Der Ford Focus 1.0 EcoBoost im Fahrbericht
Gerade einmal 998 KubikÂzentiÂmeter Hubraum hat der neue Dreizylinder unter der Haube des Ford Focus 1.0 EcoBoost. Daran muss man sich erstmal gewöhnen – was uns erstaunlich schnell gelungen ist
- Gernot Goppelt
Barcelona, 15. Februar 2012 – Downsizing ist ein unschönes Wort. Downsizing klingt irgendwie mickrig, nach kalter Dusche, halbvollem Teller oder Morgenappell in der Grundausbildung. Spaß ist in diesem Wort nicht vorgesehen. Dabei haben sich kleine aufgeladene Motoren längst etabliert, weil sie den Autofahrern Vorteile an der Tankstelle bescheren und den Herstellern einen Beitrag zu einem geringeren Flottenverbrauch. Und von mangelndem Fahrspaß kann meist auch keine Rede sein: Die Kraftzwerge kommen in der Regel schneller in Fahrt als vergleichsweise kurzatmige Saugmotoren. Die neueste Entwicklung in diesem Gebiet – und vielleicht eine der interessantesten der letzten Zeit – ist der 1,0-Liter-EcoBoost-Motor von Ford, der ab März 2012 im Ford Focus angeboten wird. Wir konnten ihn im hügeligen Umland von Barcelona erstmals fahren.
Kleiner Kraftmeier
Mickrig ist der Dreizylinder allenfalls, was seine äußeren, sehr kompakten Dimensionen angeht. Spätestens bei den Leistungs- und Drehmomentwerten dreht sich das Bild: Das Aggregat mit der Grundfläche eines DIN-A4-Blattes wird mit 100 und 125 PS angeboten, das maximale Drehmoment beträgt 170 Nm (bei der stärkeren Version kurzzeitig 200 Nm) in einem Drehzahlbereich von 1500 bis 4500 Umdrehungen. Der Wert dieser Zahlen wird im Vergleich mit dem gleichstarken 1.6-Liter-Benziner deutlich, der nur auf 150 Nm kommt, und dies erst zwischen 4000 und 4500 Touren. Uns gingen drei Fragen durch den Kopf, als wir in den Focus stiegen: Wird der kleine Turbomotor bei niedrigen Drehzahlen nicht verhungern? Müssen wir uns auf Dreizylinder-Gerappel einstellen? Und wie sieht es aus mit der versprochenen Sparsamkeit? Ford gibt für den EcoBoost-Focus mit 125 PS einen kombinierten Verbrauch von 5,0 Liter Super an, fast einen Liter weniger, als der 1,6-Liter-Sauger benötigt, der mit sechs Litern nicht einmal schlecht ist.
Der Ford Focus 1.0 EcoBoost im Fahrbericht (19 Bilder)

Unauffällige Revolution: Unter der Haube des Ford Focus kommt ein neuer Dreizylinder-Turbobenziner zum Einsatz.
Lässiger Durchzug
Bereits auf den ersten Metern zeigt der Focus, warum die Entwickler den Vergleich mit einem Dieselmotor bemühen: Der Wagen zieht souverän von unten durch, im Alltag kann man früh hochschalten und wird nebenbei mit einer erstaunlichen Laufruhe belohnt. Von einem Turboloch kann keine Rede sein, ab 1500 Umdrehungen ist der Dreizylinder vernünftig fahrbar, ab etwa 2000 Touren steht er in voller Blüte. Er kann aber auch anders: Obwohl der kleine Turbolader auf viel Drehmoment bei niedrigen Drehzahlen optimiert ist, lässt sich der EcoBoost bis zur Nenndrehzahl von 6000 Umdrehungen hochjubeln, es fühlt sich dabei nicht einmal zugeschnürt an. Dabei wählt er eine ganz eigene Stimmlage, die durchaus sportlich wirkt, ein sonores Knurren, unter Last unterlegt mit leicht pulsierenden Schwingungen, die wir im Vergleich zum Dröhnen mancher Vierzylindermotoren eindeutig vorziehen.