Heraus aus der NIsche: 35 Jahre Golf Diesel

1976 kam der erste Golf Diesel auf den Markt und begründete einen neuen Trend – den kompakten Diesel-Pkw für ein breites Publikum. Auch ohne Aufladung und Direkteinspritzung war er erstaunlich flott

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Von
  • Gernot Goppelt
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Wolfsburg, 28. April – Der Durchbruch bei Pkw-Dieselmotoren kam wohl mit der Direkteinspritzung. Aus der anfangs lautstark rumpelnden Angelegenheit entwickelte sich schnell eine alltagstaugliche Technik, die viele Freunde fand, weil man sehr kostengünstig lange Strecken zurücklegen konnte. Zudem erwies sich die Kombination mit einem Turbolader bei den meisten Motoren als besonders glücklich, weil sie ausgesprochen drehmomentstarke Antriebe möglich machte. Audi-Ingenieuren um den damaligen Chefentwickler van Basshuysen ist es wohl zu verdanken, den Dieselmotor mit Direkteinspritzung Ende der 1980er-Jahre salonfähig gemacht zu haben.

Doch auch Jahre zuvor gab es eine kleine Revolution, wie zumindest VW zum 35-jährigen Jubiläum vermeldet – das Erscheinen des ersten Golf Diesel im Jahr 1976, nur zwei Jahre nach dem Start der Baureihe in ihrem ursprünglichen Giugiaro-Kleid. Der erste Golf hatte den aus damaliger Sicht geringen Hubraum von 1471 Kubikzentimeter, aus dem VW respektable 50 PS holte. Der etwas über 800 Kilogramm leichte Golf brauchte zwar immerhin 19 Sekunden, um 100 km/h zu erreichen und bei 141 km/h war Schluss. Das war aber schon deutlich flotter als manch motorisierte Wanderdüne höherer Fahrzeugklassen, wo Dieselmotoren schon eher üblich waren.

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Der Golf Diesel von 1976 ist in Deutschland der Urvater fĂĽr alle erfolgreichen Diesel-Kompakten des Volkswagen-Konzerns.

Außer Peugeot gab es Ende der 1970er keinen Hersteller, der Kompaktwagen in Großserie mit Dieselmotoren anbot. VW und Peugeot hatten als erste das Näschen dafür, dass der Dieselmotor angesichts steigender Kraftstoffpreise auch für Normalkunden interessant sein könnte. Bei VW wurde der Erstling von einem Benziner abgeleitet, dem EA 827. Natürlich musste er wegen der höheren Drücke an einigen Stellen verstärkt werden und bekam einen neuen Zylinderkopf mit Wirbelkammern.

Diese besondere Form der Vorkammer diente dazu, das Kraftstoff-Luft-Gemisch gut zu durchmischen, bevor es sich entzündet. Ein Vorteil war die recht weiche Verbrennung, die seinerzeit mit einer Direkteinspritzung nicht möglich war. Zudem erlaubte das Verfahren hohe Drehzahlen – der Golf Diesel erreichte 5000 U/min und fühlte sich ungewohnt spontan an. Der Normverbrauch betrug 6,5 Liter, zu viel aus heutiger Sicht, damals aber sehr sparsam, zumal manche Fahrer sogar Spaß daran fanden, diesen Wert zu unterbieten. Dass es nicht deutlich günstiger ging, lag zu einem großen Teil am komplizierten Brennraum, der anders als bei einer Direkteinspritzung strömungsungünstig geformt ist und dessen große Oberfläche thermische Verluste mit sich bringt.