Elektroautos: Kia stellt zahlreiche neue Modelle vor
Kia zeigt auf dem EV Day den EV4 als Steil- und als Schrägheck, das Klein-SUV EV2 als Studie und die Nutzfahrzeugserie PV5 als Pkw- und Cargo-Chassis.
(Bild: Kia)
- Christoph M. Schwarzer
Es ist schön, einen guten Ruf zu verteidigen. Den hat sich Kia, Teil der Hyundai Group aus Südkorea, bei Elektroautos verdient: Der eigenwillige EV6 (Test) hat die 800-Volt-Interpretation der Plattform e-GMP (Electric Global Modular Platform) etabliert und lädt unter idealen Bedingungen in 18 Minuten von zehn auf 80 Prozent. Während der EV6 selbst einen VW ID.4 noch überragt, ist der EV3 das kompakte Gegenstück, wie es Volkswagen im Golf-Segment gerne hätte.
Auf dem EV Day stellt Kia nun die nächsten Elektroautos vor: Den EV4 als Steilheck sowie als Schräghecklimousine, die Nutzfahrzeugserie PV5 und eine Studie des kommenden Kleinwagens EV2. Diesen Elektroautos ist gemeinsam, dass sie, anders als EV6 und EV9, die 400-Volt-Version der e-GMP mit Frontantrieb nutzen. Die Rahmendaten sind vom EV3 vertraut. Trotzdem ist nicht alles identisch. So liegt die Reichweite des EV4 als aerodynamisch günstige Limousine (cW-Wert 0,23) bei 630 km. Das sind 25 Kilometer mehr als im EV3 (Test). Diese Werksangabe bezieht sich auf die große Traktionsbatterie mit 81,4 kWh Energieinhalt. Wie im EV3 gibt es eine kleinere Option mit 58,3 kWh und 430 km Reichweite. Das Steilheck kommt im WLTP mit einer Batterieladung 590 oder 410 km weit.
Aktiv beim bidirektionalen Laden
Kia positioniert sich außerdem noch mehr als bisher für V2X-Anwendungen: Mit Vehicle-To-X ist das bidirektionale Laden gemeint. In der ersten Stufe bedeutet das, dass externe Geräte wie eine Heckenschere oder das Induktionskochfeld im Wohnwagen versorgt werden können. Die zweite Stufe ist das strompreisabhängige bidirektionale Laden und Entladen, das Kia für 2026 avisiert. Branchenkenner gehen davon aus, dass anders als bei Renault auf Gleich- statt Wechselstrom bei der Wallbox gesetzt wird. Der EV4 und das Nutzfahrzeug PV5 sind dafür vorbereitet. Beim Konzeptfahrzeug EV2 macht der Hersteller noch keine Angaben; es ist aber wahrscheinlich, dass der kleine Kia V2X beherrscht – schließlich kann das der Hyundai Inster aus demselben Konzern.
Konkurrenten zu Renault Megane, VW ID.7 und Citroën ë-C3
Mit wem konkurriert der Kia EV4? Als Steilheck eigentlich mit dem VW e-Golf. Den gibt es aber erst wieder 2028. Auch der BMWÂ 1er ist vorerst nur mit Verbrennungsmotoren zu haben. Als Konkurrenten bleibt also zum Beispiel der Renault Megane E-Tech.
Die Schräghecklimousine EV4 zielt auf das Tesla Model 3, den VW ID.7 oder den BMW i4 (Test). Die Formensprache entspricht dem modernistischen Stil von Kia. Der EV4 als Schräghecklimousine ist 4,73 m lang, 1,48 m hoch und 1,86 m breit. Das Steilheck unterscheidet sich mit 4,43 m nur bei der Länge. Die Kofferraumvolumina betragen im Normalzustand 490 und 435 Liter.
Wir haben den Text bereinigt. Gestrichen wurde der Teil "... wobei der Kia wie der VW und der BMW keinen Stummeldeckel, sondern eine groĂźe Heckklappe hat". Diese Information hat sich mittlerweile als verfrĂĽhte Spekulation herausgestellt.
Kia EV Day Pkw (8 Bilder)

(Bild:
Kia
)Plausible Spekulationen sind auch zum Format des EV2 möglich, obwohl es keine Angaben zu den Abmessungen gibt. Der Ausblick auf die Serienversion des EV2 namens Concept EV2 passt genau ins B-Segment, also die Polo- oder Corsa-Klasse. Die Länge dürfte also bei etwa vier Metern liegen. Wie es der europäische Durchschnittskunde mag, ist der EV2 leicht erhöht und geht bei den Proportionen in die Richtung eines Citroën ë-C3 (Test). Der Citroën ist 4,02 m lang, 1,76 m breit und 1,58 m hoch. Während es hier offensichtliche Ähnlichkeiten gibt, dürften sich vor allem die Fahrassistenzsysteme wahrnehmbar unterscheiden.
Adaptiver Tempomat serienmäßig
Kia stattet zum Beispiel nahezu alle neueren Pkw mit adaptiven Tempomaten aus, die radarbasiert den Abstand zum Vorausfahrenden regulieren. Der Hyundai Inster hat ihn, also bekommt ihn der EV2 ebenfalls. Viel mehr Konkretes gibt es nicht zum EV2. Vor der Auslieferung 2026 ist vor allem Vermarktungssprache zu finden. Da ist von einer weit öffnenden Heckklappe "zugeschnitten für den urbanen Lebensstil" und einer "freundlichen Begrüßung durch eine Smiley-Projektion im Fahrerfenster" die Rede. Angaben zu Batteriegröße und Reichweite dagegen macht Kia nicht. Seitenblick zum etwas kleineren Hyundai Inster: Er hat bis zu 49 kWh Energieinhalt, die für 370 km im Normzyklus reichen. Der EV2 könnte ungefähr das und vielleicht als Option eine zweite, größere Batterieversion bieten.
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Nutzfahrzeug PV5 mit bis zu 400 km Reichweite
Neben den beiden EV4 und dem Ausblick auf den EV2 zeigt Kia auf dem EV Day die Nutzfahrzeugserie PV5. In Abgrenzung zum Retro-Design des VW ID. Buzz (Test), das auf dem US-amerikanischen Markt besser funktionieren dürfte als in Europa, ist der PV5 sachlich und geradlinig gezeichnet. Der Pkw PV5 Passenger hat drei Sitzreihen, die für "Gepäck- oder Campingszenarien optimiert" werden können. Das lässt sich als herausnehmbar und umklappbar übersetzen. Der PV5 Passenger ist wahlweise mit 71,2 oder 51,5 kWh Batteriegröße zu haben. Das soll bis zu 400 km Reichweite führen; die Ladezeit beträgt bei allen 400 Volt-basierten Kias zwischen 29 und 31 Minuten für zehn auf 80 Prozent. Die Motorleistung des PV5 liegt je nach Batteriegröße bei bis zu 120 kW, sein maximales Drehmoment bei 250 Nm.
Kia EV Day II (11 Bilder)

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Kia
)Airline-Schienen, Chassis Cab
Für den PV5 Cargo ist mit 43,3 kWh eine dritte Batteriegröße bestellbar. Der PV5 Cargo ist außerdem mit zwei Radständen (Standard: 4,70 m Länge, 1,90 m Breite und 1,90 m Höhe) und zusätzlich als Hochdachversion zu haben. Attraktiv für Handwerker und andere praxisorientierte Nutzer ist das optionale Airline-Schienensystem und natürlich die VL2-Fähigkeit zur Versorgung externer elektrischer Geräte. Airline ist auch geeignet für den Zugang mit Rollstuhl (Wheelchair Accesable Vehicle).
Wichtig für Nutzfahrzeugkunden ist neben dem PV5 Passenger und dem PV5 Cargo die Möglichkeit, den PV5 als Chassis Cab zu bestellen: Unterschiedlichste Aufbauten vom Kasten über den Kühltransporter bis zur Pritsche sind realisierbar. Das hört sich alles ähnlich an wie beim neuen VW, der als e-Transporter mindestens 55.000 Euro für knapp 300 km Reichweite kostet und baugleich mit dem Ford e-Transit Custom ist. Mal sehen, ob Kia den Preis unterbieten und die Aktionsdistanz übertreffen kann.
Kia stellt die Modellpalette konsequent auf den elektrischen Antrieb um. Das zieht vor allem jene Interessenten an, die sich ohnehin vom Verbrennungsmotor verabschiedet haben und nur noch Elektroautos untereinander vergleichen.
(fpi)