Volkswagen: Zahlreiche kleine Elektroautos in Vorbereitung
Volkswagen wird auf Basis des MEB Small in den kommenden zwei Jahren zahlreiche Kleinwagen und SUVs mit E-Antrieb auf den Markt bringen. Was ist geplant?
(Bild: VW)
- Christoph M. Schwarzer
Volkswagen wird auf der IAA im September 2025 die Serienversion des Cupra Raval zeigen. Der Cupra ist das erste Serien-Elektroauto auf Basis des MEB Small. MEB, das steht wie gehabt für den Modularen Elektrifizierungs-Baukasten. Im Gegensatz zu den bisherigen Elektroautos vom ID.3 über den ID.7 bis zum ID.Buzz haben die Fahrzeuge mit dem MEB Small durchgehend Frontantrieb. Der Zugang zur Ladebuchse nach dem europäischen Standard CCS (für Combined Charging System) ist vorne rechts montiert, direkt hinter dem Vorderrad – das ist der nach außen am deutlich sichtbare Unterschied.
Zusammen mit dem Cupra Raval wird auf der IAA eine Studie zu einem SUV von Volkswagen mit dem Arbeitstitel ID.2X vorgestellt. Die Serienversion des gewöhnlichen ID.2 wiederum folgt Anfang 2026. Er soll spätestens Ostern 2026 bei den Händlern stehen. Im Jahresverlauf kommt außerdem das Mini-SUV Skoda Epiq auf den Markt. Die VW-Interpretation des Themas Klein-SUV ID.2X folgt Ende 2026. Mit enormem Interesse ist auch der VW ID.1 von der Öffentlichkeit aufgenommen worden. Er ist das fünfte und kleinste Elektroauto auf Basis des MEB Small und rollt erst in der zweiten Jahreshälfte 2027 auf die Straßen.
(Bild:Â Cupra)
Was bekannt ist
Der kürzeste Ableger wird der ID.1, den VW kürzlich als Studie ID.Every1 gezeigt hat. Nach den Außenmaßen liegt der ID.1 voraussichtlich sehr dicht beim Renault 5, ist also erheblich größer als es ein VW Up war. In Zentimetern misst die Studie 3,88 m in der Länge bei 1,81 m Breite ohne Außenspiegel sowie 1,49 m Höhe. Der Kofferraum fasst 305 Liter. Wir gehen davon aus, dass sich an diesen Abmessungen bis zum Start des Serienmodells – wenn überhaupt – nur noch sehr wenig ändern wird. Zum Vergleich: Der erste VW Golf war 3,71 m lang und 1,61 m breit.
Bei der Betrachtung vor Ort erinnert die Studie ID.1 stark an den ersten Golf: Die gerade Fensterlinie und klare Linien wie bei Giorgio Giugiaro sind eine direkte Reminiszenz. Dazu kommen Elemente des Golf 4 von Hartmut Warkuß; so fehlt der Knick über die Fahrzeugseite ("Tornadolinie"), und die C-Säule wirkt im Verlauf wie eine direkte Kopie des Golfs aus dem Jahr 1997. Was der aktuelle VW-Designer Andreas Mindt gestaltet hat, sieht aus wie ein Volkswagen und nicht wie eine modernistische Übertreibung der Markenidentität.
Gleichteile mit dem ID.2
Im Hintergrundgespräch mit heise Autos nennt Volkswagen-Entwicklungsvorstand Kai Grünitz Details. So ist der Vorderwagen bis zur A-Säule technisch (nicht optisch) identisch mit dem ID.2. Alles, was dahinter kommt, ist ein eigenständiges Auto. Der ID.1 bekommt zum Beispiel eine andere Hinterachse. Der ID.1 muss mit ungefähr 20.000 circa 5000 Euro günstiger sein als der ID.2. Es muss gespart werden und das an fast allem. Man habe sich, so Grünitz, Gedanken gemacht, welche Elemente ein Volkswagen unbedingt haben muss. Einen Drehregler für die Lautstärke zum Beispiel. Den bekommt der ID.1, und auch ein zentrales Bediensystem wird es geben – anders als in der Basisausstattung etwa des Citroën ë-C3, bei dem das eigene Smartphone als Ersatz dient.
(Bild:Â VW)
Der ID.1 wird der erste Volkswagen sein, der die Software aus dem Joint-Venture mit Rivian nutzt. Auch das soll die Kosten senken. Mit der Rivian-Software hat der ID.1 ein Alleinstellungsmerkmal unter den MEB Small-Elektroautos. Über den Energieinhalt der Traktionsbatterie ist vielfach spekuliert worden. Gesetzt sind kostengünstige und robuste LFP-Zellen. Der Rest ist offen. Zwar sagt Volkswagen das so nicht, aber angesichts des rapide verfallenden Preisniveaus auf dem Batteriemarkt wird vermutlich lange gepokert, bis das finale Paket definiert wird. Diesen Zeitpunkt wird man so spät wie möglich wählen.
Immer mit der Möglichkeit des DC-Ladens
Die Aussage von "mindestens 250 km Reichweite" bezieht sich auf eine Standardvariante. Denkbar ist auch ein abgespeckter ID.1 für Liefer- und Pflegedienste sowie eine Luxusversion am oberen Ende. Der Platz zwischen den Achsen ist mit etwa 2,5 m begrenzt, selbst wenn die LFP-Zellen direkt und ohne Modulebene ins Crashgehäuse gebaut werden. Immerhin soll der ID.1 externe elektrische Geräte versorgen können. Er wird anders als der Renault 5 grundsätzlich DC-fähig sein. Das bidirektionale Laden dagegen ist nicht garantiert, weil es ein Kostenfaktor ist.
Volkswagen braucht den ID.1 für den europäischen Markt und nur hier. Umgekehrt wiederum fordern die Käufer solche Elektroautos ein. Um auf ausreichend hohe Stückzahlen zu kommen, wird es keine Derivate von Skoda oder Cupra geben. Der ID.1 soll ein Solitär von Volkswagen bleiben, der im portugiesischen Palmela gebaut wird. Das ist der aktuelle Stand, und es ist keineswegs ausgeschlossen, dass dieser noch einmal geändert wird. Denn vermutlich würde es nicht viel kosten, andere Schildchen dranzukleben, um Skoda- oder Cupra-Fans abzuholen. Ganz ähnlich ist Volkswagen vor vielen Jahren mit VW Up, Skoda Citigo und Seat Mii verfahren. Dahinter steckt eine schnöde Wirtschaftlichkeitsrechnung: Sieht der Konzern die Chance, auf diesem Weg rentabel mehr Autos abzusetzen, wird er dies vermutlich tun.
Die Kleinwagen ID.2 und Cupra Raval
VW ID.2 und Cupra Raval sind zwei unterschiedliche Hüte – also Karosserien – auf der gleichen Basis des MEB Small. Halten wir uns an die Daten des ID.2, weil über den mehr bekannt ist. Der ID.2 ist mit 4,05 m etwa 17 cm länger als der ID.1. Er misst 1,81 m in der Breite und 1,53 m in der Höhe. Der Radstand ist mit 2,60 m ungefähr 10 cm länger als der des ID.Every1. Auffällig an der Studie ID.2all war der mit 490 Litern sehr große Kofferraum. Das üppige Volumen ergibt sich durch eine großzügige Mulde hinter der Hinterachse, die ausreichend Platz für mehrere Getränkekisten bietet. Zusätzlich gibt es einen umklappbaren Beifahrersitz wie im ID.Every1. Das alles schafft es ins Serienauto. Beim Design wirkt der ID.2 etwas runder als der ID.1, weniger bullig und fast wie ein Polo. Und darum geht es: Einen elektrischen Polo schaffen.