Siemens experimentiert mit Maut in der Fläche

Die Siemens Intelligent Traffic Systems hat in der Region Seattle ein Mautsystem aufgebaut, das im Unterschied zur deutschen streckenbezogenen Maut eine Berechnung in der Fläche gestattet.

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Von
  • Detlef Borchers

Die Siemens Intelligent Traffic Systems (ITS) hat nach eigenen Angaben für das Puget Sound Regional Council in der Region Seattle ein Mautsystem aufgebaut, das im Unterschied zur deutschen streckenbezogenen Maut eine Berechnung in der Fläche gestattet. Ähnlich wie bei dem System von Toll Collect sind die Fahrzeuge dabei mit einer von Siemens VDO Automotive gelieferten OBU (On-Board-Unit) ausgestattet, die über GPS die Position erfasst und diese per GSM an die Zentrale übermittelt. Dort wird die Position mit dem Streckennetz abgeglichen, das alle Fahrtstrecken umfasst und keinen Unterschied zwischen Schnellstraßen und einfachen Straßen macht.

Dieses Streckennetz ist in 8000 Gebührenbereiche aufgeteilt, in denen die Maut abhängig von der Intensität der Nutzung berechnet wird. "Anhand der Daten werden Statistiken über die unterschiedliche Intensität der Streckennutzung erstellt. Diese dienen als Grundlage für die Gebührenberechnung. Durch tageszeitlich variierende Gebühren sollen viel befahrene Strecken entlastet werden, indem alternative Routen finanziell attraktiver werden oder die Autofahrer andere Verkehrsmittel nutzen", heißt es in der Pressemeldung von Siemens ITS.

Derzeit arbeitet das von Siemens ITS entwickelte System in einer Pilotphase mit 500 OBU. Sein Funktionieren wird in Deutschland aufmerksam beobachtet, weil es viele Regionen gibt, die unter dem Maut-Ausweichverkehr der LKW leiden. Bewährt sich das System in Seattle, so stünde ein variables Road Pricing aller Strecken in Abhängigkeit vom Aufkommen auch in Deutschland zur Debatte.

Hoffnungen auf eine Verlagerung des teurer werdenden LKW-Verkehrs auf die Schiene scheinen sich nach Einführung der LKW-Maut nicht zu bestätigen. Nach einer im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums angefertigten Studie wird die Schiene mittelfristig bis 2008 nicht von der LKW-Maut profitieren können. Die ProgTrans-Studie, die dieser Tage veröffentlicht wurde, rechnet mit einem überdurchschnittlichen Wachstum des Straßengüterverkehrs von 2,7 Prozent pro Jahr (Bahn plus 2,0 Prozent, Binnenschifffahrt plus 1,1 Prozent). Vom zunehmenden LKW-Verkehr profitieren laut ProgTrans vor allem die ausländischen LKW, deren Transportaufkommen in Deutschland bis 2008 um 4,3 Prozent steigt, während die deutschen Spediteure nur mit einem Plus von 1,9 Prozent rechnen können.

Zur satellitengestützten LKW-Maut in Deutschland siehe auch:

(Detlef Borchers) / (anw)