Vorstellung VW ID. Polo: Spät dran, vorn dabei?
Unterhalb des ID.3 hatte VW zuletzt kein E-Auto mehr anzubieten. Mit dem ID. Polo kehrt die Marke in das Segment der elektrischen Kleinwagen zurück.
(Bild: VW)
- Christoph M. Schwarzer
Volkswagen zeigt auf der IAA den ID. Polo: Das ist die Serienversion der Studie ID.2all, die im März 2023 präsentiert wurde. Eine tatsächliche Weltpremiere ist das noch nicht, lediglich eine Vorschau. Trotzdem: Das ist das fertige Elektroauto. Es ist in einem Farbschema foliert, das manch einen eventuell entfernt an den Polo Harlekin erinnern könnte: Gelb, Orange, Rot, Lila und Hellgrün. Der Fahrplan ist festgezurrt: Der VW ID. Polo soll final im Mai 2026 vorgestellt werden und ab dem Herbst 2026 bei den Händlern stehen. Unklar ist, ob das Kürzel "ID" wegfällt. Es ist nicht ausgeschlossen, dass das Elektroauto ID. Polo den Polo mit Verbrennungsmotor nicht ergänzt, sondern ersetzt.
Fünf kleine Elektroautos
Volkswagen hat sich für die fünf absehbaren Modelle auf Basis des MEB Small (MEB für Modularer Elektrifizierungs-Baukasten) ein internes Ziel gesetzt: Die Marge soll genauso hoch sein wie früher bei den Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor in diesem Segment. Diese fünf Elektroautos sind Cupra Raval, Skoda Epiq, VW ID. Polo und VW ID. Cross, die alle im kommenden Jahr 2026 erscheinen. Ende 2027 folgt dann der Kleinstwagen VW ID.1. Das sind, wie beschrieben, die absehbaren Modelle auf dieser Basis. Es ist keineswegs ausgeschlossen, dass es irgendwann weitere Setzlinge aus den Weiten des Konzerns geben könnte.
Für die Kunden gibt es Normalität in der Gestaltung: Das Design, für das Andreas Mindt verantwortlich zeichnet, ist so, wie es die Kunden von Volkswagen eigentlich erwarten; jene Mischung aus Klarheit und Langeweile, die die Marke über Jahrzehnte erfolgreich gemacht hat. Der VW ID. Polo ist die zeitgemäße elektrische Interpretation eines Golf III. Mindestens so wichtig wie das Äußere ist der Innenraum. Die Bedienung durch Wischelemente, den sogenannten Slidern, ist Vergangenheit. Für die Lautstärke hat Volkswagen einen Drehregler installiert, und auch die Klimaautomatik wird über haptische Drückschalter eingestellt. Keine Experimente mehr.
VW ID. Polo (7 Bilder)

VW
)Außen kompakt, innen groß
Die Länge beträgt 4,05 Meter, die Breite 1,82 Meter und die Höhe 1,53 Meter. Der Radstand liegt bei 2,6 Metern. So weit, so unspektakulär. Vergleichweise voluminös in diesem Segment wird allerdings der Kofferraum. Er profitiert von einer Mulde hinter der Hinterachse: Das Fassungsvermögen liegt bei über 400 Litern – wie viel genau, verrät VW noch nicht. Wohlgemerkt: Das ist mehr, als ein VW Golf bietet, der rund 20 cm länger ist. Weder bestätigt noch dementiert ist die Option, den Beifahrersitz umklappen zu können und so Raum für lange Gegenstände zu schaffen. Hier wäre Platz für eine Leiter, ein Regal, ein Surfboard oder, für Verwegene, gar eine Übernachtungsmöglichkeit.
Die Familie der MEB Small-Elektroautos hat Front- statt Hinterradantrieb. Die Ladebuchse sitzt vorne rechts. Bei der Ladezeit hatte Volkswagen für die Studie ID.2all eine Zeit von nur 20 Minuten für den Standardhub von zehn auf 80 Prozent angegeben. Eine Werksangabe, was daraus inzwischen geworden ist, lässt Volkswagen ebenso offen wie andere finale Daten.
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Ab etwa 25.000 Euro
Was kostet der Volks-Spaß? Um zum Beispiel mit dem Renault 5 konkurrieren zu können, müsste Volkswagen zwei Batterieversionen anbieten: Eine mit rund 300 km Reichweite für 25.000 Euro. VW verspricht, anders als Renault es im R5 derzeit handhabt, dass alle ID. Polo DC-fähig sind. Die größere Batterie im ID. Polo wird gut 400 Kilometern Reichweite im WLTP ermöglichen und damit etwa 30.000 Euro kosten.
Die vierte Leistungsstufe bei den Elektromotoren wird der ID. Polo GTI sein. Er folgt Ende 2026 und wurde auch bereits als Konzeptfahrzeug gezeigt: Er soll 166 kW Motorleistung haben und in unter sieben Sekunden auf 100 km/h beschleunigen. Der Preis dürfte mit guter Ausstattung in Richtung 40.000 Euro gehen.
Volkswagen avisiert zwei Batteriegrößen und zu Beginn drei Leistungsversionen. Außerdem werden drei verschiedene Ausstattungen lieferbar sein. Eine Besonderheit gibt es bei den Assistenzsystemen: Zusätzlich zum Travel Assist mit Spurwechselassistenten wird es erstmals eine Ampelerkennung geben. Der elektrische VW Polo trifft absehbar auf reichlich Konkurrenz. Der schon erwähnte Renault 5 muss dazu gezählt werden, und auch Peugeot e-208 und Opel Corsa Electric, die in den kommenden 18 Monaten vor einem Modellwechsel stehen dürften. BMW ist mit dem Mini vertreten. Bei Toyota, dem Hyundai-Konzern und Marken wie BYD dürften Überlegungen, mit eigenen Angeboten das Segment der batterieelektrischen Kleinwagen zu bespielen, das Anfangsstadium ebenfalls weit hinter sich gelassen haben.
(mfz)