Autoindustrie: 25 Prozent Zoll auf Auto-Importe in die USA ab zweitem April
Die Zollerhöhung auf 25 Prozent für Autos und -teile tritt Anfang April in Kraft. Während der Aufschubphase konnte die EU die USA nicht davon abbringen.
Am Autoterminal von BLG Logistics in Bremerhaven werden jährlich mehr als zwei Millionen Fahrzeuge umgeschlagen, viele davon werden exportiert.
(Bild: bremenports.de)
Um "eine wesentliche Bedrohung für die nationale Sicherheit der USA zu adressieren" hat US-Präsident Donald Trump am Mittwoch per Präsidialerlass einen Zoll von 25 Prozent auf Importe von Autos und bestimmten Autoteilen angeordnet. Dabei beruft er sich auf den Paragraph 232 des Trade Expansion Act von 1962. Der Präsident ist überzeugt, dass dies zum Schutz der amerikanischen Automobilindustrie nötig sei. Er begründet diesen Schritt damit, dass die US-Autoindustrie "für die nationale Sicherheit von entscheidender Bedeutung", jedoch "durch übermäßige Importe die inländische Industriebasis und Lieferketten bedroht" seien.
Der Zoll von 25 Prozent wird auf importierte Personenkraftwagen (Limousinen, SUVs, Minivans, Transporter) und leichte Lkw sowie wichtige Automobilteile (Motoren, Getriebe, Antriebsteile und elektrische Komponenten) angewendet. Bei Bedarf soll diese Abgabe auf zusätzliche Teile erweitert werden. Obwohl es zunächst hieß, die Abgaben würden ab 2. April erhoben, wird vom Weißen Haus nun gemeldet, sie erst ab 3. April kassieren zu lassen. Die am stärksten betroffenen Exportländer sind Mexiko, Japan, Südkorea, Kanada und Deutschland.
Ausnahmen fĂĽr Mexiko und Kanada
Importeure von Autos im Rahmen des Abkommens zwischen den Vereinigten Staaten und Mexiko und Kanada dürfen den Zoll auf den Anteil ihrer Importe entrichten, der nicht aus den USA stammt. Die vom USMCA ausgenommenen Autoteile bleiben zunächst zollfrei, kontrollieren sollen das die Grenzbeamten. USMCA ist die Bezeichnung für das Nordamerika-Freihandelsabkommen, das die USA, Mexiko und Kanada während Trumps erster Amtszeit unterzeichnet haben.
Die deutsche Autoindustrie geht von einer erheblichen Belastung aus, weil die USA ihr größter Absatzmarkt sind. Nach den Erhebungen des Statistischen Bundesamts war die BRD 2024 mit 13,1 Prozent der größte Exporteur in die USA, gefolgt von Großbritannien mit 11,3 und Frankreich mit 7,4 Prozent. Um Zölle zu vermeiden, produzieren deutsche Hersteller nach dem Vorbild der großen japanischen Marken stark nachgefragte Modelle schon seit Langem in den USA.
"Unfaire Behandlung"
Der US-Präsident möchte mit der Zollerhöhung das Problem der seiner Meinung nach unfairen Behandlung amerikanischer Automobilexporte auf ausländischen Märkten lösen. Die Europäische Union erhebt einen Zoll von 10 Prozent auf Fahrzeugimporte, für Exporte in die USA galt bisher eine Zollabgabe von 2,5 Prozent. Die asymmetrische Erhöhung begründete der US-Präsident auch mit der Mehrwertsteuer, die in Europa erhoben wird.
Der neue Abgabensatz von 25Â Prozent folgt der sogenannten "Chicken Tax", die bereits seit 1964 auf GeflĂĽgel, andere Agrarerzeugnisse und nicht im Land gebaute Nutzfahrzeuge erhoben wird. Dieser Zoll gilt bereits seit Jahrzehnten fĂĽr Pick-up-Trucks, sofern sie nicht aus Mexiko und Kanada in die USA importiert werden, und machte diese Fahrzeugklasse fĂĽr die US-Hersteller seither besonders profitabel.
MaĂźnahmen aus Zeiten vor modernen Abkommen
Damit greift die US-Regierung weit zurück in eine Zeit, in der viele Handelsabkommen noch nicht geschlossen waren, die heute den Warenverkehr zum wechselseitigen Nutzen der beteiligten Nationen regeln. Mit Wirkung zum 12. März 2025 hatte der Präsident bereits zusätzliche Zölle in Höhe von 25 Prozent auf Stahl und Aluminium eingeführt, ebenfalls unter Berufung auf Paragraph 232 des Trade Expansion Act von 1962.
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Zölle gelten als riskant, weil sie die Verbraucherpreise erhöhen. Das senkt die Kaufkraft und den Konsum. Allein die Ankündigung von Zöllen hatte zu einem Kursverlust wichtiger US-Aktien und einer Korrektur der aktuellen Wachstumsprognose durch die US-Notenbank geführt.
Weitere neue Zölle auf Importe sind bereits angekündigt, am zweiten April möchte der US-Präsident ein ganzes Zollpaket verkünden. Er spricht bereits von einem "Tag der Befreiung" für sein Land. Die EU-Kommission befürchtet unter anderem Abgaben auf Arznei- und Lebensmittel. Der Handelskrieg scheint unvermeidlich: EU-Kommissar Maros Sefcovic führte bereits im Vorfeld Gespräche mit der US-Regierung, jedoch ohne eine Einigung herbeiführen zu können. Nun hofft die EU, dass ihre bereits fertig ausgearbeiteten Gegenzölle ab Mitte April zu einem Verhandlungsdruck führen können.
(fpi)