AMD Technology Analyst Day: Spekulationen schießen ins Kraut

Im Vorfeld der Veranstaltung, bei der AMD in den letzten Jahren jeweils einen Ausblick auf kommende Produkte gab, kocht die Gerüchteküche.

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Seit einigen Jahren lädt AMD jeweils um die Jahresmitte herum Analysten und die Presse ein und erläutert technische und finanzielle Ziele und Pläne. Morgen ist es wieder soweit, ab 8.30 Uhr Ortszeit (17.30 Uhr CEST) findet der 2007 Technology Analyst Day im AMD-Hauptsitz im kalifornischen Sunnyvale statt.

Angesichts der immensen finanziellen Verluste, der Verzögerungen bei der Einführung neuer Quad-Core-Prozessoren für Server (Barcelona, Budapest) und Desktop-Rechner (Phenom X4) sowie bei dem ursprünglich bereits für 2007 versprochenen neuen Mobilprozessor Griffin dürfte der morgige Donnerstag für AMD-Chef Hector de J. Ruiz und seinen CTO Phil Hester kein angenehmer Tag werden. Auch Ex-ATI-Mann Bob Drebin muss erklären, wie sein Team die aktuelle Dominanz von Nvidia im Markt der 3D-Grafikbeschleuniger kontern will – zumal Nvidia plant, im vierten Quartal 2007 seine nächste Grafikchipgeneration G90/G92 vorzustellen.

Auch wenn AMD durchaus Erfolge vorweisen kann – offenbar konnte man die Produktionsmengen und verkauften Stückzahlen von Desktop-PC- und Mobilprozessoren dramatisch steigern –, so steht doch die Frage im Raum, wie es in den nächsten Monaten weitergehen wird. Die Quad-Core-Opterons sollen zwar ab September zu haben sein, aber bloß mit vergleichsweise niedrigen Taktfrequenzen. Wirklich schnelle und deshalb teurere Chips kommen erst zum Jahresende. Deshalb dürften wohl auch größere Stückzahlen von attraktiven Phenom-X4-CPUs für Desktop-Mainboards mit PCI-Express-2.0-Steckplätzen erst 2008 zu haben sein. Dann will Intel allerdings schon erste Prozessoren der 45-Nanometer-Generation auf dem Markt haben, die höhere Taktfrequenzen erreichen und mehr L2-Cache bieten.

Angeblich will AMD den Performance-Abstand zu Intels Core 2 Duo im Desktop-PC-Bereich mit einem Athlon 64 X2 6400+ verkleinern, den man auf 3,2 GHz gezwiebelt hat. Ein solches Produkt nagt allerdings weiter am Sinn der Quad-FX-Plattform für Gamer, die ohnehin mit Problemen bei der Positionierung zwischen Desktop-PC und Workstation kämpft. Überhaupt scheint sich AMD mit notgedrungen niedrigen CPU-Preisen auf einen Stückzahl-Wettkampf im Segment der günstigen PCs zu konzentrieren: Beim Chipsatz AMD 690G hob man den im Vergleich zu Intel-Produkten niedrigen Preise ebenso hervor wie beim neuen Format-Konzept DTX.

Andere Spekulationen betreffen die Outsourcing-Pläne von AMD. Während ein Teil der AMD64-Prozessoren vom singapurischen Auftragsfertiger Chartered kommt, stammen die ATI-Grafikchips von UMC und TSMC. Damit stellt sich die Frage, wer letztlich das für AMD wichtige CPU-GPU-Kombiprodukt Fusion 2009 fertigen wird: Einige Analysten erwarten, dass TSMC dann sowohl den CPU- als auch den GPU-Teil (in 45-nm-Technik) herstellt und gemeinsam auf einen Die Carrier montiert. Andererseits will AMD aber auch eine neue, eigene Fab im US-Bundesstaat New York bauen, hätte also nach 2010 erheblich mehr Fertigungskapazität zur Verfügung.

Fusion dürfte AMDs Antwort auf Intels Silverthorne-Prozessoren für UMPCs und MIDs sein, von denen sich Intel riesige Stückzahlen verspricht. Allerdings will Intel angeblich auch in die im kommenden Jahr erwarteten Highend-Prozessoren der Nehalem-Generation einen Grafikkern integrieren.

Im Vorfeld des Technology Analyst Day hat AMD auch schon mal eine neue Puffertechnik für Server-Hauptspeicher angekündigt, außerdem dürften Roadmap-Updates zu erwarten sein: 2008 soll Shanghai, der 45-nm-Nachfolger des Barcelona-Vierkerns erscheinen, der dann im Verbund mit neuen Chipsätzen über HyperTransport 3.0 auch PCI-Express-2.0-Erweiterungen anbindet. 2009 ist dann ein 8-Kern-Serverprozessor namens Montreal geplant – dabei munkelt man, dass Montreal (wie heute Intels Quad-Core-Prozessoren) aus zwei CPU-Dice in einem Gehäuse bestehen könnte. (ciw)