In Norwegen werden fast keine Verbrennerautos mehr verkauft

Die norwegische Regierung hat das Ziel erreicht, dass 2025 fast keine Verbrenner mehr zugelassen werden. Jetzt sollen die Subventionen fĂĽr Elektroautos fallen.

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Elektroauto an der Ladesäule mit norwegischer Flagge

Elektroauto an der Ladesäule mit norwegischer Flagge

(Bild: AS photo family/ Shutterstock.com)

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This article is also available in English. It was translated with technical assistance and editorially reviewed before publication.

Norwegen ist das Vorzeigeland für Elektromobilität. Inzwischen spielen Autos mit Verbrennerantrieb dort praktisch keine Rolle mehr. "Wir hatten das Ziel, dass 2025 alle neuen Pkw elektrisch sein sollen", sagte der norwegische Finanzminister Jens Stoltenberg laut der britischen Nachrichtenagentur Reuters. "Wir können sagen, dass dieses Ziel erreicht ist." Diesel- und Benzin-getriebene Fahrzeuge sind bei den Neuzulassungen klar in der Minderheit: Ihr Anteil liegt in diesem Jahr im niedrigen einstelligen Prozentbereich.

Ein Grund für den Erfolg der Elektroautos in dem skandinavischen Land sind die großzügigen Subventionen: So entfallen beim Kauf eines Elektroautos die Steuer, die von den Emissionen und dem Gewicht des Autos abhängig ist, sowie die Mehrwertsteuer. Zusätzlich dürfen Elektroautos mautpflichtige Straßen und Tunnel kostenlos benutzen.

Entsprechend waren Elektroautos in Norwegen nicht teurer oder sogar günstiger als Verbrenner. Hinzu kommt, dass Strom in Norwegen günstig ist, fossile Kraftstoffe – obwohl dort Öl und Gas in großen Mengen gefördert werden – hingegen teuer. Nun, da das Ziel erreicht ist, sollen die Subventionen gestrichen werden, wie das Finanzministerium mitteilte. Seit 2023 erhebt die Regierung bereits eine Mehrwertsteuer auf teurere Elektroautos, ab einem Kaufpreis von 500.000 norwegischen Kronen (umgerechnet knapp 42.600 Euro).

Im kommenden Jahr soll die Grenze weiter sinken. Dann wird für Elektroautos die Mehrwertsteuer ab einem Preis von 300.000 norwegischen Kronen, etwa 25.500 Euro, fällig. 2027 soll schließlich die Mehrwertsteuerbefreiung ganz abgeschafft werden – vorausgesetzt, die Abgeordneten billigen die Pläne der Regierung, die keine Mehrheit im Parlament hat. "Der schrittweise Abbau der Vorteile für Elektrofahrzeuge gibt uns die Möglichkeit, andere Steuern und Abgaben zu senken", sagte Stoltenberg. Das entspreche dem Steuerversprechen der Regierung, dass bei einer Erhöhung bestimmter Steuern andere gesenkt würden.

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Kritik an den Plänen kommt von der Norsk Elbilforening (Elbil), der Vereinigung der norwegischen Elektroautobesitzer. Die Pläne der Regierung sähen vor, im kommenden Jahr 50.000 Kronen (knapp 4300 Euro) auf Elektroautos zu erheben und im Jahr darauf weitere 75.000 Kronen (knapp 6400 Euro), also insgesamt 75.000 Kronen (gut 10.600 Euro). "Das ist eine größere Steuererhöhung, als sie jemals für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor eingeführt wurde, und eine furchtbar schlechte Klimapolitik", sagte die Elbil-Vorsitzende Christina Bu.

Das werde die Preise, auch für Gebrauchtfahrzeuge, nach oben treiben und einkommensschwächere Haushalte, die auf ein Auto angewiesen seien, benachteiligen. Schließlich könnte das sogar zu einer Rückkehr der Verbrenner führen: "Der Automarkt reagiert extrem empfindlich auf Steueränderungen. Ich befürchte, dass sich durch plötzliche, große Veränderungen wieder mehr Menschen für Verbrennerfahrzeuge entscheiden, und ich glaube, wir sind uns alle einig, dass wir nicht dahin zurückkehren wollen", sagte Bu. Laut Elbil sind noch etwa 70 Prozent der in Norwegen zugelassenen Autos Verbrenner. Die Mehrwertsteuervergünstigungen für Elektroautos beziffert Stoltenberg auf 17,5 Milliarden Kronen, knapp 1,5 Milliarden Euro.

(wpl)