Autoindustrie: Gewinn von Volkswagen bricht um fast ein Drittel ein

Mit neun Millionen Autos stagnierte 2024 der Absatz bei Volkswagen. Trotz des glimpflichen Einbruchs bei den Verkäufen sackte der Gewinn um fast ein Drittel ab.

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VW ID.7

Mit dem VW ID.7 hat Volkswagen ein mittlerweile reifes, wenn auch teures Elektroauto am Start. Hoffnungen ruhen auf einem fĂĽr 2027 angekĂĽndigten Modell mit dem Arbeitstitel ID.1.

(Bild: Florian Pillau)

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This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Langsam wird es knapp: Mit knapp neun Millionen Stück lag der konzernweite Autoabsatz 2024 nur mehr unwesentlich über dem der 8,552 Millionen VW-Currywürste. Trotz des geringen Einbruchs bei den Verkaufszahlen stürzte der Gewinn jedoch dramatisch ab – um fast ein Drittel gegenüber 2024. Der Konzern mit seinen für die Branche überdurchschnittlich vielen Angestellten erklärt die wichtigsten Zusammenhänge in den heute veröffentlichten Geschäftszahlen für 2024.

Das Management des zweitgrößten Autokonzerns hinter Toyota (mit 10,82 Millionen Autos) wird diese Zahlen wenig appetitanregend finden, sie resultieren aus der Transformation zum Elektroauto und dem dabei harten Wettbewerb aus Asien, der dabei oft schneller und günstiger agierte. Vorerst droht daher weiterer Stellenabbau und eine Besserung zeigen die heute veröffentlichten Zahlen keineswegs. Ihnen zufolge blieb der Umsatz fast unverändert, während der Gewinn um fast ein Drittel nachließ. Dass Volkswagen mit 12,4 Milliarden Euro fast 31 Prozent weniger verdiente als ein Jahr zuvor, ist vorwiegend dem chinesischen Markt geschuldet, dazu kam die Schließung des unrentabel gewordenen Audi-Werks in Brüssel. Im Tagesgeschäft fiel das operative Ergebnis um gut 15 Prozent auf 19,1 Milliarden Euro, die Marge sank damit auf 5,9 Prozent nach 7,0 Prozent im Vorjahr. Im Umsatz konnte sich der Hersteller ein kleines bisschen auf 324,7 Milliarden Euro steigern. Die Produktion sank von 9,4 auf etwa neun Millionen Autos.

Immerhin übertrifft dieses Ergebnis die eigene Prognose und die Erwartungen der Analysten. Die Dividende soll allerdings mit 30 Prozent auf 6,36 Euro je Vorzugsaktie stärker gekürzt werden als von vielen erhofft. Nach Tarif bezahlte Volkswagen-Angestellte bekommen für 2024 jedoch fast 4800 Euro Sonderzahlung, bevor sich die neuen Ergebnisse auch auf ihre Boni auswirken. 2026 und 2027 bleibt ihnen nur der Sockelbetrag von knapp 1900 Euro, der im November ausgezahlt wird. Die ergebnisabhängige Aufzahlung im Mai wird nach einem Sparkompromiss zwischen Konzern und Belegschaft zwei Jahre lang ausgesetzt, worauf der Bonus bis 2031 stufenweise wieder steigen soll. VW-Chef Oliver Blume und seine Mit-Vorstände wollen 2025 und 2026 auf elf Prozent ihrer Bezüge verzichten.

Finanzchef Arno Antlitz tut sein Bestes, das Konzernergebnis als glimpflich darzustellen, spricht von einem "herausfordernden Umfeld" und kommentiert die Zahlen als "insgesamt ordentliches Ergebnis". VW-Chef Oliver Blume blickt lieber in die Zukunft und findet, dass man das "eigene Haus in Ordnung gebracht" habe und im Ăśbrigen 2025 mit allen Marken 30 neue Modelle auf den Markt bringen wolle. FĂĽr ihn ist 2025 ein Wendepunkt, "das Jahr, in dem die neue Kraft des Volkswagen-Konzerns erlebbar wird."

Das ist tapfer angesichts der teuren Produktion, die man zumindest, was die Arbeitsplätze angeht, nicht mehr wesentlich schlanker bekommen kann. Volkswagen hat es 2024 mit Werksschließungen versucht und einer Kündigung des Tarifvertrags. Statt der geplanten tiefen Einschnitte blieb nach einem Kompromiss zu Jahresende ein Abbau um lediglich 35.000 Stellen bis 2030, viel zu wenig und zu langsam, nach der Meinung externer Wirtschaftskenner. Statt Massenentlassungen gibt Volkswagen eine neue Jobgarantie, betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen.

Der Konzern plant, seine Investitionen nun wieder zurückzufahren, schrittweise auch in den Verbrenner. Das kündigte Finanzchef Arno Antlitz an. So will man von 2025 bis 2029 rund 165 Milliarden Euro für neue Anlagen, Technik und Software-Entwicklung ausgeben, während für die vorangegangene Fünfjahresperiode von 2024 bis 2028 noch mit circa 180 Milliarden Euro für diese Bereiche gerechnet worden war. Stattdessen sollen "Synergien im Konzern und innerhalb der Markengruppen noch konsequenter" genutzt werden, sagte Antlitz.

Trotz der angekündigten Kürzungen im Bereich der konventionellen Antriebe will Volkswagen seinen Kunden auch weiterhin die verschiedenen Antriebsarten anbieten können. Mehr Flexibilität will Volkswagen erreichen, "indem wir das Hochfahren unserer Batteriesparte weiter an das Marktumfeld anpassen", wie Antlitz ausführte. Das folgt auf die Erfahrung, die Volkswagen machen musste, nachdem man viel Geld für eigene Batteriezellwerke reserviert hatte, der Elektroauto-Verkauf aber deutlich langsamer stieg als gedacht.

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Deutlich langsamer als gedacht arbeitete auch die konzerneigene Softwareschmiede Cariad und lieferte mit derart langer Verzögerung, dass von Audi und Porsche angekündigte Modelle mit teils jahrelanger Verspätung – und dann bereits wieder veraltet – auf den Markt kamen. Die Partnerschaft mit der US-Elektroautomarke Rivian soll nun Software und Vernetzung beschleunigen und auch verbilligen helfen. Die Abteilung Cariad hingegen hat vorerst keine gute Prognose, ihr operativer Verlust stagnierte 2024 mit 2,4 Milliarden Euro auf dem bekannten Niveau.

Volkswagen rechnet mit weiterhin schwierigen Marktbedingungen und einer sinkenden Marge auf dem wichtigen chinesischen Markt. Handelsbeschränkungen und die Folgen geopolitischer Spannungen schaffen weitere Unsicherheit, genau wie mögliche Zölle der USA auf Einfuhren. Letztere hat der Konzern in seiner Prognose nicht eingepreist.

(fpi)