3GSM: Mobilfunker-Pakt gegen Skype, ICQ & Co.

15 große Mobilfunk-Netzbetreiber tun sich zusammen, um gemeinsam den Erfolg kostenloser Instant-Messaging-Anbieter wie Skype, ICQ, Yahoo oder MSN einzudämmen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 133 Kommentare lesen
Lesezeit: 4 Min.

15 große Mobilfunk-Netzbetreiber tun sich zusammen, um gemeinsam den Erfolg kostenloser Instant-Messaging-Anbieter wie Skype, ICQ, Yahoo oder MSN einzudämmen. China Mobile, Orange, Telefonica Moviles, TeliaSonera, TIM, Turkcell, T-Mobile und Vodafone sowie die indischen GSM-Anbieter Aircel, Bharti, BSNL, Hutchison Essar, Idea, MTNL und Spice sind die Gründer der am Montag im Rahmen der 3GSM vorgestellten Personal IM-Allianz. Sie möchten ihren Kunden interoperables Instant Messaging samt Anwesenheitsinformation anbieten und so das übergreifen kostenloser IM-Dienste auf Mobiltelefone verhindern. Dafür greifen sie eine vor fünf Jahren von Ericsson, Motorola und Nokia gestartete Initiative auf und wollen den Mobile Internet Messaging and Presence Standard (IMPS) spät, aber doch noch einer Nutzung zuführen. Gemeinsam haben die 15 Firmen über 700 Millionen Kunden und hoffen auf Beteiligung von noch mehr Netzen.

"Der Absender bezahlt" ist dabei oberste Maxime – mit Betonung auf bezahlt. Anstatt bei Sender und/oder Empfänger Umsätze mit Datenverkehr zu machen, sollen jede Nachricht oder aber größere Nachrichtenbündel verrechnet werden. Dass das Prinzip, wonach der Empfang gratis ist, auch beim Roaming gilt, wollten die Manager jedoch nicht versprechen. Um ihr IM attraktiv zu machen, möchten die Netzbetreiber gemeinsam "die größte IM-Community der Welt" erschaffen. Es gehe darum, den Umsatz zu erhöhen, und zu verhindern, dass Andere die Dienste wie Instant Messaging, Chat oder Videofonie übernähmen, betonte Wang Jianzhou, Präsident des weltgrößten Mobilfunk-Netzbetreibers China Mobile.

Die meisten Highend-Handys mit "offenen" Betriebssystemen wie Symbian oder Windows Mobile" würden den Standard bereits unterstützen, wurde in Barcelona informiert. Im Lowend-Bereich werde IMPS nächstes Jahr Platz greifen. Dann soll die große Mehrheit aller verkauften Geräte den Standard unterstützen. Antonio Viana-Baptista, Vorsitzender bei Telefonica Moviles, forderte alle Netzbetreiber auf, die Angst vor Kannibalisierung (gemeint ist eine Schmälerung der Umsätze mit SMS und Mobile E-Mail) zu überwinden. Das Angebot sei attraktiver als jenes der am PC dominierenden IM-Dienste. Die Mobilfunker könnten ihre Kunden nämlich vor Spam und Viren schützen. Auch T-Mobiles Rene Obermann sieht kaum Kannibalisierungsrisiko. IM würde SMS und Mobile E-Mail ergänzen und nicht verdrängen. Während Ricardo Ruggiero (TIM) dem Wunsch nach Interoperabilität auch mit Mehrwertdienste- und Festnetzanbietern Ausdruck verlieh, erwähnte Sanjiv Ahuja (Orange) laufende Verhandlungen mit Yahoo und MSN über mögliche Kooperationen.

Mit Orange und Vodafone haben zwei Branchenriesen, bereits einen konkreten Zusammenschaltungsvertrag unterzeichnet. In Frankreich wird IMPS seit einigen Monaten eingesetzt. Orange, Bouygues Telecom und die zu 44 Prozent Vodafone gehörende SFR haben dafür bereits über 100.000 Kunden gewonnen. Orange möchte den Dienst noch in diesem Jahr auf die Niederlande, Rumänien und Großbritannien ausdehnen.

Zum 3GSM World Congress 2006 siehe auch:

(Daniel AJ Sokolov) / (jk)