Supermoto KTM 390 SMC-R: Schräge Sache

Mit 45 PS bei 154 kg Trockengewicht dürfte die 390 SMC-R auf kurviger Landstraße sehr schnell und sehr schräg unterwegs sein, und das zu einem günstigen Preis.

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KTM 390 SMC-R

(Bild: KTM)

Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Ingo Gach
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Eine Überraschung war es nicht mehr, als KTM jetzt seine neue Supermoto 390 SMC-R offiziell präsentierte. Sie stand zusammen mit der Variante 390 Enduro und 390 Adventure bereits Anfang November in Mailand auf der Motorradmesse Eicma, wurde von KTM aber weder vorgestellt noch sonst irgendwie kommentiert. Unmittelbar danach häuften sich die Hiobsbotschaften vom Werk und am 29. November 2024 hatte KTM dann die Insolvenz in Eigenregie verkünden müssen.

Das hält die österreichische Marke aber nicht davon ab, neue Modelle auf den Markt zu bringen. Dass das Werk in Mattighofen zurzeit bis mindestens Anfang März die Produktion eingestellt hat, betrifft die kleinen Duke-Modelle bis 400 cm3 nicht, denn sie werden ausschließlich in Indien beim Joint-Venture-Partner und möglichen künftigen KTM-Eigner Bajaj Auto gebaut.

KTM kann für sich in Anspruch nehmen, schon seit über 30 Jahren Supermotos zu bauen, denn die 620 Duke war 1994 die erste in Serie gefertigte Supermoto mit 17-Zoll-Drahtspeichenrädern und großer Bremse vorn. Seit Jahren ist die 690 SMC-R die meistverkaufte KTM in Deutschland – Zeit, auch die A2-Einsteigerklasse mit einer Supermoto zu beglücken.

Die 390 SMC-R wird vom 2024 vorgestellten 399-cm3-Einzylinder LC4c aus der 390 Duke befeuert, der die die Abgasnorm Euro-5+ erfüllt. Er bringt es weiterhin auf 45 PS (33 kW) bei 8500/min und 39 Nm Drehmoment bei 7000/min. Seine Verwendung in der Supermoto bedingte als größte sichtbare Änderung einen passenden Luftfilterkasten.

Gemäß den sportlichen Vorgaben wurde die 390 SMC-R so schmal wie möglich konstruiert, um dem Fahrer möglichst viel Bewegungsfreiheit zu gewähren. Die Flanken des Neun-Liter-Tanks sind schlank für besten Knieschluss beim Driften. Allerdings erinnert der Buckel, auf dem der Tankdeckel thront, an einen Kamelhöcker. Die Kunststoff-Abdeckungen der Supermoto zeigen sich knapp und modern geschnitten.

Ihr Vorderrad-Kotflügel ist hochgesetzt wie bei einer Enduro, doch rollt die 390 SMC-R auf 17-Zoll-Drahtspeichenfelgen aus Aluminium mit Straßenreifen in der Dimension 110/70R17 vorn und 150/60R17 hinten. Der serienmäßig aufgezogene Michelin Power 6 gilt als exzellent zum Asphaltbrennen.

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KTM verbaut traditionell WP-Federelemente, die Marke gehört zum Konzern. Im Fall der 390 SMC-R arbeitet vorn eine 43 mm dicke Upside-down-Gabel mit einem Open-Cartridge namens APEX. Sie ist komplett einstellbar und kann in Zug- und Druckstufe ohne Werkzeug verstellt werden. Hinten arbeitet ein in der Vorspannung und Zugstufe variables Feder-Dämpferbein. Vorn und hinten bietet die Supermoto 230 mm Federweg auf, denn sie soll schließlich auch im Offroad-Bereich gut funktionieren. Der Fahrer hockt in 860 mm Höhe auf der schmalen Sitzbank, die ein weites Vorrutschen zur Belastung des Vorderrads ermöglicht.

KTM 390 SMC-R I (8 Bilder)

KTM erweitert mit der 390 SMC-R sein Supermoto-Angebot auf die A2-Einsteigerklasse. (Bild:

KTM

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Eine radial montierte Zweikolben-Bremszange der indischen Brembo-Marke Bybre verzögert die SMC-R über eine schwimmend gelagerte 320-mm-Bremsscheibe. Die hintere Bremsscheibe bringt es auf 240 mm Durchmesser und ist einer Einkolben-Bremszange kombiniert. Das Zweikanal-ABS in der 390 SMC-R stammt von Bosch. Für eine situationsgerecht angepasste Schlupfregelung stehen die beiden Fahrmodi Street und Sport bereit. Sie lässt sich auch abschalten, beim ABS kann der Fahrer zwischen den Modi Road, Supermoto und Supermoto+ wählen, in Letzterem ist ABS am Hinterrad deaktiviert.

Ganz neu konstruiert ist der Gitterrohrrahmen aus Stahl, der auch auf den Einsatz im Gelände ausgelegt ist. Mit einem Lenkkopfwinkel von 63,1 Grad und 1453 mm Radstand haben die Entwickler die 390 SMC-R ihrer Bestimmung gemäß auf Handlichkeit getrimmt. Auch der angeschraubte Heckrahmen aus Stahl ist neu. Ihre ebenfalls neue, zweiarmige Aluminium-Schwinge ist endlich geschlossen, denn ihre bisher offene Struktur hortete Dreck und war schwer sauber zu halten. Die gezackten Fußrasten mit abnehmbaren Gummidämpfern sind in zwei Positionen einstellbar, je nachdem, ob es etwas entspannter oder im Attacke-Modus in tiefer Schräglage um die Kurve gehen soll.

KTM 390 SMC-R II (7 Bilder)

Die 390 SMC-R ist eine klassische, leichte Einzylinder-Supermoto und das macht ihren Charme aus. (Bild:

KTM

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Die 390 SMC-R übernimmt den Scheinwerfer der Sport-Enduro EXC und wird rundum von LEDs illuminiert. Eine Premiere ist das 4,2 Zoll große und konnektive TFT-Display. Unter anderem ist auch eine Turn-by-turn-Navigation darstellbar. Die Ablesbarkeit der Informationen auch unter ungünstigen Bedingungen wie blendendem Sonnenschein soll sich verbessert haben. Im Cockpit versorgt ein USB-Stecker im Bedarfsfall Smartphone oder Navi mit Strom.

Am breiten Fat-bar-Lenker finden sich serienmäßig einstellbare Brems- und Kupplungshebel. KTM verkündet, die Kraft für die Betätigung des Getriebes vermindert und den Schaltweg verkürzt zu haben. Eine Anti-Hopping-Kupplung reduziert die auftretenden Kräfte beim Runterschalten. Einen Quickshifter gibt es gegen Aufpreis.

KTM nennt ein Trockengewicht von 154 kg, aber da der Gesetzgeber beim A2-Stufenführerschein ein Mindestgewicht von fünf kg pro kW vorschreibt, errechnet sich ein notwendiges Leergewicht mit allen Flüssigkeiten von mindestens 165 kg für die 390 SMC-R. Doch selbst damit dürfte die Supermoto viel Spaß auf kurvigen Landstraßen und bei gelegentlichen Schotterausflügen bieten. Über ihre Höchstgeschwindigkeit hat KTM noch nichts verlautbaren lassen. Die 390 Duke ist mit 160 km/h angegeben.

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Nicht nur auf dem Track, sondern auch beim Listenpreis ist die 390 SMC-R im Kampf-Modus: 6299 Euro plus 495 Euro Überführungskosten sind ein sehr faires Angebot für die Supermoto. Ab Ende März soll sie bei den Händlern stehen.