Microsoft bessert im US-Kartellverfahren nach
Nach Rüffeln durch die zuständige Richterin und Beschwerden des US-Justizministeriums unternimmt Microsoft weitere Anstrengungen, die technische Dokumentation für die Kommunikationsprotokolle zu verbessern und überprüfbar zu machen.
Nicht nur die EU-Kommission ist unzufrieden damit, wie sich Microsoft die Dokumentation seiner Protokolle für die Kommunikation mit Windows-Servern vorstellt. Während die europäischen Wettbewerbshüter mit der Drohung einer täglichen Strafe von 2 Millionen Euro schweres Geschütz auffahren und dementsprechend harsche Antworten aus Redmond auslösen, kam Microsoft im eigentlich abgeschlossenen US-Kartellverfahren durch richterliche Ermahnungen unter Druck. Mit weiteren Maßnahmen möchte Microsoft nun zumindest in den USA die Kritik an ungenügender Einhaltung von Auflagen ausräumen.
Nach der außergerichtlichen Einigung, mit der das jahrelange US-Verfahren gegen Microsoft wegen der wettbewerbswidrigen Ausnutzung eines Monopols abgeschlossen wurde, muss Microsoft PC-Herstellern größere Freiheiten bei der Installation konkurrierender Software geben und sicherstellen, dass die Software von Mitbewerbern reibungslos mit Software aus dem eigenen Haus zusammenarbeitet. Microsoft verpflichtete sich unter anderem, die Kommunikationsprotokolle an interessierte Soft- und Hardwarehersteller zu lizenzieren. Das daraufhin eingerichtete Microsoft Communications Protocol Program (MCPP) war schon mehrmals Gegenstand von Auseinandersetzungen zwischen dem Gericht, dem Komitee, das die Einhaltung der Einigungsbestimmungen überwacht, und Microsoft.
Zuletzt hatte sowohl die zuständige Richterin Colleen Kollar-Kotelly Microsoft gerüffelt als auch das US-Justizministerium gegen die von Microsoft vorgelegte Dokumentation Beschwerde eingelegt. Ähnlich wie im aktuellen Streit im EU-Verfahren geht es um die Dokumentation der Schnittstellen: Geforderte technische Dokumentationen würden nicht rechtzeitig übermittelt, bemängelte das US-Justizministerium. Und das Projekt "Troika", das eine Protokollanalyse zur Überprüfung der Korrektheit der Dokumentation ermöglichen sollte, verzögere sich sehr stark, kritisierte die Richterin.
Microsoft erklärte nun in einer Eingabe bei Gericht (PDF-Datei), man habe weitere Schritte unternommen, um den Auflagen zu entsprechen. Mehrere Vorabversionen von Protokoll-Parsern und die zugehörige Dokumentation seien an die bislang 26 Inhaber von Lizenzen im Rahmen des MCPP geliefert worden. Auch habe man Protokollspezialisten dafür abgestellt, den Lizenznehmern und dem Überwachungskomitee bei Fragen und Problemen zu helfen. Microsoft geht davon aus, dass man von April bis Juli dieses Jahres die endgültigen Parsers für alle im MCPP enthaltenen Protokolle ausliefern könne. Auch die Unterstützung des Überwachungskomitees bei der Datensammlung für die Protokolldokumentation sowie die Überarbeitung der Dokumente – unter anderem mit XML-Auszeichnungen – gehe planmäßig vonstatten. Zudem arbeite man intensiv daran, bislang bekannt gewordene Fehler und Bugs in der technischen Dokumentation zu beheben. Für diese Maßnahmen habe man auch weiteres Personal eingesetzt, erklärte Microsoft.
Siehe dazu auch: (jk)
- Microsoft gerät in US- und EU-Kartellverfahren in Verzug
- Richterin rĂĽffelt Microsoft
- US-Kartellverfahren: Microsoft unter der Lupe
- Das Microsoft-Urteil und die Konsequenzen
- Richterin akzeptiert auĂźergerichtliche Einigung im Microsoft-Prozess
- Kartell-Prozess: Microsoft und US-Justizministerum sind sich einig
- Zerschlagungsurteil gegen Microsoft aufgehoben