad "Del Mar" sieht toll aus, fährt aber nicht weit.

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Livewire Del Mar

(Bild: Livewire)

Lesezeit: 10 Min.
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Es war eine gute Grundlage: Harley-Davidsons erstes E-Motorrad namens "Livewire" war gut verarbeitet, interessant gestaltet und effizienter als vorher vermutet. Mit einem 18 kW starken DC-Schnelllader war sie auch für Tagesetappen bis in die Gegend 500 km geeignet. Sie war allerdings viel zu teuer und wurde damit ein Geldgrab für Harley, wie es die Firma seit langer Zeit nicht erlebt hatte. Harley lagerte das Verlustgeschäft mit den E-Motorrädern in eine Tochtergesellschaft aus, die hieß wie das Motorrad: Livewire. Die "Livewire One" polierte das Konzept etwas auf, wurde zum niedrigeren Preis angeboten und war eine runde Sache, die allerdings auch kaum einer kaufen wollte.

Als Harley die E-Sparte weiterentwickeln wollte, standen die hunderte Millionen Dollar Verluste sicher ganz oben auf der Diskussions-Agenda. Wie könnte man ein neues elektrisches Motorrad konzeptionieren, damit es ausreichend Kunden findet? Was muss anders sein als zum Erstlingswerk? Klar: Der Preis muss runter! Wie? Harleys Antwort war: Wir bauen ein Motorrad mit kleinerer Batterie und weniger Reichweite, obwohl schon vorher Reichweite ein Thema war, ohne DC-Lader, mit einem langsamen AC-Lader, mit weniger Leistung. Der Preis als Nachfrage-Anschieber scheint verständlich. Hat mit Endwert 19.190 Euro aber auch nicht so doll geklappt, finde ich. Ein Preis ist überdies nur interessant für Dinge, die Leute haben wollen. Ein Motorrad mit den Eckdaten eines elektrischen Großrollers, aber ohne dessen Alltagstauglichkeit und zum doppelten bis dreifachen Preis, das wird sich nicht verkaufen, da kann ich interessierten Investoren praktisch eine Garantie geben.

heise+ kompakt
  • Ihr Design kehrt die Vorzüge der neuen Arrow-Plattform heraus
  • Um den Preis zu drücken, sparten die Entwickler ausgerechnet an Akkuinhalt und Ladeleistung.
  • Im Ergebnis kommt ein schönes Motorrad heraus, das kaum jemand kaufen wird.

Deshalb war es nicht weiter schlimm, dass die Testmaschine der neuen Livewire Del Mar erst im tiefen Winter kam, der die Verbrauchs-Messwerte natürlich in einen Bereich verzerrt, der für die meisten Fahrer irrelevant ist. Wir fuhren ein wunderschön gestaltetes Stück Industriekunst voller guter, wenn auch nicht unbedingt Harley-eigener Ideen. Es kam das Gleiche heraus, was bei allen großen E-Motorrädern bisher herauskam: Ja, das macht sehr viel Spaß. Aber es macht nicht signifikant mehr Spaß als ein Benzinmotorrad, das für weniger Geld mehr kann. Spüren wir also hinterher, wie sich ein potenzieller künftiger Exotenklassiker fährt und anfühlt – solange es ihn noch gibt.

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