Tesla Motors Betriebsgewinn stürzt um zwei Drittel ab

Elon Musks enge Verbindung mit Donald Trump hat Tesla Motors unpopulär gemacht. Das schlägt sich in den Finanzzahlen nieder. Dennoch ist Musk optimistisch.

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4 ungenutzte Tesla-Ladestationen, dahinter ein Parkplatz

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

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This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Wenn Tesla Motors seine Sache gut mache, werde es das mit Abstand wertvollste Unternehmen der Welt werden, meint Firmenchef Elon Musk. "So wertvoll wie die fünf nächstwertvollsten Unternehmen zusammen." Genügend professionelle Anleger glauben das offenbar. Obwohl der Betriebsgewinn im ersten Quartal 2025 um zwei Drittel eingebrochen ist, setzen genügend professionelle Anleger auf Teslas Gedeihen. Der Aktienkurs steigt im nachbörslichen Handel auf rund 250 US-Dollar. Zur Zeit des zweiten Amtsantritts Donald Trumps vor drei Monaten lag der Kurs um 425 Dollar.

Die Tesla-Fabriken sind alles andere als ausgelastet. Sie könnten mehr als 600.000 Fahrzeuge pro Quartal herstellen, zwei weitere Fabriken sind in Bau. Tatsächlich hat Tesla in den ersten drei Monaten des Jahres 362.615 Elektroautos produziert, ein Rückgang von 16 Prozent gegenüber dem ersten Quartal 2024. Kleiner war Teslas Fahrzeugproduktion zuletzt zehn Quartale davor. Ausgeliefert hat Tesla 13 Prozent weniger Autos, trotz reduzierter Preise und deutlich gestiegenen Leasings.

Das wirkt sich auf die Finanzen aus. Der Erlös aus dem Verkauf von Elektrofahrzeugen ist um gut 21 Prozent auf 12,9 Milliarden US-Dollar gefallen. Die Leasingerlöse sind um sechs Prozent auf 447 Millionen Dollar gefallen. Gestiegen sind die Erlöse aus dem Verkauf von Emissionszertifikaten (+35% auf 595 Millionen Dollar), aus dem Verkauf von Solarzellen und Akkumulatoren (+67% auf 2,9 Milliarden Dollar) und aus Dienstleistungen und sonstigen Unterfangen (+15% auf 2,6 Milliarden Dollar).

In Summe ist Teslas Quartalsumsatz um gut neun Prozent auf 19,3 Milliarden Dollar gefallen. Gleichzeitig hat sich die Marge verschlechtert, sodass der Betriebsgewinn um zwei Drittel auf 399 Millionen Dollar abgestürzt ist. Der Vorsteuergewinn von 589 Millionen Dollar bedeutet ein Minus von 69 Prozent. Davon stammen 400 Millionen Dollar nicht aus dem eigentlichen Geschäft, sondern aus Zinseinnahmen. Der Reingewinn ist um gut 70 Prozent auf 420 Millionen Dollar gefallen. Das geht aus den Dienstagabend veröffentlichten Quartalszahlen hervor.

Hintergrund der Geschäftsentwicklung ist die enge Verbindung der Marke Tesla Motors mit dessen Chef Elon Musk. Der reichste Mann der Welt hat sich der Zerstörung weiter Teile der öffentlichen US-Bundesverwaltung verschrieben. Er hat hunderter Millionen Dollar für Donald Trumps Wahlkampf gespendet und leitet jetzt DOGE, das "Department of Government Efficiency". Das hat zu einzelnen Sabotageakten und zahlreichen Demonstrationen bei Tesla-Standorten geführt.

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Musk redet die Bürgerbewegung klein. "Jene, die verschwenderische Dollar und betrügerische Dollar erhalten haben, werden mich und alles, was mit mir verbunden ist, angreifen", sagte der Multimilliardär in der üblichen Telefonkonferenz mit Finanzanalysten. Dennoch gelobt Musk, seine Arbeit bei DOGE weiterzuführen, wahrscheinlich für die gesamte Amtsperiode Trumps, oder solange der Präsident das wünsche. Ab Mai möchte Musk seinen Einsatz für DOGE auf ein bis zwei Tage pro Woche reduzieren. Dann werde er Tesla deutlich mehr Zeit widmen können.

Die enge Verbindung zu Trump schadet Tesla auch im Ausland. Als Reaktion auf die neuen Zölle, die Trump über alle Länder außer Russland und Nordkorea verhängt hat, nehmen diverse Regierungen Musks Firmen Tesla Motors und SpaceX ins Visier. Bestehende Verträge werden gekündigt, die Beschaffung wird neu ausgerichtet und Subventionen werden gestrichen. So haben beispielsweise die Provinzen und Territorien Kanadas Teslas Produkte von Subventionen ausgeschlossen, Starlink-Verträge werden teilweise gestrichen.

Die aktuelle finanzielle Lage seines Autokonzerns sei nicht lebensbedrohlich, meint Musk, aber "es gibt einige Herausforderungen". Dieses Jahr werde unruhig. Insbesondere die unstete Zollpolitik Trumps macht Probleme, wovon die Stromsparten Teslas noch stärker betroffen sei als die Kfz-Sparte.

"Die Ungewissheit in den Kfz- und Energiemärkten nimmt weiter zu, weil die sich rapide ändernde Handelspolitik die globale Lieferkette und die Kostenstruktur Teslas und seiner Mitbewerber abträglich beeinflusst", heißt es in den am Dienstag veröffentlichten Unterlagen Teslas, "Diese Entwicklung, verbunden mit der sich ändernden politischen Stimmung, könnten namhafte Auswirkungen auf die kurzfristige Nachfrage nach unseren Produkten haben." Die Situation ist so unsicher, dass sich Tesla außer Stande sieht, eine Geschäftsprognose abzugeben.

Musk selbst wünscht freien Handel und niedrigere Zölle, denn die seien grundsätzlich vorteilhaft für Wohlstand. Doch sei das Entscheidung des US-Präsidenten. Nichtsdestotrotz prophezeit Musk seiner Firma eine goldene Zukunft: In vielen US-Städten würden Teslas noch dieses Jahr autonom, ohne Überwachung durch Menschen, fahren können. Alle Fahrzeuginsassen dürften dann bei der Fahrt schlafen, stellte Musk in Aussicht. "Es wird Millionen autonom fahrender Teslas geben in der zweiten Hälfte kommenden Jahres."

Langfristig erwartet er einen grundlegend veränderten Automarkt: "In der Zukunft werden die meisten Leute keine Autos kaufen", meint Musk, was allerdings keine Änderung der derzeitigen Lage wäre. Musk geht davon aus, dass vor allem der Absatz nicht-selbstfahrender Autos mit Verbrennungsmotor abnehmen wird: "Das ist wie auf einem Pferd zu reiten, mit einem Klapphandy. Manche Leute tun das, aber es ist nicht häufig."

Übrigens: In Elon Musks Vorahnung werden die zehn wertvollsten Unternehmen der Welt allesamt chinesisch sein – mit Ausnahme des auf Nummer 1 platzierten Tesla Motors, versteht sich.

(ds)